#Interview

“Mir scheint, dass wir hier weniger luftige Ideen haben”

"Ich habe das Gefühl, dass in Köln alles etwas handfester ist als an anderen Standorten. Wenn ich mir die Geschäftsmodelle der großen Kölner Startups und Scaleups anschaue, wird da doch schon ordentlich Umsatz gemacht", sagt Niklas Hellemann, Mitgründer von SoSafe.
“Mir scheint, dass wir hier weniger luftige Ideen haben”
Mittwoch, 23. September 2020VonTeam

Bei SoSafe, das 2018 von Niklas Hellemann, Lukas Schaefer und Felix Schürholz in Köln gegründet wurde, dreht sich alles um Phishing-Emails, Ransomware-Fallen und Viren. Aber im guten Sinne. Das Unternehmen schult seine Nutzer im Umgang mit diesen Themen. Das 2018 gegründete Unternehmen verfügt bereits über 220 Kunden. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer Hellemann einmal ausführlich über den Startup-Standort Köln.

Reden wir über den Standort Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Ich befürchte das Klischee trifft zu: Köln ist ein großes Dorf und dadurch sind die Netzwerke etwas enger und man erhält schneller Unterstützung oder Informationen. Durch die Nähe zu großen Corporates ist auch der Austausch mit möglichen Kunden erleichtert. Daneben ist der Arbeitsmarkt durch zahlreiche große Universitäten im Umland wie Aachen, Bonn und dem Ruhrgebiet einfach sehr gut aus Unternehmenssicht.

Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Ich habe das Gefühl, dass in Köln alles etwas pragmatischer und handfester ist als an anderen Standorten. Wenn ich mir die Geschäftsmodelle der großen Kölner Startups und Scaleups anschaue, wird da doch schon ordentlich Umsatz gemacht. Mir scheint, dass wir hier weniger luftige Ideen haben und mehr Substanz und Anpack-Spirit.

Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
Der Arbeitsmarkt in Köln ist sicherlich ein starker Standortvorteil. Neben der angesprochenen Nähe zu großen Universitäten ist Köln auch einfach eine attraktive Stadt, in die es kluge und kreative Menschen zieht. Nicht ganz so “too cool for school” wie Berlin, aber vielfältig und vor allem tolerant und weltoffen.

Was fehlt in Köln noch?
Den Kölnern fehlt häufig ein Plan – vieles wird hier “us de Lamäng”- aus dem Ärmel geschüttelt – gemacht. Ich vermisse zum Beispiel ein durchgehendes städtebauliches oder mobilitätsbezogenes Konzept seitens der der Stadt. Mir scheint, dass hier gerne der Status Quo gewahrt wird und politisch daher die falschen Fokuspunkte gesetzt werden. Wenn man zum Beispiel die aktuellen Debatten zur Kommunalwahl verfolgt, ist eines der dominierenden Themen „wie kann Karneval in der Corona-Krise stattfinden“? Das finde ich schade, denn Köln ist wesentlich mehr als Karneval.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Erstens: Weniger Startup-Spaßveranstaltungen ohne Fokus, mehr Austausch zu konkreten Themen. Zweitens: Eine Prise mehr Moonshots. Drittens: Mehr Fahrradfreundlichkeit – Köln ist in Punkto moderner Mobilität eine absolute Katastrophe – zum Beispiel sollte die Venloer Straße sofort eine Fahrradstraße werden, damit ich mir keine Sorgen mehr um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Weg zur Arbeit machen muss.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit circa 400 Startups, über 60 Coworking Spaces, Acceleratoren und Inkubatoren sowie attraktiven Investoren, zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH#Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

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