“Zeitweise war die Organisation zu wenig fokussiert und testgetrieben”
Das 2014 gegründete Hamburger PropTech Hausgold bringt Immobilienverkäufer und Makler zusammen. “Dem Makler geben wir verschiedene digitale Werkzeuge an die Hand, um den gesamten Verkaufsprozess optimal und für den Verkäufer transparent zu gestalten”, sagt Gründer Sebastian Wagner. “Am Anfang mussten wir erstmal viele Daten über die Performance der Makler sammeln und das Netzwerk aufbauen. Heute können wir mit einer sehr hohen Qualität die passenden Makler vermitteln”, blickt der Hanseat auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre zurück.
60 Mitarbeiter wirkten derzeit für das Unternehmen. Hauptsächlich aus den Bereichen Produktentwicklung, Software Development, Business Intelligence, Sales & Marketing. “Im Monat haben wir rund 20 Tausend Kundenanfragen, denen auf unserer Plattform über angeschlossenen 3.000 Makler*innen gegenüberstehen. Damit haben wir unserem Maklernetzwerk mittlerweile Immobilen im Wert von 12 Milliarden Euro zugeführt und erwirtschaften einen zweistelligen Millionenumsatz im Jahr”, sagt Wagner.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Hausgold-Macher außerdem über Qualitätsindikatoren, Kundenkommunikation und Cherry Picking.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Hausgold erklären?
Wir finden für jeden Immobilienverkäufer den perfekten Makler zum jeweiligen Verkaufsobjekt. Dem Makler geben wir verschiedene digitale Werkzeuge an die Hand, um den gesamten Verkaufsprozess optimal und für den Verkäufer transparent zu gestalten.
Hat sich euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Unser Konzept hat sich nicht verändert, nur die Prioritäten haben sich im Laufe der Zeit verschoben. Am Anfang mussten wir erstmal viele Daten über die Performance der Makler sammeln und das Netzwerk aufbauen. Heute können wir mit einer sehr hohen Qualität die passenden Makler vermitteln. Zudem haben wir unser Leistungsspektrum erweitert, indem wir jetzt über das Maklermatching hinaus den gesamten Verkaufsprozess mit unserer Plattform begleiten. Wir machen dabei den Verkaufsprozess transparent: Der Verkäufer erfährt quasi in Echtzeit, was der Makler macht oder wie viele Anfragen er bekommt und kann über unsere Tools Nachrichten oder Dokumente einsehen und austauschen.
Die Corona-Krise trifft die Startup-Szene derzeit hart. Wie und in welcher Form spürt ihr die Auswirkungen?
Wir sind sehr gut in das neue Jahr gestartet. Die Corona-Krise hat auch uns und unserem Plan, dieses Jahr mit 100 % Wachstum und Break Even abzuschließen, einen kleinen Dämpfer verpasst. Mit unserem Asset Light Modell, unseren flexiblen Kostenstrukturen und einer sehr guten Team konnten wir sehr schnell auf die Krise reagieren und die Geschäfte laufen weiter. 80 % unseres Teams ist aktuell im Homeoffice, 20 % in verschiedene Büros verteilt. Wir sehen trotz der aktuellen unsicheren allgemeinen Wirtschaftslage sehr positiv in die Zukunft und glauben fest daran, dass wir als gestärkt aus der Krise hervorgehen. Wir sind extrem flexibel mit der Unternehmensstruktur, der digitalen Plattform und unserer Finanzierung, so dass wir auch künftig entsprechend reagieren können – auch und gerade wenn sich die für uns relevanten Parameter in den nächsten Monaten wieder erholen. Gleichzeitig sind wir aber auch realistisch genug zu verstehen, dass eine Rückkehr zur Normalität länger dauern kann.
Wie ist überhaupt die Idee zu Hausgold entstanden?
Die Idee zum Geschäftsmodell kam uns bereits Ende 2013. Die Digitalisierung bei Immobilientransaktionen beschränkte sich bis dato auf klassische Exposés auf Makler- Websites oder das Ausspielen der Angebote auf großen und überwiegend anonymen Plattformen. Das löste jedoch nicht die weitestgehend aus der Intransparenz für den Verkäufer resultierenden eigentlichen Herausforderungen im Markt. Die Chancen der neuen Technik, etwa durch immer intelligenter werdende Algorithmen, blieben ungenutzt. Dabei waren die Fehler im System offensichtlich: Der Maklermarkt war wenig transparent, die Beauftragung eines Maklers zufalls- oder bestenfalls bauchgesteuert. Für den Makler war es in so einer Situation schwierig, sich durch Leistung und Kompetenz beim potenziellen Käufer zu profilieren. Echte Qualitätsindikatoren fanden keine digitale Bühne. Da es keine geeignete Plattform gab, auf der man aufsetzen konnte, entwickelten wir dann Hausgold.
Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Über verschiedene Touchpoints verbindet Hausgold Makler und Verkäufer miteinander und fungiert gleichzeitig als Enabler, Vermittler, Moderator und Serviceplattform. Dabei standen bei der Produktentwicklung drei Kernaufgaben im Fokus: intuitive Bedienung durch den Nutzer, maximale Transparenz für den Immobilienverkäufer und die verlässliche Begleitung von Verkäufer und Makler über den gesamten Verkaufsprozess hinweg mit einer Vielzahl von skalierbaren Serviceelementen. Für den Makler ist Hausgold dabei keine Konkurrenz, sondern ein Partner auf Augenhöhe. Neben der Bereitstellung von qualifizierten Kundenkontakten und einem kostenfreien Lead-Management-Tool für Smartphone und PC, über das der Makler auch die Kundenkommunikation abwickeln kann, hält Hausgold den Maklern den Rücken frei und unterstützt sie bei der Akquise, Ansprache, Vermarktung und Verwaltung. Dafür erhalten wir vom Makler eine kleine Gebühr und im Verkaufsfall einen Teil der Provision. Für den Verkäufer findet der eigene selbstlernende Hausgold-Algorithmus in jeder Region und für jede Immobilie den passenden Makler aus einer Datenbank mit mehreren Tausend Partnern. Dabei entscheiden verschiedene Parameter wie bisheriger Verkaufserfolg, Erfahrung mit ähnlichen Objekten, aber auch Kundenzufriedenheit, wer dem Verkäufer tatsächlich vorgeschlagen wird. Über diverse Tools hat der Verkäufer zusätzlich wichtige Statusinformationen, wie etwa die Zahl der bisherigen Besichtigungen bzw. Anfragen beim Makler, stets im Blick. Für den Verkäufer ist die Plattform kostenlos.
Wie hat sich Hausgold seit der Gründung entwickelt?
Wir wachsen sehr schnell. In den letzten Jahren haben wir jährlich unseren Umsatz verdoppelt. So konnten wir ein sehr starkes Team von aktuell rund 60 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aufbauen. Gleichzeitig haben wir eine einzigartige digitale Infrastruktur und Datenbasis in Verbindung mit einem Matching-Algorithmus für einen einfachen, transparenten und erfolgreichen Verkaufsprozess geschaffen. Das freut natürlich auch unsere Investoren: Neben dem Gründer der Scout24-Gruppe Joachim Schoss, der Deutschen Bank, Hanse Ventures und Global Founders Capital, dem Investment-Vehikel von Rocket Internet, haben sich mehrere Family Offices an Hausgold beteiligt.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Hausgold inzwischen?
Wie gesagt: Unser Team umfasst mittlerweile über 60 Mitarbeiter*innen, hauptsächlich aus den Bereichen Produktentwicklung, Software Development, Business Intelligence, Sales & Marketing. Im Monat haben wir rund 20 Tausend Kundenanfragen, denen auf unserer Plattform über angeschlossenen 3.000 Makler*innen gegenüberstehen. Damit haben wir unserem Maklernetzwerk mittlerweile Immobilen im Wert von 12 Milliarden Euro zugeführt und erwirtschaften einen zweistelligen Millionenumsatz im Jahr.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Ich denke immer sehr positiv und bin davon überzeugt, dass auch schlechtere Phasen am Ende wieder auf einen guten Weg führen, auch wenn sich das in dem Moment noch nicht abzeichnet. Deshalb sehe ich Fehler wohl nie als so negativ an, aber auch wir haben natürlich welche gemacht: zu lange an Mitarbeitern festgehalten, die nicht zum jeweiligen Aufgabenprofil passten, den falschen Partnern vertraut oder zeitweise war die Organisation zu wenig fokussiert und testgetrieben, um nur einige zu nennen. Letztlich haben aber unsere Fehler uns dahin gebracht, wo wir jetzt sind. Zudem bin ich seit über 10 Jahren Unternehmer und weiß, dass es immer auf- und ab geht und das macht den Reiz für mich auch aus.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir setzen von Anfang einen sehr starken Fokus auf das Managen der Kundenbeziehung und die Kundenzufriedenheit. Zudem verfolgen wir konsequent ein Asset Light Modell ohne eigene Makler, obwohl von einigen Seiten immer wieder an mich angetragen wurde, diese Herangehensweise doch nochmal zu überdenken, da Unternehmen wie z.B. Purplebricks in UK mit dem Hybrid-Maklermodell doch sehr erfolgreich sind. Aufgrund unserer sehr guten Entwicklung werden diese kritischen Stimmen jedoch immer leiser und die Vorteile offensichtlich: Wir verbinden unsere Prozess- und Technologiekompetenz mit dem selbstständigen regionalen Unternehmer. So bieten wir kaufmännische Professionalität mit einer starken technischen und personellen Basis. Mit unserem Asset Light Modell können wir dabei schneller wachsen und das zu deutlich geringeren Kosten. Hinzukommt, dass wir durch unser Marktplatzmodell keine direkten rechtlichen Besonderheiten auf den jeweiligen Märkten berücksichtigen müssen – diese Verantwortung liegt auf Seiten des Maklers – und bei der Auswahl der Makler wirklich Cherry Picking betreiben können.
Wo steht Hausgold in einem Jahr?
Hausgold wird bereits 2020 Breakeven und mit großem Abstand die führende Asset Light Plattform für den Immobilienverkauf in Deutschland sein. Und wir werden weitere marktverändernde digitale Lösungen für den Verkauf von Immobilien auf der Plattform eingeführt haben.
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