Ein Rettungsschirm für millionenfinanzierte Startups?
+++ Die Bundesregierung lässt nun auch Startups unter den Corona-Schutzschirm, den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). “Im Rahmen der geplanten finanziellen Hilfen in der Corona-Krise sollen auch Unternehmen Anträge beim neuen Wirtschaftsstabilisierungsfonds stellen können, die in Finanzierungsrunden von privaten Kapitalgebern mit einem Unternehmenswert von mindestens 50 Millionen Euro bewertet wurden. Damit können auch Startups in der Wachstumsphase vom Rettungsschirm profitieren”, schreibt die CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum Vorhaben.
+++ Der Bundesverband Deutsche Startups bezeichnete die Öffnung des Schutzschirms für Startups als wichtigen Schritt, um das deutsche “Startup-Ökosystem vor den schlimmsten Folgen der Corona-Krise zu schützen.” Gleichzeitig weist der Startup-Verband aber auch darauf hin, dass auch Startups mit einem Unternehmenswert von weniger als 50 Millionen entsprechende Hilfen erhalten sollten. “Was jetzt wichtig ist. Erstens: Wir arbeiten weiterhin an einer Lösung für kleine Startups <€50M Bewertung. Zweitens: Wir müssen die Fintechs einsammeln, die nicht unter den WSF fallen. Drittebns: Die Arbeit beginnt erst jetzt: Wir müssen die wichtigen Details anpacken, damit die Mittel an die Firmen fließen, die sie dringend brauchen. Wir werden alles tun, damit Missbrauch vermieden wird. Es ist uns sehr wichtig, dass wir verantwortungsvoll handeln, diese Situation nutzen um gute Entscheidungen zu treffen und uns als Startupszene vorbildlich verhalten”, schreibt Christian Miele, Partner at e.ventures und President at German Startups Association bei Linkedin.
In der Szene kommt der Rettungsschirm für millionenfinanzierte Startup nicht überall gut an. “Meine Güte, damit retten Sie die Firmen, die eh schon 7- bis 9-stellige Investments von Venture Capital Firmen im Boot haben. Die VC werden diese großen Investments als letztes abschreiben. Viel mehr betroffen sind doch heute alle Firmen im Bewertungsbereich 5-50 Millionen?!”, schreibt etwa Roberto Valerio, Gründer von Risk42, auf Twitter.
+++ Auch Mathias Ockenfels vom Frühphasen-Investor Speedinvest sieht die Maßnahme kritisch. “Super, dass das geschafft wurde, trifft aber leider nur auf eine extrem kleine Anzahl von (Tech-)Unternehmen und somit auch Arbeitsplätzen zu. Ist eine Lösung für das 1%, nicht für die 99%. Bitte dranbleiben und den Rest nicht vergessen. Danke!”, schreibt der auf Twitter. Alexander von Frankenberg vom High-Tech-Gründerfonds schreibt: “Was ist denn mit Startups, die weniger als 50 Mio. wert sind? Das sind doch 99% aller Startups” und “Ich verstehe es nicht. Warum werden “normale” Startups vernachlässigt?”.
+++ Im ds-Insider-Podcast (unten reinhören) hatte unser Dauergast Sven Schmidt die Maßnahmen des Startup-Verbandes zuvor bereits heftig kritisiert. “Das Ziel der Politik muss es sein, Jobs zu retten und nicht Gesellschafter. Warum soll der Steuerzahler das hippe Büro in Berlin-Mitte mit der 20.000 Euro teuren Kaffeemaschine retten?”, sagte Schmidt zum 4-Stufen-Plan des Startup-Verbandes. Im manager-magazin-Podcast erneuerte Schmidt seine Kritik: “Ich finde, es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass dort Millionäre nach Staatshilfe schreien.”
Insider #73 – Die Startup-Szene in Zeiten der Corona-Krise
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