#Interview

Ein Startup, das effizientere Batteriespeicher entwickelt

Bei Stabl dreht sich alles um Batteriespeicher. "Batteriespeichersysteme sind unverzichtbar für die Energiewende. Aktuelle Batteriespeichersysteme haben allerdings einige Nachteile: Gefährlich hohe Spannungen erfordern geschultes Personal bei Installation und Wartung", sagt Stabl-Mitgründer Nam Truong.
Ein Startup, das effizientere Batteriespeicher entwickelt
Donnerstag, 1. Oktober 2020VonAlexander Hüsing

Das junge Münchner Unternehmen Stabl, das von Arthur Singer, Christoph Dietrich, Martin Sprehe und Nam Truong gegründet wurde, entwickelt eine “neue Generation Wechselrichter, die die Leistung und Effizienz der Batteriespeicher auf eine höhere Stufe heben”. Die Wurzeln der Idee stammen aus Forschungsprojekten an der Technischen Universität München und der Universität der Bundeswehr München.

Energie360, der Smart Energy Innovation Fund, die Initiative for Industrial Innovators und weitere Business Angels investierten kürzlich 1 Million Euro in Stabl. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Stabl-Mitgründer Truong über Energiesysteme, die Energiewende und Wechselstrom.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Stabl erklären?
Wir alle wollen etwas für das Klima tun und die Energiewende vorantreiben. Damit das Licht nicht ausgeht, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht, braucht es Batteriespeicher. Diese speichern den Strom, wenn er nicht gebraucht wird und stellen ihn zu einem späteren Zeitpunkt wieder bereit. Leider sind die heutigen Batteriespeicher ineffizient, zu teuer und brauchen speziell geschultes Personal. Wir von Stabl Energy entwickeln daher Batteriespeicher, die sicher, effizient und kostengünstig sind.

Welches Problem genau wollt Ihr mit Stabl lösen?
Batteriespeichersysteme sind unverzichtbar für die Energiewende und sind Bestandteil nachhaltiger Energiesysteme. Aktuelle Batteriespeichersysteme haben allerdings einige Nachteile: Gefährlich hohe Spannungen erfordern speziell geschultes Personal bei Installation und Wartung. Die Speicher bestehen aus einer Kette von in Serie geschalteten Batterien, wodurch der Ausfall von nur einer Batterie zum kompletten Systemausfall führt. Zudem verursachen die Wechselrichter, die den Gleichstrom der Batterie zu nutzbarem Wechselstrom für das Netz umwandeln, zu hohe Energieverluste. Mit Stabl Energy setzen wir an diesen drei Nachteilen an und möchte einen neuen Standard für Batteriespeichersysteme setzen.

Wie genau muss man sich das vorstellen?
Wir entwickeln modulare Wechselrichter und ermöglichen so ein sicheres, hocheffizientes und flexibles Design von Batteriespeichersystemen. Mit unserer Technologie werden die Batteriesysteme aus mehreren Batterien mit geringer Spannung aufgebaut, die dynamisch miteinander verschaltet werden können. Somit ist der Speicher berührsicher; am Ausgang wird dennoch der erforderliche Wechselstrom bereitgestellt. Durch den modularen Aufbau erhöhen wir die Ausfallsicherheit des Systems. Bei Ausfall eines Moduls kann dieses einfach überbrückt werden. Nicht zuletzt verringern wir die Verluste bei der Umwandlung um bis zu 70 %. All diese Maßnahmen machen Stabl zum Innovator für wirtschaftlich attraktive und sichere Batteriespeichersysteme Made in Germany.

Jede Woche entstehen dutzende neue Startups, warum wird ausgerechnet Stabl ein Erfolg?
Der technische Vorteil unserer Technologie wurde in langjährigen Forschungsprojekten an der TU München, der Universität der Bundeswehr München und der Hochschule Osnabrück entwickelt und bestätigt. Durch die stark fallenden Preise von Halbleiterkomponenten kann unsere Technologie nun wirtschaftlich produziert und eingesetzt werden. Durch eine Vielzahl von Patenten, die teilweise schon erteilt, teilweise noch in Arbeit sind, sichern wir uns einen wichtigen Wettbewerbsvorteil. Außerdem haben wir ein topp Gründer- und Mitarbeiterteam aus erfahrenen Ingenieuren und Betriebswirten.

Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Wir arbeiten mit Batteriespeicherherstellern zusammen und liefern unseren Partnern unsere Wechselrichter, damit diese in den Batteriespeicher integriert werden. Unsere primäre Rolle ist es, Zulieferer der Wechselrichter für Batteriesystemhersteller zu sein.

Wer sind eure Konkurrenten?
Wir fokussieren uns primär auf uns und die Vorteile, die wir haben. Wichtige Mitbewerber sind dabei sicherlich Hersteller von Wechselrichtern. Diese sind jedoch hauptsächlich auf dem Markt für Photovoltaik-Wechselrichter aktiv. Wir glauben deshalb, dass wir durch unseren Fokus und unsere Spezialisierung auf Batteriespeicher einen starken Marktvorteil haben, der nicht leicht aufzuholen ist.

Wie ist überhaupt die Idee zu Stabl entstanden?
Seinen Ursprung hat Stabl Energy in einem Forschungsprojekt, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt 2017 finanziert wurde, in dem sich zwei unserer vier Gründer, Arthur und Martin, kennengelernt haben. Arthur hat über die Technologie hinter dem Stabl Wechselrichter an der Universität der Bundeswehr München promoviert und in dieser Zeit wurde schnell klar, dass die Stabl Technologie konventionellen Wechselrichtern überlegen ist. Laborversuche bestätigten die höhere Effizienz über den gesamten Leistungsbereich. Dazu kommen zahlreiche Vorteile in der Handhabung, der Logistik und der Produktion. Nachdem das Gründerteam um die ehemaligen Kommilitonen von Arthur, dem Batterie-Experten Nam und Strategie-Chef Christoph erweitert wurde, konnten wir nicht anders, als nach Studium und Promotion 100 % unserer Zeit STABL zu widmen, um unser Produkt auf den Markt zu bringen.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Auch an uns ist Corona nicht spurlos vorbeigegangen. Uns ist vor allem aufgefallen, dass Kunden Projekte erstmal nach hinten verschoben haben. Zudem hat sich die Kommunikation personalbedingt erheblich verlangsamt. Zuletzt konnten wir lange Zeit nicht die Vorteile unseres Systems vor Ort demonstrieren, was ebenfalls zu einer Verzögerung bei Abschluss von Pilotprojekten führte. Um unser Team zu schützen, haben wir natürlich entsprechende Maßnahmen getroffen, was bei der Entwicklung von Hardware eine zusätzliche Herausforderung ist und diese verlangsamt. Das merkten wir aber auch bei Zulieferern, die aufgrund der Situation vereinbarte Termine nicht ganz halten konnten.

Wo steht Stabl in einem Jahr?
In einem Jahr wird die Technologie die Prototypen- und Demonstrationsphase überwunden haben und wir werden mit einem zertifizierten Produkt in den Markt eingestiegen sein. Das bedeutet, dass wir zusammen mit unseren Partnern kommerzielle Projekte durchführen und einige Stabl Batteriespeicher bei Kunden in Betrieb genommen haben. Wenn alles klappt, werden wir auch eine weitere Finanzierungsrunde aufgenommen haben und eine Skalierungsphase durch eine Internationalisierung vorantreiben. Wir blicken in jedem Fall sehr positiv auf das nächste Jahr und in die Zukunft.

Start-ups mit Impact powered by Samsung

In unserem Themenschwerpunkt “Start-ups mit Impact” berichten wir regelmäßig über die Zebras unter den Start-ups. Wir begleiten die Geschichten von Gründungsteams mit innovativen technischen Lösungen, die nachhaltige und wirtschaftliche Ziele gleichermaßen verfolgen. Die Rubrik wird gefördert von Samsung in Partnerschaft mit dem Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland und dem Impact Hub Berlin, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, an besseren Rahmenbedingungen für soziale Innovationen mitzuwirken. In der Artikelreihe beleuchten wir das Potenzial der Zebra-Szene. Weitere Infos bei: Samsung for Impact.

Foto (oben): Stabl

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.