Nur der Angepassteste wird die Corona-Krise meistern
Liebe Startup-Gründerinnen und Gründer,
ihr seid gerade in der wohl härtesten Phase eures Schaffens. Die aktuelle Krise wirkt sich in der gesamten Breite des deutschen Startup-Ökosystems aus. Neun von zehn Startups in Deutschland sind negativ von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise betroffen, über 70 Prozent fürchten derzeit um die Existenz.
Wichtig ist, dass ihr nicht in Schockstarre verfallt oder gar aufgebt. Es gibt Hoffnung, denn es bieten sich jetzt die größten Chancen. Statt aufzugeben oder zu hadern, muss euer Credo lauten: Adapt, adapt, adapt. Wenn ihr diese Haltung verinnerlicht und den Mut findet, weiterhin groß zu denken und fokussiert zu handeln, setzt ihr euch gegenüber eurem Wettbewerb durch und legt den Grundstein zum nächsten Unicorn zu werden.
Sucht euch die richtigen Vorbilder!
Wer mich nun für verrückt oder zwanghaft optimistisch erklärt, hat Unrecht. Viele der heutigen Unicorns sind in Krisenzeiten gegründet oder etabliert worden.
Meinen Optimismus ziehe ich aus einem Blick zurück in das Silicon Valley von 2008: Im Mekka des Venture-Capitals und der Startup-Welt kam damals die Wirtschaftskrise krachend an. Die US-Wirtschaft geriet in eine Depression, für viele Startups bedeutete das: Die Existenzgrundlage ist weg. Keine Investoren, kein Forschungsgeld, wenig Kunden und eine schwache Nachfrage gekoppelt mit schwacher Währung. In der großen Depression von 2008, die ich selbst vor Ort miterlebte, war es ein kleines Startup mit dem Namen AirBed&Breakfast, das zur rechten Zeit am rechten Ort war. Statt wie geplant Matratzen auf Events Matratzen auszulegen und mehr bezahlbare Unterkünfte zu Ausnahmezeiten zu bieten, passte Airbnb das Geschäftsmodell an. So wurde Airbnb plötzlich für viele Amerikaner, die ihren Job verloren hatten, zur überlebenswichtigen Einnahmequelle. Da sie ihre Häuser nicht verlieren wollten, wurden flächendeckend Zimmer ver- und gemietet. Ohne die Finanzkrise hätte Airbnb nicht durchstarten können und ist damit nicht allein: Auch Uber, Slack und Asana legten in der Krisenzeit ihren Grundstein.
Neue Märkte brauchen neue Produkte!
Mein persönliches Key Learning, dass ich aus der letzten Krise gezogen habe: Im Nachhinein hat niemand bereut teilweise drastische Beschlüsse gefasst zu haben und sich anzupassen. Es werden nicht die best finanzierten Startups oder die smartesten Ideen überleben, sondern die Startups, die sich am schnellsten auf die neue Situation einstellen können. Es ist wichtig zu verstehen, dass ihr die Krise selbst lösen müsst. Nehmt die Krise als Challenge an und trefft konsequente Entscheidungen, um euch anzupassen. Behaltet vor allem im Blick, dass euer Product-Market-Fit auch in der Krise passt. Versteht, dass der aktuelle und auch zukünftige Markt ein anderer ist als vor der Krise. Nutzt diese Veränderung für euch. Je stärker ihr euch an die Marktbedingungen anpasst, desto größer ist euer Erfolg auf lange Sicht.
Wir bei den Campus Founders in Heilbronn glauben daran, dass wir die großen Lösungen der Zukunft erst entwickeln werden. Jetzt gilt es den Willen zu Veränderung weiter zu leben. Dazu müssen die Startup-Initiatoren, Förderer, Gründerinnen und Gründer zusammenhalten und (vor allem im Denken) agil denken und handeln.
Über den Autor
Oliver Hanisch ist Geschäftsführer der Campus Founders in Heilbronn und gilt als vielseitiger und leidenschaftlicher Unternehmer. Als mehrfacher Startup-Gründer, Mitinitiator des German Accelerator sowie als offizieller Vertreter des Bundeslandes NRW im Silicon Valley hat sich Oliver Hanisch als internationaler Insider für Startup-Ökosysteme etabliert. Anfang 2019 übernahm der gebürtige Schwabe die Geschäftsführung der Campus Founders gGmbH mit dem Ziel ein Entrepreneurship- und Innovationszentrum von überregionaler Bedeutung in Heilbronn zu entwickeln, das den Geist des Unternehmertums und der unternehmerischen Kultur fördert und ein Zuhause für alle Akteure im Startup- und Innovations-Ökosystem schafft.
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