#Interview
“Wir haben dann einen radikalen Pivot gemacht”
Vor vier Jahren gründen Marius Luther und Marius Jeuck das HR-Startup HeyJobs. “Wir haben mal als mobile App angefangen mit einer Art ‘Tinder für Jobs’. Das hat aber gar nicht funktioniert”, blickt Gründer Luther auf die Anfangszeit zurück. “Unsere Tinder for Jobs-App – das war ein echt tolles Produkt aber leider ohne Erfolg. Wir haben dann aber auch einen radikalen Pivot gemacht und die App aus den Appstores genommen und komplett auf unsere neue Plattform gesetzt.”
Inzwischen kann man die Jungfirma, die aus der Gehirnjogging-App Memorado hevorging, als Performance-Marketing-Lösung für Recruiter beschreiben. “HeyJobs hilft Firmen dabei Einstellungen zu tätigen und Menschen dabei den richtigen Job zu finden, der Ihnen ein erfülltes Leben ermöglicht. Wir tun dies indem wir modernste Technologie wie Machine Learning und Programmatic Performance Marketing nutzen, um die richtigen Talente mit den richtigen Firmen zu verbinden”, führt Luther weiter aus.
Der britische Kapitalgeber Notion Capital investierte 2019 gemeinsam mit Creathor Ventures, GFC und Heartcore Capital 10 Millionen Euro in HeyJobs. Derzeit wirkten über 125 Mitarbeiter für das Startup. “Wir arbeiten mit über 1.000 Unternehmen zusammen und sind stolz darauf bereits über 500.000 Menschen in Deutschland dabei geholfen zu haben einen neuen Job zu finden, der Ihnen ein erfülltes Leben ermöglicht”, sagt Luther. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der HeyJobs-Macher außerdem über KFZ-Mechatroniker, Leistungsgarantien und Growth-Kapital.
Wie würdest Du Deiner Großmutter HeyJobs erklären?
HeyJobs hilft Firmen dabei Einstellungen zu tätigen und Menschen dabei den richtigen Job zu finden, der Ihnen ein erfülltes Leben ermöglicht. Wir tun dies indem wir modernste Technologie wie Machine Learning und Programmatic Performance Marketing nutzen, um die richtigen Talente mit den richtigen Firmen zu verbinden. Letzteres ist jetzt nicht unbedingt Großmutter-verständlich, aber fasst es knapp und gut zusammen.
Hat sich euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Oh ja, wir haben mal als mobile App angefangen mit einer Art “Tinder für Jobs”. Das hat aber gar nicht funktioniert. Warum? Zum einen, weil Jobsuchende die App erst finden und herunterladen mussten, das war ein erstes Hindernis. Zum anderen haben wir festgestellt, dass die größere Herausforderung auf Unternehmensseite lag: nämlich in einem sich ändernden Arbeitsmarkt die richtigen Mitarbeiter zu finden. Wir haben dann auf unsere Kunden gehört und eine Plattform entwickelt, die es Unternehmen ermöglicht, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und Kandidaten, im Umkehrschluss, den passenden Job. Seit Anfang 2017 sind wir mit dem jetzigen HeyJobs-Konzept im Markt.
Noch ganz frisch ist euer “Master in Business Development (MBD) Programme”. Was ist der Hintergrund dafür?
Es wird ja oft darüber gesprochen, dass gegebenenfalls zu wenig Growth-Kapital für deutsche Startups vorhanden ist und wir deswegen hinter dem Silicon Valley hinterherhinken. Meine persönliche Meinung ist, dass dies viel besser geworden ist und das wahre Problem für B2B in der Growth Stage fehlende Mitarbeiter im Bereich Enterprise Sales und Business Development sind. Vielfach hat Sales oftmals noch ein negatives Image. Aber ich glaube, dass richtig gutes Sales eine Fähigkeit ist, die einem unglaublich helfen kann – sei es im Privaten beim Hauskauf, beim Aufbau von Beziehungen, beim Überzeugen von Investoren oder Gewinnen von Mitarbeitern. Daher haben wir uns entschlossen, Sales den Stellenwert zu geben, den es verdient. Wir werden jedes Quartal fünf bis zehn Young Professionals einstellen und diesen in unserem Master in Business Development (MBD) Programm zu entwickeln. In zwei Jahren kann man zwei verschiedene Rollen bei uns einnehmen, wird gecoached, hat einen C-Level Mentor und erhält Experten Trainings. Das ganze bei sehr guter Bezahlung – Zielgehalt 4500 Euro Brutto.
Wie ist überhaupt die Idee zu HeyJobs entstanden?
Wir haben 2016 gemerkt, dass sich die Arbeitswelt fundamental ändert. Babyboomer gehen in Rente und immer weniger junge Fachkräfte kommen auf den Arbeitsmarkt, was dazu führt, dass das Arbeitskräfteangebot in Deutschland in den nächsten 10 Jahren um Millionen von Menschen schrumpft. Gleichzeitig haben wir gesehen, dass es großen Firmen extrem schwer fällt modernes Recruiting zu betreiben. Wie erreiche ich KFZ-Mechatroniker auf Instagram? Wie sieht eine moderne Candidate-Experience aus? Je mehr wir mit Kunden gesprochen haben, desto klarer wurde es: hier können wir mit Tech, Machine Learning, Online Marketing extrem viel erreichen.
Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Große Unternehmen teilen uns mit welche und wieviele Mitarbeiter sie benötigen. Daraufhin erstellt unsere “Maschine” eine Budgetempfehlung. Danach starten Marketingkampagnen auf über 50 Kanälen parallel – für jeden einzelnen Job! Interessierte Kandidaten können sich dann über die HeyJobs-Plattform bewerben und werden in einem Online Assessment bewertet. Die qualifizierten Kandidaten geben wir dann an das Unternehmen weiter.
Wie hat sich HeyJobs seit der Gründung entwickelt?
HeyJobs ist wahrscheinlich das schnellst wachsende Recruiting-Startup in Europa. Wir helfen mittlerweile über 1.000 großen Unternehmen beim Recruiting – darunter acht der zehn größten deutschen Arbeitgeber. Wir sind stolz darauf für Unternehmen die Option mit dem niedrigsten “Cost per Hire” und der höchsten Skalierbarkeit zu sein. So hat unsere “Maschine” beispielsweise für ein großes Logistikunternehmen bereits über 1.000 neue Mitarbeiter rekrutiert, zu einem Cost per Hire von unter 500 Euro.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist HeyJobs inzwischen?
HeyJobs zählt mittlerweile über 125 Mitarbeiter am Berliner Paul-Lincke Ufer aus über 27 Nationen. Wir arbeiten mit über 1.000 Unternehmen zusammen und sind stolz darauf bereits über 500.000 Menschen in Deutschland dabei geholfen zu haben einen neuen Job zu finden, der Ihnen ein erfülltes Leben ermöglicht. Was mich sehr freut: HeyJobs wurde zum besten Tech Arbeitgeber in Berlin basierend auf Kununu und Glassdoor Bewertungen ausgezeichnet.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wie oben erwähnt: Unsere Tinder for Jobs-App – das war ein echt tolles Produkt aber leider ohne Erfolg. Wir haben dann aber auch einen radikalen Pivot gemacht und die App aus den Appstores genommen und komplett auf unsere neue Plattform gesetzt.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Die meisten Jobbörsen verkaufen ihren Kunden Anzeigen ohne Leistungsgarantie. Recruiter nennen das oft “Post-and-Pray”. Auch wenn sich mit diesem Modell vielleicht gut Geld verdienen lässt, haben wir uns bei HeyJobs immer extrem auf Kundenzufriedenheit konzentriert und darauf mit dem Budget, welches Kunden uns geben, den Kunden extrem glücklich zu machen. Das war – und ist – im Markt wirklich neu und kommt extrem gut an.
Wo steht HeyJobs in einem Jahr?
Wir haben uns für dieses Jahr das Ziel gesetzt automatisiert über 1 Million Menschen dabei zu helfen einen neuen Job zu finden. Wenn wir das schaffen, dann haben wir den Impact von dem ich als junger Gründer immer geträumt habe.
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