Von Alexander
Montag, 20. April 2020

“Durchhalten und zügig sowie konsequent in den Vertrieb gehen”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Zunächst überfliege ich meine Emails um einen ersten Überblick zu bekommen. Im Anschluss daran folgt eine kurze Besprechung mit dem Team", sagt Falk-Florian Henrich, Gründer von Smart Steel Technologies.

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Falk-Florian Henrich, Gründer von Smart Steel Technologies. Das Berliner Unternehmen positioniert sich als Anbieter von KI-Lösungen für die Optimierung von Prozessen in Stahlwerken.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Zunächst überfliege ich meine E-Mails um einen ersten Überblick zu bekommen. Im Anschluss daran folgt eine kurze Besprechung mit dem Team, damit alle auf einen gemeinsamen Stand und die Aufgaben klar verteilt sind.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Abschalten kann ich, indem ich Zeit mit meiner Familie einplane und diese auch konsequent einhalte. Ein Waldspaziergang eignet sich auch super zum Abschalten, genau so wie Lesen.

Was über das Gründer-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Smart Steel Technologies ist meine zweite Unternehmensgründung. Bevor ich im Jahr 2011 mein erstes Unternehmen, die CeleraOne GmbH, gründete, war mir unklar, wie B2B-Vertrieb richtig funktioniert. Das hatte ich in meinem Berufsleben bis dahin noch nicht kennengelernt. Vorerfahrung hätte den Start erleichtert.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
In der Startphase war der Markteintritt in den Stahlsektor besonders schwierig. Wir mussten zunächst ein Verständnis für die technischen Abläufe der Stahlherstellung und auch für die Arbeitsweise der Stahlerzeuger erlangen. Der Knackpunkt war der Aufbau eines exzellenten interdisziplinären Teams, das sowohl in KI und Machine Learning als auch in Stahlherstellung und Stahlverarbeitung nicht nur gut, sondern herausragend ist. Die KI-Entwickler müssen wichtige Prozesse in der Stahlherstellung verstehen. Beispielsweise, welche Wechselwirkungen im Stranggießprozess hochwertiger Flachprodukte potenziell zu Oberflächendefekten führen, die erst im späteren Produktionsverlauf wie nach dem Feuerverzinken, zu Tage treten. Umgekehrt müssen die Stahlexperten verstehen, welcher Input zum Beispiel für die Weiterentwicklung der KI-Lösungen von ihnen benötigt wird und ein grundlegendes Verständnis der unterschiedlichen Machine-Learning-Ansätze entwickeln.,

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, wie sich Software-Entwicklungsteams so organisieren lassen, dass alle Teammitglieder ihre Kreativität voll einbringen können.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Indem man sich für die Rekrutierung genügend Zeit nimmt, das Team einbezieht, die richtige Software verwendet und höchste Maßstäbe anlegt.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
Durchhalten und zügig sowie konsequent in den Vertrieb gehen. Stetig und schnell das Produkt bis zur Marktreife iterieren, dabei den Kunden genau zuhören und Trends und Bedürfnisse einfließen lassen.

Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Ganz klar: Ohne GNU Emacs – ein programmierbarer Texteditor für die Entwicklung – wäre Smart Steel Technologies nicht gegründet worden, und das Wachstum des Unternehmens ginge deutlich langsamer voran.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Indem wir das richtige Team zusammenstellen. Darüber hinaus Transparenz bei allem was wir tun. Wir führen offene, manchmal auch kontroverse Diskussionen, bleiben dabei aber immer sachlich.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Nicht wild, aber beeindruckend war für mich der erste Blick in das glühende Innere eines 300-Tonnen-Konverters.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Smart Steel Technologies/Till Rimmele