“Irgendwann habe ich mir dann gedacht – ganz oder gar nicht”
Vor acht Jahren gründete der Reeperbahn-Türsteher Kevin Herbst mit 400 Euro Startkapital die Streetwear-Marke Men of Mayhem. “Wenn ich ehrlich bin, hatte ich am Anfang gar kein Konzept. Es war vielmehr eine Idee, aber von einem Konzept war ich weit entfernt. Erst als die Nachfrage auf die ersten Teile tatsächlich stieg und ich merkte, dass die Marke wirklich Potenzial hat, habe ich meinen Job an den Nagel gehängt und alles auf Men of Mayhem gesetzt”, blickt Herbst zurück.
Der Mut zahlte sich aus: “Wir konnten in den letzten Jahren konstant unseren Jahresumsatz verdoppeln, was auch für mich noch immer überwältigend ist. Wir sind heute bei einem siebenstelligen Jahresumsatz. Unser Team besteht zurzeit aus neun hochmotivierten Mitarbeitern. Die Reichweiten auf unseren Social Media-Kanälen steigt stetig und liegt bei Facebook aktuell bei 100.000 echten Fans. Muss ja heute dazu erwähnt werden.” Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Herbst außerdem über Authentizität, Influencer und Gewinnspiele.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Men of Mayhem erklären?
Men of Mayhem ist eine Bekleidungsmarke für Deerns und Keerls, die den Motorrad Lifestyle leben und verkörpern. Wir vertreiben im Internet und in einigen lokalen Shops unsere Produkte. Unser Sortiment umfasst hochwertige Ober- und Unterbekleidung, sowie Accessoires. Wir haben sogar auch den passenden Becher für deinen Tee, Oma!
Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Wenn ich ehrlich bin, hatte ich am Anfang gar kein Konzept. Es war vielmehr eine Idee, aber von einem Konzept war ich weit entfernt. Erst als die Nachfrage auf die ersten Teile tatsächlich stieg und ich merkte, dass die Marke wirklich Potenzial hat, habe ich meinen Job an den Nagel gehängt und alles auf Men of Mayhem gesetzt. Mit diesem Schritt entstanden automatisch die ersten Ziele, da ich mich ab dem Moment intensiv mit dem Aufbau der Marke beschäftigen musste und wollte. Heute ist es natürlich anders. Das Team ist gewachsen und jeder auch gleichzeitig mit seinen Aufgaben. Dadurch hat sich natürlich vieles verändert und ist wesentlich planbarer geworden. Wir verfolgen definierte Ziele und arbeiten dabei sehr agil. Eine Besonderheit ist mit Sicherheit die Tatsache, dass wir fast alle Bereiche intern abdecken, speziell auch das Marketing. Wir designen und entwickeln unsere Produkte selber und schmieden die passenden Kampagnen dazu. Da einige Mitarbeiter aus unserem Team Vorgeschichten in Werbeagenturen hatten, sind wir in solchen Prozessen sehr flexibel und schnell. Diese Unabhängigkeit wollen wir auch unbedingt beibehalten. Wir sind quasi unsere eigene Marketing Agentur – nur nicht so wild, mit einem Kicker im Büro.
Wie ist überhaupt die Idee zu Men of Mayhem entstanden?
Vor Men of Mayhem habe ich als Grafiker in einer Agentur gearbeitet und mir nebenbei noch mein Zubrot als Türsteher verdient. Als mir die Idee zu Men of Mayhem kam, habe ich einfach mal ein paar Logos gestaltet und losgelegt. Von dem heutigen Logo habe ich anfangs ein paar Shirts für meine Jungs bedruckt. Nach einer Weile waren die Teile auf dem Hamburger Kiez heiß begehrt und ich habe noch aus meinem Kofferraum die Shirts verkauft. Als ich merkte, dass ich daraus eventuell ein eigenes Business machen könnte, habe ich meine Arbeitszeiten als Grafiker reduziert und mich an meine eigenen Sachen gesetzt. Schritt für Schritt, mit eigener Kohle und etlichen Nachtschichten. Irgendwann habe ich mir dann gedacht – ganz oder gar nicht. Also habe ich meinen Job aufgegeben und all meine Energie in den Aufbau der Marke gesteckt.
Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Wir vertreiben unsere Marke exklusiv auf unserer Website und verzichten dabei bewusst auf Marktplätze. Zudem gibt es noch unseren eigenen Flagship Store in Hamburg, sowie einige Händler mit denen wir zusammenarbeiten. Ein weiterer Teil des Gesamtumsatzes generieren wir auf Motorrad Messen, wie den Harley Days in Hamburg. Messen dieser Art sind bei uns nicht nur Kassenschlager, sie sind auch ein Zusammenkommen der Community & Rock’n’Roll pur. Das richtige Gespür für die Zielgruppe bekommst du nicht vor dem Bildschirm, du musst ein Teil der dieser Community sein. An unseren Messeständen werden wir von Kunden aus ganz Deutschland besucht. Diese Nähe zu den Kunden schaffst du durch keine noch so gute Werbekampagne. Ich denke, da wir genau das auch transportieren, sind wir eine Marke mit Gesicht.
Wie hat sich Men of Mayhem seit der Gründung entwickelt?
Ich hatte anfangs ehrlich gesagt nicht gedacht, dass meine Marke, das Logo, welches ich an meinem Rechner gestaltet habe, mal solche Ausmaße annehmen würde. Seitdem hat sich die Marke und das Unternehmen sehr zufriedenstellend entwickelt, würde ich meinen. Die Umsätze steigen und ich bekomme zunehmend graue Haare. Durch das wachsende Sortiment mussten wir mittlerweile dreimal umziehen, da die Kapazitäten im Lager nicht mehr ausgereicht haben. Mit solchen Wachstumssprüngen habe ich absolut nicht gerechnet. Mit dem Umsatz steigen die Arbeit und die Herausforderungen. Diese fangen bei dem Bestellvolumen an und hören bei Logistik auf. Hinter den Kulissen haben wir so manche Nachtschicht geschoben, um der Arbeit gerecht zu werden. Das Team spielt bei alledem auch eine sehr wichtige Rolle. Wir sind mittlerweile neun Mitarbeiter und ein echt gut eingespieltes Team. Dabei habe ich nie aktiv durch Werbeanzeigen oder ähnliches nach neuen Mitarbeitern gesucht. Die Arbeitsverhältnisse entstanden fast alle durch private Zusammentreffen. Wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis, was für uns gleichzeitig Arbeiten in entspannter Atmosphäre bedeutet. Das ist mir persönlich sehr wichtig, auch ich möchte an meinem Arbeitsplatz eine positive Zeit verbringen.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Men of Mayhem inzwischen?
Wir konnten in den letzten Jahren konstant unseren Jahresumsatz verdoppeln, was auch für mich noch immer überwältigend ist. Wir sind heute bei einem siebenstelligen Jahresumsatz. Unser Team besteht zurzeit aus neun hochmotivierten Mitarbeitern. Die Reichweiten auf unseren Social Media-Kanälen steigt stetig und liegt bei Facebook aktuell bei 100.000 echten Fans. Muss ja heute dazu erwähnt werden.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
So richtig schief ist bei uns bisher nichts gelaufen, zum Glück. Was nicht heißt, dass bei uns immer alles glatt läuft. Auch wir sind von Lieferanten und Produzenten abhängig, wo immer mal etwas schiefläuft. Das bleibt nicht aus und gehört leider zum Geschäft.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ob wir alles richtig gemacht haben, wage ich zu bezweifeln. Aber ich kann zumindest sagen, dass unser Konzept, unser Brand exklusiv zu halten und dabei hauptsächlich auf social media ads zu setzen, offenbar aufzugehen scheint. Ebenso würde ich aus meiner persönlichen Sicht sagen, dass wir es geschafft haben, unsere Produkte durch die Preisstabilität wertig zu halten, was sie auch sind. Ich sehe keinen Grund dafür, durch große Rabattaktionen und Abverkäufe die Produkte in diesem Sinne abzuwerten. Das Textil kosten uns in der Produktion im Winter ebenso viel, wie im Sommer. Genau aus diesem Grund haben unsere Textilien auch das ganze Jahr über denselben Preis. Lediglich zum Freitag, den 13., gibt es immer 13 % Rabatt. Für die heutige Zeit ist sicherlich erwähnenswert, dass wir mit keinen bezahlten Influencern zusammenarbeiten. Wir setzen in unserer Kommunikation ausschließlich auf Authentizität der Marke. Keine Gewinnspiele, keine Rabatt-Codes. Nur echte Menschen, die mit der Marke sympathisieren. Siehst du jemanden mit einem Men of Mayhem Teil, hat er es bezahlt, wie alle anderen auch. Bei uns sind Followerzahlen kein akzeptiertes Zahlungsmittel. „Nur der Überzeugte überzeugt“, so heißt es in einem Zitat von Joseph Joubert und das würde ich in diesem Zusammenhang auch so unterschreiben.
Wo steht Men of Mayhem in einem Jahr?
Vermutlich noch immer in Reinbek. Wenn alles gut läuft, hoffentlich mit weiteren Mitarbeitern, jede Menge neuer Teile & weiterhin Spaß bei der Arbeit. Konkret steht allerdings der EU-weite Ausbau der Marke an. Wir haben auf diesem Weg noch einige Hürden zu nehmen. Daher haben wir bis zum nächsten Jahr, was ja im Geschäftsleben nach gefühlt dreimal schlafen ist, noch einiges auf der To-Do Liste. In diesem Sinne, guten Rutsch.
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