#Interview
“Zu unseren Kunden zählen bereits über 900 Mittelständler”
In den vergangenen Monaten wanderten 30 Millionen Euro Investorengelder in das Berliner Startup Comtravo, eine Buchungsplattform für Geschäftsreisen. Zu den Geldgebern der Jungfirma, die 2015 von Michael Riegel, Jannik Wässa und Marko Schilde gegründet wurde, gehören bekannte Namen wie M12, ehemals Microsoft Ventures, Endeit Capital, Creandum, Project A und btov Partners. Inzwischen wirkten rund 110 Mitarbeiter für das Travel-Startup.
“Zu unseren Kunden zählen bereits über 900 Mittelständler wie zum Beispiel Viessmann, Nagel Group, Kienbaum und Hello Fresh. In 2019 konnten wir ein Wachstum von circa 300 % verwirklichen”, sagt Mitgründer Riegel. Das Ziel der Hauptstädter ist ambitioniert, sie wollen “zu der marktführenden Geschäftsreiselösung im DACH-Raum” aufsteigen. “Die Bedingung dafür ist, dass wir unsere Multi-Kanal-Lösung weiter optimieren – etwa weitere Verticals in unserem Online-Buchungs-Tool anbieten -, unser Backend um weitere Direktanbindungen zu Reiseanbietern erweitern und unsere künstliche Intelligenz weiterentwickeln, um Kunden immer individuellere Reiseoptionen anbieten zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, investieren wir auch in 2020 verstärkt in die Weiterentwicklung unserer Technologie”, fährt Riegel fort. Der große Wettbewerber von Comtravo hört auf den Namen Travelperk. Kinnevik, DST Global, Target Global, Felix Capital, Sunstone und LocalGlobe investierten zuletzt über 100 Millionen US-Dollar in das Travel-Startup aus Spanien.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Comtravo-Gründer über Buchungsvolumen, das gescheierte Außendienst-Vertriebs-Modell und Gruppenbuchungen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Comtravo erklären?
Comtravo vereinfacht und automatisiert das Buchen von Geschäftsreisen. Mithilfe unserer innovativen Lösung, können Buchende und Reisende komplette Geschäftsreisen inklusive Flug, Hotel, Bahn und Mietwagen mit nur wenigen Klicks buchen. Die Buchung kann über verschiedene Kanäle, je nach Präferenz, getätigt werden – E-Mail, Online-Buchungs-Tool oder Telefon. Alle Optionen, die wir anbieten, werden individuell auf die Wünsche des Unternehmens beziehungsweise des Reisenden zugeschnitten. So werden zum Beispiel Reiserichtlinien – wie Buchungsklassen – oder Präferenzen – wie Fenster oder Gang-Platz – einmalig in dem jeweiligen Firmen-Profil hinterlegt und dann bei jeder Buchung automatisch übernommen. Gerade die Kombination aus Automatisierung und persönlichem Service ist für viele von unseren Kunden interessant. Die Automatisierung sorgt für einfache und schnelle Prozesse. Das spart Geld. Und trotzdem gibt es einen Ansprechpartner in Problemfällen wie Flugausfall oder Gepäckverlust. Neben der Buchung und der Verwaltung von Geschäftsreisen übernimmt Comtravo auch die Abrechnung der Reisekosten und stellt am Monatsende ein Reporting und eine Sammelrechnung für die Buchhaltung zur Verfügung. Dadurch wird die Abrechnung von Geschäftsreisen auf Seiten des Reisenden und des Buchhalters extrem vereinfacht und fehlerfrei gestaltet. Um die Geschäftsreisekosten im Unternehmen langfristig zu kontrollieren beziehungsweise zu reduzieren, stellt Comtravo zusätzlich eine Ausgabenübersicht zur Verfügung.
Wie funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Da wir gängige Buchungsprozesse Stück für Stück automatisieren, können die Kosten pro Buchung kontinuierlich reduziert werden und in Form von geringen Buchungsgebühren an die Kunden weitergeben werden. Wir berechnen Kunden 11,50 Euro pro gebuchtes Ticket. Für die Nutzung unserer 24/7-Hotline oder die Abrechnung kommen keine weiteren Kosten hinzu. Damit können wir ein sehr einfaches, transparentes Pricing-Modell zur Verfügung stellen. Außerdem bieten wir die Vorteile eines aggregierten Einkaufs für diejenigen Mittelstandsunternehmen, die einzeln nicht über das Buchungsvolumen verfügen, das nötig ist, um bessere Bedingungen etwa. mit Hotels auszuhandeln. Wir konsolidieren unsere Kundenanfragen so, dass wir für sie bessere Preise aushandeln können.
Wie genau hat sich Comtravo seit der Gründung entwickelt?
Comtravo wurde 2015 gegründet. Grund dafür war die Erkenntnis, dass alle bis dahin existierenden Lösungen von klassischen Agenturen langsam und teuer waren. Erstaunlich war, wie weit der Bereich Business Travel in Technologie und Usability hinter dem B2C-Travel-Markt zurücklag und immer noch liegt. Relativ schnell wurde klar, dass der Buchungsprozess von Geschäftsreisen auch einfacher und zum großen Teil automatisiert verlaufen sollte, um einerseits Kosten zu sparen und andererseits den gesamten Prozess für Unternehmen effizienter zu gestalten.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Comtravo inzwischen?
Mittlerweile beschäftigt Comtravo 110 Mitarbeiter, darunter zirka 50 im Tech-Team. Zu unseren Kunden zählen bereits über 900 Mittelständler wie zum Beispiel Viessmann, Nagel Group, Kienbaum und Hello Fresh. In 2019 konnten wir ein Wachstum von circa 300 % verwirklichen.
In den vergangenen Monaten habt ihr 30 Millionen Euro Investorengelder aufgenommen. Wofür braucht ihr all dieses Geld?
Das frische Kapital werden wir nutzen, um unsere Technologie weiterzuentwickeln. Dazu gehört der weitere Ausbau unseres Backends um zusätzliche Direktanbindungen zu Reiseanbietern. Unser Ziel ist es unseren Kunden die besten Preise und das beste Flug-, Hotel- und Mietwagen-Inventar im DACH-Raum zur Verfügung zu stellen – hierfür ist inzwischen immer mehr Technologie nötig. Darüber hinaus werden wir Buchungsprozesse weiter automatisieren. Bisher werden bereits 60 % der Buchungen automatisch durchgeführt. Unser Produkt-Team wird weiter daran arbeiten, manuelle Prozessschritte zu automatisieren und damit effizienter zu gestalten, um die Kosten pro Buchung zu reduzieren. Auch werden wir unsere künstliche Intelligenz für personalisierte Reiseangebote weiter ausbauen. Die KI lernt aktuell bei jeder Buchung mit und kann bei zukünftigen Buchungen optimierte Empfehlungen basierend auf Präferenzen des Reisenden geben.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Natürlich gehen immer viele Dinge schief – das ist auch Teil des Ansatzes, den wir fahren. Lieber etwas ausprobieren und realisieren, dass es nicht klappt, als sehr lange zu überlegen. Das wahrscheinlich größte Thema hier, was wir im Nachhinein auf jeden Fall anders gemacht hätten ist, dass wir am Anfang unserer Entwicklung probiert haben mit einem klassischen Außendienst-Vertriebs-Modell zu wachsen, weil die ganze Industrie das bisher so gemacht hat. Alle Tests, die wir hier gemacht haben, gingen ordentlich in die Hose, da sie einfach nicht zu unserem Produkt passten. Wer überhaupt nicht digital affin ist, kann entsprechend auch ein solches Produkt nicht gut platzieren.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Einen riesen Fortschritt haben wir bisher in der Automatisierung manueller Buchungsprozesse gemacht. Standardanfragen – etwa bei Flug- und Hotelbuchungen – werden bereits zu 60 % automatisch abgewickelt, während komplexere Fälle – etwa Gruppenbuchungen – nach wie vor von Reise-Spezialisten erledigt werden. Durch diesen “Mensch-Maschinen-Ansatz” kann sichergestellt werden, dass Prozesse so effizient wie möglich gestaltet werden und gleichzeitig ein hohes Servicelevel erzielt wird. Im Vergleich zu den Prozessen traditioneller Agenturen wird deutlich, dass Buchungen bei uns bereits zu 60 % schneller und damit effizienter durchgeführt werden.
Wo steht Comtravo in einem Jahr?
Unser Ziel ist es Comtravo, zu der marktführenden Geschäftsreiselösung im DACH-Raum zu entwickeln. Die Bedingung dafür ist, dass wir unsere Multi-Kanal-Lösung weiter optimieren – etwa weitere Verticals in unserem Online-Buchungs-Tool anbieten -, unser Backend um weitere Direktanbindungen zu Reiseanbietern erweitern und unsere künstliche Intelligenz weiterentwickeln, um Kunden immer individuellere Reiseoptionen anbieten zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, investieren wir auch in 2020 verstärkt in die Weiterentwicklung unserer Technologie.
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