#Gastbeitrag
Weiße Weste und schwarze Zahlen: Zebras kommen in der Startup-Szene an
Gerade in turbulenten Zeiten, wie der derzeitigen COVID-19-Pandemie, ist gemeinschaftliches Handeln und Verantwortung übernehmen das Gebot der Stunde. Zahlreiche Menschen wachsen in dieser schwierigen Zeit über sich selbst hinaus und vollbringen tagtäglich beeindruckende Leistungen, um die Wirtschaft und Gesellschaft am Laufen zu halten. Auch zahlreiche Startups haben schnell gehandelt und beispielsweise Software oder Services kostenfrei zur Verfügung gestellt. Solches Engagement zeigt, wie viel Gutes in kürzester Zeit gemeinsam bewirkt werden kann, wenn es darauf ankommt.
Was Zebras und Einhörner unterscheidet
Davon abgesehen, gibt es bereits zahlreiche Startups, die tagtäglich, als fester Teil ihres Geschäftsmodells, eine positive Wirkung auf Wirtschaft und Gesellschaft haben. Startups, die nicht mehr nur ausschließlich profitorientiert agieren, werden als “Zebras” bezeichnet, in Abgrenzung zu Einhörnern, die nach schnellem Wachstum und Profit streben. “Zebras” sind nicht in einem “Entweder-Oder”-Modus, es geht nicht darum, entweder ein schnelles Wachstum beziehungsweise Profitmaximierung oder ausschließlich einen Mehrwert für die Gesellschaft zu erzielen. Vielmehr sind die Zebras sowohl schwarz als auch weiß, also wollen profitabel und nachhaltig sein.
Der Ursprung des Zebra-Begriffs
Wer sind diese Zebras und wo kommen sie her? Der Zebra-Begriff hat seinen Ursprung in einem Artikel der Medium aus dem Jahr 2017. Damals klagten vier GründerInnen die Einhorn-Kultur der Startup-Szene an. Das Problem seien Investoren, die ständig auf der Suche nach dem nächsten Einhorn sind. Unter einem System, das Gewinnmaximierung vor echtem Impact priorisiere, leiden jedoch vor allem Startups, die nachhaltig wachsen und einen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen möchten. Neben der Balance zwischen Nachhaltigkeit und wirtschaftlichem Wachstum, agieren Zebras zudem typischerweise netzwerkorientiert. Statt einer “The Winner takes it all”-Logik, die gerade bei digitalen Plattformen vorkommt, sind diese Startups gemeinschaftlich orientiert.
Nachhaltigkeit ist mehr als Greentech
Obwohl sich auch in Deutschland mittlerweile mehr und mehr Startups offiziell als Zebra bezeichnen – so zum Beispiel das Projekt Tomorrow für nachhaltigeres Banking oder Folkdays, ein Startup für fair hergestellte Kleidung, Accessoires und Einrichtungsgegenstände – könnte die Aufmerksamkeit für die Bewegung nach wie vor höher sein. Zwar sind Nachhaltigkeitsthemen bereits seit einigen Jahren im Kommen, wurden aber bei der Vergabe großer Fundings oftmals vernachlässigt. Zudem liegt bei der Berichterstattung über nachhaltige Startups häufig ein starker Fokus auf Greentech. Doch das greift zu kurz. Langfristig könnte die Gesellschaft davon profitieren, wenn auch nachhaltige Startups anderer Segmente eine erhöhte Aufmerksamkeit bekommen. Denn: Höhere Aufmerksamkeit kann zu mehr Kunden, Investitionen und speziellen Angeboten führen – und kann damit die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle vorantreiben.
Mehr Angebote für nachhaltige Gründer
Insgesamt hat sich zwar in den letzten Jahren bereits ein wachsendes Netzwerk aus Investoren, Fördermitteln, Acceleratoren und Wettbewerben für nachhaltige Startups entwickelt. Die bestehenden Angebote reichen aber noch längst nicht aus, damit alle vielversprechenden Ideen nachhaltiger Startups umgesetzt werden können – wodurch der Gesellschaft Chancen auf zukunftsorientierte Produkte und Services entgehen. Dabei ist die Bandbreite nachhaltiger Startups breit gefächert: Ob die jungen Unternehmen an neuen Technologien zur besseren Müllverwertung arbeiten, fair hergestellte Produkte verkaufen oder mit smarten Tools Kindern zu einer besseren Bildung verhelfen – es gibt unzählige Probleme auf der Welt, die gelöst werden wollen.
Unterstützung ist gerade in der Frühphase entscheidend
Um solche spannenden Ansätze innerhalb kurzer Zeit voranzutreiben, können gerade in der Frühphase von Startups Accelerator-Programme helfen, gezielt die richtigen Kompetenzen von GründerInnen aufzubauen. GründerInnen sollten deshalb die Augen nach solchen Programmen offenhalten und etwas Mühe für eine Bewerbung nicht scheuen. Aufgrund der wachsenden Relevanz und des zunehmenden Bewusstseins in der Bevölkerung ist davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren noch weitere solche Angebote hinzukommen werden – wodurch immer mehr Zebras unter den Startups die Möglichkeit bekommen, sich als feste Größe in der Startup-Szene zu etablieren.
Zur Autorin
Heba Aguib ist Chief Executive des Accelerator-Programmes RESPOND bei der BMW Foundation Herbert Quandt. Mit RESPOND werden GründerInnen unterstützt, die durch innovative Technologien und unternehmerische Ansätze nachhaltige Lösungen für globale Herausforderungen entwickeln.
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