Von Alexander
Mittwoch, 15. April 2020

“Viele Kunden nutzen die freie Zeit zum Planen und Einrichten”

"Erstmal ist jetzt natürlich die Krise zu überwinden. Unsere konkreten Ziele sehen aber so aus, dass wir unsere Pläne für zwei neue Showrooms umsetzen möchten. Ferner steht auch eine Erweiterung unseres Sortiment an", sagt Tim Ehling, Gründer von Pickawood.

Das 2012 gegründet Unternehmen Pickawood positioniert sich als “Online-Tischler für Möbel nach Maß”. “Aktuell beschäftigen wir über 40 Mitarbeiter und arbeiten mit 15 Produktionsstätten zusammen. Seit 2012 konnten wir schon mehr als 30.000 Kunden glücklich machen und haben Aufträge mit einem Gesamtwert von 20 Millionen Euro generiert. Von 2018 auf 2019 hatten wir insgesamt einen Zuwachs von 45 %”, sagt  Gründer Tim Ehling.

Auch das Hamburger Startup leidet derzeit unter der Corona-Krise, es geht aber schon wieder aufwärts bei Pickawood: “Wir konnten, so wie viele andere E-Commerce-Unternehmen, Mitte März einen Einbruch unserer Bestellungen feststellen. Seitdem sind unsere Bestellungen und Umsätze aber wieder deutlich gestiegen und wir sehen, dass viele Kunden die freie Zeit zum planen und einrichten nutzen. Das lässt uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.” Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Ehling außerdem über über Crowd-Investing, Dienstleister und Showrooms.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Pickawood erklären?
Pickawood ist der Online-Tischler, bei dem man in wenigen Schritten ganz individuell sein Traummöbelstück nach Maß zusammenstellen und kaufen kann. Ob für Ecken, Schrägen oder die ganze Wand, das Möbelstück wird so konfiguriert, dass es genau in den eigenen Wohnraum passt.

Hat sich euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Die Idee hat sich grundlegend nicht verändert. Seit dem Start in 2012 haben wir uns aber kontinuierlich weiterentwickelt. Wir haben damals mit den Regalen nach Maß begonnen. Relativ schnell kamen dann die Sideboards und Tische und letztlich die Schränke dazu. So konnten wir unser Sortiment stetig erweitern und haben unseren 3D-Konfigurator so einfach und übersichtlich gestaltet, dass man in wenigen Minuten sein Möbelstück gestalten und bestellen kann. So ist das Handling kinderleicht, aber die Auswahl an Materialien und Dekors groß genug, dass man sich seinen Möbeltraum verwirklichen kann.

Die Corona-Krise trifft die Startup-Szene derzeit hart. Wie und in welcher Form spürt ihr die Auswirkungen?
Wir konnten, so wie viele andere E-Commerce-Unternehmen, Mitte März einen Einbruch unserer Bestellungen feststellen. Seitdem sind unsere Bestellungen und Umsätze aber wieder deutlich gestiegen und wir sehen, dass viele Kunden die freie Zeit zum Planen und Einrichten nutzen. Das lässt uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Wie ist überhaupt die Idee zu Pickawood entstanden?
Die Idee startete eigentlich mit einem Problem, was viele kennen: zu viele Schuhe, zu kleiner Flur. Meine Frau und ich sind damals in die erste gemeinsame Wohnung gezogen und standen dann vor dem Problem, ein passendes Regal für meine große Schuhsammlung zu finden. Nach der Suche im Möbelhaus wurde schnell klar, dass das nicht so einfach wird. Wir haben dann zwar etwas gekauft, wirklich glücklich waren wir damit aber nicht. Dadurch wurde mir klar, dass meine Suche nach dem passgenauen Schuhregal nicht das einzige ungelöste Einrichtungsproblem ist. So war die Idee zu Pickawood geboren. Irgendwie also auch eine Lösung für ein Beziehungsproblem.

Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Unter www.pickawood.com bieten wir Kunden über verschiedene Konfiguratoren die Möglichkeit, Möbel selbst zu planen. Die Website fungiert als Online-Shop, über den Kunden Möbel bestellen können, gleichzeitig aber auch zur Generierung von Kundenanfragen, die dann vom eigenen Sales-Team betreut werden. Unser eigenes Development-Team entwickelt dabei das Shopsystem und die gesamte Backend-Technologie. Pickawood positioniert sich also als Marke und ist zugleich Plattform. Das heißt wir nutzen als Unternehmen die Logik einer Plattform und vermitteln mit unserer eigenen Technologie die Aufträge an unsere Produzenten, die die Herstellung der Möbel übernehmen. Durch das eigene Backend-System werden die einzelnen Aufträge je nach Produkt, Auslastung und Preis an den jeweils passenden Partner übermittelt. Durch die Vielzahl an Partnerbetrieben können wir ein großes Produktsortiment anbieten und gleichzeitig die Gesamtkapazitäten durch den Ausbau des Partnernetzwerks weiter steigern. Die Logistik von der Produktion bis zur Auslieferung an den Endkunden organisiert Pickawood selbst, genauso wie den zusätzlich buchbaren Aufbauservice, der in Zusammenarbeit mit Montage-Partnern angeboten wird.

Wie hat sich Pickawood denn seit der Gründung entwickelt?
Wir sind seit der Unternehmensgründung stetig und natürlich gewachsen. Wir haben ganz ohne Millionen-Investments angefangen und haben über Crowd-Investing verschiedene Schritte im Wachstum unternehmen können. So konnten wir uns über die Jahre fest im Online-Möbelmarkt etablieren. Mittlerweile können wir auch dadurch den Kunden eine tolle Bandbreite an Möbeln und Designs bieten, um ihr Zuhause noch schöner und funktionaler zu gestalten.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Pickawood inzwischen?
Aktuell beschäftigen wir über 40 Mitarbeiter und arbeiten mit 15 Produktionsstätten zusammen. Seit 2012 konnten wir schon mehr als 30.000 Kunden glücklich machen und haben Aufträge mit einem Gesamtwert von 20 Millionen Euro generiert. Von 2018 auf 2019 hatten wir insgesamt einen Zuwachs von 45 %. Gute Voraussetzungen für die Zukunft.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
2016 wollten wir das Konzept unserer Konfiguratoren überarbeiten und haben dafür einen externen Dienstleister engagiert. Auf Grund von zu vielen anderen Projekten, haben wir dieses große IT-Projekt von unserer Seite nicht detailliert genug begleitet. Leider war dadurch das Ergebnis am Ende völlig unbrauchbar und wir mussten es mit eigenen Ressourcen komplett neu umsetzen. Dabei haben wir über ein Jahr an Zeit verloren. Die Opportunitätskosten lagen hier mit Sicherheit im siebenstelligen Bereich.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Zum einen haben wir durch den Misserfolg mit dem externen Dienstleister noch mehr auf den Aufbau unseres eigenen Entwicklerteams gesetzt. Dadurch konnten wir aus eigener Kraft die Konfiguratoren so anpassen, dass wir die Kundenerfahrung um einiges verbessern konnten. Zum anderen sind wir in der Finanzierung mit unseren Crowdfunding-Kampagnen super erfolgreich gewesen. 2015 konnten wir mithilfe der DUB-Crowd einen Betrag von 230.000 Euro generieren. Die zweite Kampagne über Seedmatch lief 2018 und brachte uns stolze 750.000 Euro, ein super Ergebnis. An diese Erfolge möchten wir gerne anknüpfen und haben deswegen gerade eine weitere Runde über Seedmatch gestartet. Das wird dann über ein Venture-Debt-Darlehen laufen. Dafür haben wir uns ein Ziel von 500.000 Euro gesetzt.

Wo steht Pickawood in einem Jahr?
Wir haben einige Ziele, die wir in naher Zukunft auch über das neue Crowd-Investing umsetzen möchten. Erstmal ist jetzt natürlich die Krise zu überwinden, ganz klar. Unsere konkreten Ziele sehen aber so aus, dass wir unsere Pläne für zwei neue Showrooms in München und Berlin umsetzen möchten. Ferner steht auch eine Erweiterung unseres Sortiment an sowie der Ausbau unserer Konfigurationssoftware. Das wird definitiv ein spannendes Jahr.

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