“Ein Gründer hat mehr Einfluss, als er tatsächlich glaubt”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Sonny Vu, Gründer von Arevo, einem E-Bike-Unternehmen aus dem Silicon Valley.
Wie startest du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Mit Musikmeditation und Lesen der Bibel bevor ich die News auf meinem Smartphone checke. Danach bereite ich mich auf den Tag vor und mache das Frühstück für meine Familie. Währenddessen höre ich Hörbücher in zwei- bis dreifacher Geschwindigkeit – je nach Buchdichte. Derzeit höre ich „Just Send Me Words“ von Orlando Figes.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Ich schalte gar nicht ab. Meist versuche ich vor dem Schlafengehen meine täglichen Liegestütze und Kniebeugen zu machen und sobald die Arbeit getan ist, schlafe ich einfach ein. Die Leute, die mich kennen, wissen, dass ich schneller einschlafe als jeder andere – das dauert im Normalfall nicht länger als 30 Sekunden.
Was über das Gründerdasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Ich hätte gerne vorher gewusst, dass ein Gründer mehr Einfluss hat, als er tatsächlich glaubt. Denn das wird sehr schnell zur Realität.
Was waren die größten Hürden, die du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Die erste Finanzierungsrunde zu überstehen, war jedes Mal eine große Herausforderung. Da ist es egal, wie viele Exits ich bereits hatte. Denn es gab genug Skeptiker da draußen – sogar die, die mich gut kennen – die an meinen Ideen gezweifelt haben.
Was waren die größten Fehler, die du bisher gemacht hast – und was hast du aus diesen gelernt?
Ich habe zu schnell Personal eingestellt und zu langsam entlassen. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass ich anders herum besser fahre.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Ich arbeite gerne mit gescheiterten Unternehmern zusammen. Sie haben am eigenen Leib erfahren müssen, wie schwer es ist, Geld zu verdienen. Sie können außerdem in der Regel gut mit der Ungewissheit und dem dynamischen Wesen von Unternehmensgründungen umgehen. Auch schätze ich die Zusammenarbeit mit Migranten der ersten Generation. Sie hatten es im Leben oft sehr schwer und sind demzufolge ambitioniert und fokussiert, die Dinge wirklich ins Rollen zu bringen. Vor allem setze ich aber auf Menschen, mit denen ich bereits in der Vergangenheit erfolgreich zusammengearbeitet habe, die mit mir durch gute und schlechte Zeiten gegangen sind und die auch meine schlechten Seiten kennen, aber trotzdem noch mit mir arbeiten wollen.
Welchen Tipp hast du für andere Gründer?
Findet Wege, wie ihr schneller und effektiver lernen könnt und hört niemals damit auf!
Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Google Sheets!
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Indem wir unseren Mitarbeiter dabei helfen, zu verstehen, warum das, was wir tun, wichtig ist und warum wir es eben genau so machen. Außerdem schaffen wir einen Raum, in dem alle Team-Mitglieder offen sagen können, wenn sie der Meinung sind, dass falsche Entscheidungen getroffen werden. Alternative Vorschläge bei Herausforderungen sind auch sehr willkommen.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Das war ganz klar der Reverse Pitch meiner zweiten Firma – AgaMatrix – am 11. September 2002. Wir hatten es wirklich schwer, Finanzierungsmittel zu sammeln. Mein Mitgründer und ich haben unsere Ersparnisse aufgebraucht, um zwei Monate lang die Löhne unserer Mitarbeiter zu decken. Am Ende lief die Gehaltsabrechnung sogar für zwei weitere Monate über unsere eigenen Kreditkarten. Und es war immer noch kein Geld in Sicht. Das war der Zeitpunkt, an dem klar war, dass wir zu noch radikaleren Maßnahmen greifen müssen. Also luden wir Investoren zum ersten Jahrestag des 11. Septembers, an dem normalerweise niemand in den USA irgendwohin fliegen würde, zu einem Reverse Pitch ein. Wir haben ihnen ein Term Sheet ausgehändigt und einfach gefragt, wer investieren würde. So konnten wir gerade noch rechtzeitig einen Serie-A-Deal abschließen.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.
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