#Interview

“Es gibt noch nicht für alles auf der Welt eine Lösung”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Als Gründer sucht man immer nach Antworten. Dabei ist es gerade zu Beginn viel wichtiger, sich eine Vielzahl von Fragen zu stellen: die richtigen Fragen, die man dann bereit sein muss, auch ehrlich zu beantworten", sagt Bastian Krautwald von deineStudienfinanzierung.
“Es gibt noch nicht für alles auf der Welt eine Lösung”
Montag, 6. Januar 2020VonAlexander Hüsing

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Bastian Krautwald, Gründer von deineStudienfinanzierung, ein Unternehmen, das die Studienfinanzierung vereinfachen möchte.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Ich wache normalerweise um ca. 7 Uhr auf. Mein erster Blick wandert auf das Smartphone: Ist irgendwas Wichtiges passiert? Muss ich mich unter Umständen um etwas kümmern, noch bevor ich ins Büro gehe? Wenn das nicht der Fall ist, dusche ich ausgiebig und mache mich auf den Weg. Ich nutze die Zeit, wenn ich unterwegs bin, indem ich mich via Podcasts aufschlauen lasse: Morgens höre ich vor allem Steingarts Morning Briefing, um umfassend über das Weltgeschehen informiert zu sein. Ansonsten bin ich ein großer Fan der OMR- und Finance Forward-Newsletter. Im Büro ist mir die zwischenmenschliche Interaktion sehr wichtig; insofern spreche ich sehr viel mit jedem Team-Mitglied.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Ich habe in meiner Jugend sehr viel Sport getrieben und in der Landesauswahl Sachsen-Anhalt Handball gespielt. Insofern ist es mir auch heute noch ungemein wichtig, mich nach der Arbeit, wo ich nur kann, sportlich zu betätigen, um einen Ausgleich zu haben und den Kopf frei zu bekommen. Dazu komme ich leider viel zu selten, weil die Tage im Büro immer länger sind als vorher gedacht. Ansonsten schaue ich abends, wenn ich daheim bin, Serien wie “Bad Banks”, “Suits” und “Haus des Geldes”, lese ein paar Blinks bei Blinkist und durchstöbere journalistische Seiten wie ZEIT, Spiegel oder Süddeutsche sowie international Wired, The Verge und TechCrunch.

Was über das Gründer-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Es lohnt sich immer, mit etwas anzufangen. Es gibt noch nicht für alles auf der Welt eine Lösung, da kann jeder den Unterschied ausmachen. Genau diesen Gedanken versuche ich auch, mit meinem Podcast “Einfach anfangen” zu vermitteln, damit ihn andere Gründer*innen hoffentlich schon viel früher verinnerlichen .

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Die allergrößte Herausforderung für mich bestand darin, die geeigneten und passenden Mitgründer zu finden – mit Alex und Dave ist mir das gelungen. Eine Gründung vergleiche ich gerne mit einer Hochzeit: Man sollte sich schon sehr sicher sein, dass die Menschen an Deiner Seite die Richtigen sind, um alle Höhen und Tiefen, die auf einen zukommen, gemeinsam zu meistern.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Wir haben ursprünglich einen Ansatz entwickelt, in den wir so vernarrt gewesen sind, dass uns nicht aufgefallen ist, dass wir damit nicht wirklich ein Problem lösen. Und wer braucht schon ein Produkt, das kein Problem löst. Seitdem stellen wir alles infrage, sind maximal selbstkritisch und sparen auch nicht mit ehrlichem Feedback.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Wir verlassen uns nicht auf den EINEN Weg, sondern zapfen immer wieder unser persönliches Netzwerk an und inserieren zudem auch auf den einschlägigen Plattformen. Was uns natürlich eminent freut, ist die Tatsache, dass die Zahl der Initiativ-Bewerbungen allmählich steigt. Es ist immer gut, wenn Menschen aus intrinsischer Motivation für ein bestimmtes Unternehmen arbeiten wollen, weil sie ein bestimmtes Problem lösen möchten und sich im besonderen Maß mit der Vision eines Unternehmens identifizieren können.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
Als Gründer sucht man immer nach Antworten. Dabei ist es gerade zu Beginn viel wichtiger, sich eine Vielzahl von Fragen zu stellen: die richtigen Fragen, die man dann bereit sein muss, auch ehrlich zu beantworten.

Ohne welches externe Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Ich glaube nicht, dass wir so abhängig von Tools sind, dass wir ohne sie nicht existieren könnten, aber Asana ist schon sehr hilfreich und bringt Ordnung und Struktur in unseren Alltag.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Wir sind überzeugt davon, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann glücklich sind, wenn sie etwas tun, mit dem sie etwas bewirken und die Welt ein kleines Stückchen besser machen. Deshalb ist es für uns alle, die noch sehr jung sind, auch wichtig, ständig Feedback – ob durch unsere Kolleg*innen wie auch durch die Studierenden, denen wir zu finanzieller Freiheit verhelfen – zu bekommen. Dann wissen wir nämlich ganz genau, dass wir mit deineStudienfinanzierung wirklich Leben verändern und Möglichkeiten auftun – das motiviert ungemein und sorgt ganz automatisch für eine gute Stimmung. Durch unsere gemeinsame Mission ist im Laufe des letzten Jahres ein besonders starkes Wir-Gefühl entstanden, so dass wir gerne Zeit miteinander verbringen – beim Mittagessen wie auch bei diversen gemeinsam Aktivitäten nach Feierabend.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Unser Auftritt bei DHDL war schon ein besonderes Erlebnis. Über Nacht kannten uns sehr, sehr, sehr viel Menschen. Und auch in unserem Freundes- und Bekanntenkreis gab es den Heureka-Moment, in dem Viele endlich verstanden haben, was wir beruflich machen. Auf der anderen Seite ist DHDL eben auch “nur” eine TV-Show und bildet nicht das wahre Leben ab. Wahnsinnig viel dabei gelernt haben wir aber natürlich trotzdem.

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Foto (oben): deineStudienfinanzierung

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.