Erfurter Start-up macht individuelle Kleider erschwinglich
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Nach ihrem Wirtschaftsstudium arbeitete die 35-Jährige, die 2008 zum Masterstudium nach Thüringen kam, im Hochschulmarketing an der FH Schmalkalden und an der Universität Erfurt. Während der Elternzeit entwickelte sie die Idee für uniqueStyler. „Da hatte ich das Gefühl, dass der richtige Zeitpunkt fürs Gründen gekommen ist“, erinnert sich Kristiina. Ihre Wahlheimat Thüringen wieder zu verlassen, kam für sie nicht infrage: „Erfurt ist eine wunderschöne Stadt, in der ich mich zu Hause fühle, vielleicht auch, weil mich die Altstadt an meine Heimat Tallinn erinnert“, sagt sie.
Viel Unterstützung aus der Thüringer Gründerszene
Ehemann und Software-Entwickler Ricardo half ihr beim Schritt in die Selbständigkeit, nicht zuletzt, indem er den 3D-Kleider-Konfigurator programmierte. Auch vom Freistaat Thüringen bekam Kristiina Unterstützung, vor allem durch die IHK und das Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum (ThEx). So lernte sie über das Mentoring-Programm des ThEx Alexander Mock kennen, der in Erfurt mehrere Modegeschäfte betreibt. „Gerade in der Anfangszeit hatte Alexander viele wertvolle Tipps für mich“, sagt Kristiina. Noch heute trifft sie sich regelmäßig mit ihm, etwa um gemeinsame Werbeaktionen zu organisieren. Mittlerweile kenne sie fast jeden in der Erfurter Gründerszene, sagt Kristiina. „Es ist toll, dass man sich hier gegenseitig so gut unterstützt und gemeinsam etwas schafft“.
Ein Meilenstein für uniqueStyler war die Auszeichnung mit dem Thüringer Innovationspreis „Zukunft Handel“ im Frühjahr 2018. Durch die damit verbundene Publicity habe sie viele neue Kunden gewonnen, erinnert sich Kristiina. Mit ihrem Unternehmen hat sie noch viel vor. Zu erahnen sind die großen Pläne in dem Haus, in dem sich ihr Atelier und die Wohnung ihrer Familie befinden. In einem hellen, großzügigen Raum im Erdgeschoss, in dem derzeit noch Zementsäcke auf dem Boden liegen und Kabel aus den Wänden hängen, will sie schon bald ihre Kundinnen empfangen. Auch eine eigene Schneiderin will sie dann anstellen.
Die Entscheidung für die Selbständigkeit hat Kristiina nie bereut. „Durch das Gründen ist mein Leben interessanter geworden“, sagt sie. „Ich bin froh, dass meine Familie und meine Freunde mich damals ein bisschen geschubst haben, den Schritt zu gehen.“
Was ich gelernt habe – 4 Top-Tipps für Gründer von Kristiina Oelsner
- Statt sich im Büro oder Atelier zu verkriechen, sollten junge Gründerinnen und Gründer rausgehen und mit anderen Menschen kommunizieren – auch wenn das manchmal schwer fällt. Hinter jedem Kontakt versteckt sich vielleicht der nächste Kunde oder das nächste gemeinsame Projekt, das viele neue Kundinnen und Kunden erreichen kann. Ich nutze in Thüringen zum Beispiel viele Veranstaltungen von der IHK und dem ThEx zum Netzwerken. Aber auch über die sozialen Medien findet man interessante Events.
- Wer gründet oder gründen will, sollte eine gehörige Portion Flexibilität mitbringen. Man fängt mit einer Idee an, aber man muss diese Idee wachsen lassen. Das ist ein bisschen wie bei einem Kind: Man muss einfach schauen, wo der Weg hingeht. Viele Entwicklungen lassen sich im Vorfeld gar nicht absehen.
- Es braucht nicht unbedingt ein großes Budget zum Gründen. Oft kann man mit einer Geschäftsidee klein anfangen. Der Vorteil: Während das Start-up Schritt für Schritt wächst, lernt man als Gründer eine Menge und entwickelt sich ebenso nach und nach weiter.
- Ich könnte ein Buch über all die Fehler schreiben, die ich gemacht habe, seit ich selbständig bin. Aber es wäre ein spannendes und lehrreiches Buch. Deshalb rate ich Gründerinnen und Gründern, keine Angst davor zu haben, Fehler zu machen, und auf ihr Bauchgefühl zu hören.
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