Von Sümeyye Algan
Freitag, 25. Oktober 2019

“Insbesondere die Kapitalsuche gestaltet sich schwieriger”

Das junge Startup Pflegix versucht den Markt der Pflege zu digitalisieren - und zwar von Bochum aus. Was auch Nachteile hat! "Insbesondere die Kapitalsuche gestaltet sich schwieriger. Investoren fokussieren sich stark auf forschungsintensive Ausgründungen aus den Unis", sagt Mitgründer Tim Kahrmann.

Pflegix, im Jahre 2016 von Tim Kahrmann und Andreas Helget gegründet, positioniert sich als ein Marktplatz für Pflegebetreuung und Alltagshilfe. Zielgruppe sind Menschen, die Unterstützung suchen, und diejenigen, die Hilfe anbieten. Provokant formuliert könnte man behaupten, das Startup profitiert vom schlechten Gesundheits- und Pflegesystem in Deutschland. Dass Bedarf vorhanden ist, verdeutlicht die Anzahl der registrierten Hilfesuchenden und Helfer in der Datenbank: So bieten 11 000 meist gelernte Pflegekräfte, die in der Freizeit auf freiberuflicher Basis arbeiten, ihre Dienste an. Die ganze Geschichte von Pflegix kann jeder in unserem Buch #EmscherEinhörner nachlesen. Im Ruhr-Interview mit deutsche-startups.de spricht Pflegix-Macher Kahrmann nun aber erst einmal ausführlich über die Startup-Szene in Bochum und im Ruhrgebiet.

Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für das Ruhrgebiet als Startup-Standort?
Ganz klar: die Menschen. Im Pott sind wir es gewohnt, zu „malochen“, und genau diese Mentalität braucht es in einem Startup. Außerdem ist es vergleichsweise einfach, motivierte und loyale Mitarbeiter zu finden, da der War for-Talent nicht so stark ausgeprägt ist.

Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Bochum aus?
Man kennt sich und unterstützt sich gegenseitig.

Was ist in Bochum einfacher als im Rest der Republik?
Einfacher ist es nicht. Insbesondere die Kapitalsuche gestaltet sich schwieriger. Investoren fokussieren sich stark auf forschungsintensive Ausgründungen aus den Unis. Dem entgegen stehen niedrigere Mieten und Gehälter, was es ermöglicht, mit weniger Kapital zu gründen.

Was fehlt in Bochum bzw. im Ruhrgebiet noch?
Ein fixer Treffpunkt für die Gründer-Szene. Es fehlt in Bochum eine Kreativ-Oase wie das Unperfekthaus in Essen.

Zum Schluss hast du drei Wünsche frei: Was wünscht du dir für den Startup-Standort Ruhrgebiet?
Zum einen mehr Risikokapital, insbesondere für die Frühphase. Dann ein Startup-Haus, wo sich die Szene trifft, und mehr Pragmatismus seitens der Politik, was die Förderung von Gründertum im Ruhrgebiet angeht.

Der digitale Pott kocht – #Ruhrgebiet


Mit hunderten Startups, zahlreichen Gründerzentren und -initativen, diversen Investoren sowie dutzenden Startup-Events bietet das Ruhrgebiet ein spannendes Ökosystem für Gründer. ds, die Gründerallianz Ruhr und der ruhr:HUB berichten gemeinsam über die Digitalaktivitäten im Revier.

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Foto (oben): Pflegix