“2019 war ein turbulentes Jahr”
Das junge Cannabis-Startup Farmako, das unter anderem vom bekannten Seriengründer Sebastian Diemer ins Leben gerufen wurde, sorgte in den vergangenen Monaten für ganz viele Schlagzeilen. “Im Januar haben wir operativ begonnen zu arbeiten, im Februar wollten wir auf einer Bewertung in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro Kapital einwerben, im Juli waren wir nah an der Klippe, im Oktober haben wir Farmako für 15 Millionen Euro nach Kanada verkauft”, fasst DerDiemer, wie der umtriebige Gründer in der Szene genannt wird, das Jahr 2019 gekonnt zusammen.
Wieder einmal hat Farmako-Macher Diemer auf den ersten Blick das wohl bestmöglichste aus einem Startup-Desaster herausgeholt. Der Kaufpreis wirkt dabei recht hoch! Zumal das junge Unternehmen seit dem offiziellen Start im März bisher gerade einmal 1,6 Millionen Euro Umsatz “im Bereich Distribution von pharmazeutischem Cannabis erzielt” hat. Im Jahresrückblick mit deutsche-startups.de blickt DerDiemer nun noch einmal ausführlich auf das fast vergangene Jahr zurück.
2019 ist fast rum. Was war das Highlight in diesem Jahr bei euch?
2019 war ein turbulentes Jahr für uns: Im Januar haben wir operativ begonnen zu arbeiten, im Februar wollten wir auf einer Bewertung in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro Kapital einwerben, im Juli waren wir nah an der Klippe, im Oktober haben wir Farmako für 15 Millionen Euro nach Kanada verkauft. 2019 war das für mich unternehmerisch das forderndste und belohnenste Unternehmerjahr.
Habt ihr 2019 alle Eure Ziel erreicht?
Marktseitig kann man sagen, dass der deutsche bzw. europäische Cannabismarkt sich trotz massiv steigender Verschreibungen – und damit Nachfrage – deutlich langsamer entwickelt hat als wir uns viele andere Unternehmen dachten. CBD ist noch immer unreguliert – Novel Food -, der pharmazeutische Blüten- und Ölmarkt sah nicht das erwartete Überangebot von Produkten aus Kanada, Israel und Europa sondern nach wie vor verteilt sich niederländische Ware auf eine immer größere Anzahl von undifferenzierten Händlern. Der Hype bzw. die Überbewertung kanadischer Anbaufirmen hat sich massiv abgekühlt, Indizes zeigen einen Rückgang von über 50 % seit Jahresbeginn bzw. Legalisierung in Kanada im Oktober 2019. Das ist wichtig und gut für den Markt.
Was lief 2019 bei euch nicht rund?
Unser Low Light war die ausbleibende Lieferung aus Mazedonien, was uns finanziell und PR-technisch in eine sehr schwierige Situation brachte.
Welches Projekt steht bei euch für 2020 ganz oben auf der Agenda?
Das Wachstumspotential hat sich verschoben auf 2020 bzw. später. Es bleibt spannend, wer den schätzungsweise 10 Milliardenmarkt in Deutschland mit proprietärem Produkten zu besseren Preisen gewinnen wird. Durch den Zusammenschluss mit dem viertgrößten kanadischen Kultivator sehen wir uns in einer guten Position den europäischen Markt zu dominieren. Es wird eine neue Welle an Produkten – Eatables, Kosmetik, etc. – geben, Medizinische Anwendungsfälle werden weiter erforscht und Verschreibungen steigen und hoffentlich werden viele Länder Kanada und Luxemburg folgen und aus einem nicht steuer- und versteuerbarem Schwarzmarkt mit schlechter Qualität und hoher Kriminalität einen legalisierten Markt schaffen mit hoher Produktqualität, günstigeren Preisen sowie Geldströme, die beim Staat und steuerzahlenden Unternehmen landen, statt kriminellen Clans. 2020 werden wir daher die bestehende Produktpalette von Agraflora aggressiv auf dem europäischen Markt ausrollen, sobald die viertgrößte Produktionsstätte von Agraflora die finalen Lizenzen erhalten hat. Wir werden aggressiv im pharmazeutischen und legalisierten Freizeitmarkt neue Märkte erschließen, teilweise durch Übernahme bestehender Player.
Was hast Du Dir persönlich für 2020 vorgenommen?
Ich persönlich werde 2020 mit einem Umzug nach München beginnen und die nächsten drei Jahre als Geschäftsführer von Agraflora Europe dafür sorgen, dass der Unternehmenswert und somit der Aktienkurs massiv an Wert zulegt.
Auf welches Startup sollten wir – deiner Meinung nach – 2020 ganz besonders achten?
Aus den genannten Gründen gehört 2020 Agraflora – nicht Farmako – ganz nach oben auf die Watchlist.
Startup-Insider #58 – Farmako
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