#Interview

“Zuerst werden bei einem Kaffee die Zahlen gecheckt”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Mir ist es wichtig, jeden Tag so zu gestalten, dass ich regelmäßige Pausen vom Display habe. So gehe ich mittags Laufen, um mich abzulenken und im Kopf wieder frisch zu werden", sagt Stefan Sinnegger, Gründer von PowUnity.
“Zuerst werden bei einem Kaffee die Zahlen gecheckt”
Dienstag, 19. Mai 2020VonAlexander Hüsing

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Stefan Sinnegger, Gründer von PowUnity. Das Innsbrucker Unternehmen verkauft BikeTrax, einen GPS-Tracker für E-Bikes. Fahrradbesitzer können damit im Falle eines Fahrraddiebstahls nachvollziehen, wo sich ihr gestohlenes Rad befindet und so die Sicherstellung und Rückholung veranlassen.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
In der Regel stehe ich um 6.00 Uhr auf, um pünktlich um 7.30 Uhr im Büro am Rechner zu sitzen. Zuerst werden bei einem Kaffee die Zahlen des letzten Tages gecheckt: Wie viele GPS-Tracker wurden verkauft? Welche Deckungsbeiträge wurden erreicht? Ganz wichtig ist uns das Feedback der Kunden: Gab es Rückmeldungen zum Produkt? Was stört? Was ist top? Was sollten wir beim nächsten Update berücksichtigen?

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Mir ist es wichtig, jeden Tag so zu gestalten, dass ich regelmäßige Pausen vom Display habe. So gehe ich mittags Laufen, um mich abzulenken und im Kopf wieder frisch zu werden. Abends verbringe ich die Zeit gerne mit meiner Freundin. An den Wochenenden geht es in die Berge. Im Winter zum Skifahren und im Sommer natürlich zum Biken, aber auch beim Lesen kann ich wunderbar abschalten.

Was über das Gründer-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Da gibt es eigentlich nichts Spezielles. Schlussendlich ist es der kontinuierliche Prozess verbunden mit den täglichen, neuen Herausforderungen die dazu beitragen, unser Unternehmen wie auch uns als Team ständig besser zu machen. Würden wir den Weg nicht gehen, also hätten wir Short-Cuts, würde uns der so wichtige Lernprozess fehlen.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Eine Hürde im klassischen Sinn fällt mir nicht ein. Eine zu erwähnende schöne Herausforderung ist es jedoch, die Unternehmung dem schnellen Wachstum entsprechend gesamtheitlich zu entwickeln. Denn ein stark ansteigender Verkauf ist nur sinnvoll, wenn auch die Produktion, Logistik und der Kunden-Service entsprechend mithalten können.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Bei unserem ersten Produkt, welches wir auf den Markt gebracht haben, hatten wir auf Bluetooth Technologie gesetzt. Bluetooth ist für die Entwicklung von Tracking-Produkten ein nicht zu empfehlender Standard, wenn es als Haupt-Technologie und nicht als ergänzende Übertragungstechnologie eingesetzt wird.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Tatsächlich gelingt uns die Erweiterung unseres Teams am besten durch den Auf- beziehungsweise Ausbau des Netzwerks rund um PowUnity. Auf Basis von Empfehlungen haben wir tolle Mitarbeiter gefunden.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
So schnell wie möglich und mit einem möglichst geringen finanziellen Aufwand sowie damit verbundenem Risiko ins Tun zu kommen. Wenn man die Prinzipien eines Lean-Start-ups ganzheitlich (und nicht nur theoretisch) versteht und umsetzt, hat man optimale Voraussetzungen für die Realisierung der eigenen Geschäftsidee.

Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Ein solches Tool gibt es für uns nicht; es würde eine zu große Abhängigkeit bedeuten. Allerdings baut der Erfolg unserer Unternehmung stark auf unserem In-House programmierten CRM-System auf. Es ist der Dreh-und Angelpunkt aller Verkaufs-Logistik und Arbeitsablauf-Aktivitäten.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Indem wir die Arbeit aller Mitwirkenden auf seine/ihre Kompetenzen zugeschnitten bestmöglich anpassen. Wir wollen gemeinsam herausfinden, wer sich wie und wo in der Unternehmung am wohlsten fühlt, weil wir der Überzeugung sind, dass sich das individuelle Potenzial so am besten entfalten lässt.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Ein einzelnes „wildes“ Erlebnis kann ich nicht hervorheben. Der gesamte Weg von der Entstehung erster Ideen bis zur jetzigen Wachstumsphase ist außerordentlich, unglaublich und jeden Tag aufs Neue total spannend.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

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Foto (oben): PowUnity

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.