“Die Idee des ‘Amazons für Schrott’ hat nicht funktioniert”
Das 2017 gegründete Startup Remetal, das von Maximilian Wagner und Florian Kriependorf geführt wird, bringt sich als “mobiler Schrottplatz” in Stellung. “Angefangen haben wir mit einem Vermittlungsmodell – das funktioniert aber im Schrotthandel nicht sonderlich gut, da wir über ein Wirtschaftsgut sprechen, welches oft nicht eindeutig mit Materialnummer etc. zu identifizieren ist”, sagt Mitgründer Kriependorf.
Inzwischen ist Remetal, ein Corporate Startup aus dem Hause Haniel, eher eine “Komplettlösung für das Recycling von Altmetall”. “Der Kunde gibt online mit wenigen Klicks Metallsorte und -menge – sofern er das selbst bestimmen kann – sowie seine Postleitzahl ein. Vom Kundenservice erhält er telefonisch ein Preisangebot. Nimmt er es an, wird im Telefonat ein Termin für die kostenfreie Abholung – innerhalb der nächsten 48 Stunden – vereinbart”, erklärt Kriependorf das Konzept. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Altmetaller außerdem über den Klüngelskerl, CleanTech und Rohstoffe.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Remetal erklären?
Also Omi, du weißt doch noch, was Opi alles im Schuppen und in der Garage gehortet hat von seiner Dachdeckerei: Regenrinnen aus Zink, Kupferrohre, Drehspäne, Aluminiumleisten und meterweise Elektrokabel. Und wie mühsam das war, das alles wieder loszuwerden: Der Klüngelskerl kam immer dann, wenn es nicht passte und hat kein Geld bezahlt und um zum Schrotthändler zu fahren, mussten wir uns einen Anhänger mieten oder für teures Geld einen Container auf dem Hof stellen. Und nie hat uns irgendeiner besonders freundlich behandelt. Das machen wir mit Remetal anders. Hier helfen wir dir beim Ausräumen und Sortieren, damit du für jedes Metall den besten Preis bekommst. Ab jetzt kannst du sicher sein, dass Remetal deinen Rohstoff direkt zum Spezialisten bringt. So gewinnen am Ende alle – Kunde, Umwelt und die beteiligten Partner.
Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Angefangen haben wir mit einem Vermittlungsmodell – das funktioniert aber im Schrotthandel nicht sonderlich gut, da wir über ein Wirtschaftsgut sprechen, welches oft nicht eindeutig mit Materialnummer etc. zu identifizieren ist. Käufer und Verkäufer blicken oft sehr unterschiedlich auf dasselbe Material, als Vermittler ist das natürlich schwierig, da man nicht dabei sein kann. Und Hand aufs Herz: Makler mag in dem Geschäft auch keiner.
Wie funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Daher ist der Ansatz, den wir gewählt haben, auch viel weitgehender. Wir wollen echten Mehrwert schaffen, und bieten nun eine Komplettlösung für das Recycling von Altmetall auf unserem Marktplatz an. Der Kunde gibt online mit wenigen Klicks Metallsorte und -menge – sofern er das selbst bestimmen kann – sowie seine Postleitzahl ein. Vom Kundenservice erhält er telefonisch ein Preisangebot. Nimmt er es an, wird im Telefonat ein Termin für die kostenfreie Abholung – innerhalb der nächsten 48 Stunden – vereinbart. Mit einem Analysegerät prüft Remetal direkt beim Kunden die Metallsorte und ermittelt das tatsächliche Gewicht mit einer geeichten Waage. Die Daten werden vor Ort in die von Remetal entwickelte App eingetragen und das Angebot so angepasst. Damit ist die Vergütung für den Kunden stets transparent. Noch vor Ort erhält der Kunde seine Gutschrift, die er per E-Mail als PDF-Dokument auf seinem Handy einsehen kann. Das Altmetall wird dann zum jeweils besten Abnehmer gebracht und veräußert.
Wie genau hat sich dein Unternehmen seit der Gründung entwickelt?
Im Oktober 2018 haben wir in Mülheim an der Ruhr mit einem Fahrzeug angefangen. Der Service wurde fantastisch angenommen und wir sind stetig gewachsen. Der Service und unsere Technologie wird stetig ausgeweitet und verbessert. Wir sind von einem MVP zu einer funktionierenden Organisation gewachsen, mit Spezialisten für die verschiedensten Bereiche. CleanTech ist bei uns kein Buzzword, sondern die DNA des Unternehmens!
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist dein Startup inzwischen?
Wir sind rund 40 Leute, haben fünf Autos – Sprintergröße und holen monatlich bei Circaq 400 Kunden Material ab.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Die Idee des “Amazons für Schrott”, mit einem Server, der in der Ecke steht und Vermittlungsaufgaben übernimmt, hat nicht funktioniert.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Bei unserer positiven „Obsession“ unseren Kunden gegenüber, gleich ob Privathaushalt oder Gewerbe. Diese „Obsession“ haben wir auch unseren internen Kunden, sprich unseren Mitarbeitern gegenüber. Und richtig machen wir auch, dass wir von Anfang an leidenschaftlich und konsequent an der Verwirklichung unserer Vision arbeiten, welche auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung fußt – Rethinking Recycling, eben. Entscheidungen treffen wir in allen Bereichen auf datenbasiert, um so stets Kurs halten zu können.
Wo steht Remetal in einem Jahr?
Da sind wir in weiteren Regionen in Deutschland und auch darüber hinaus aktiv, orchestrieren mindestens 20 ReVans und haben eine weitere Finanzierungsrunde absolviert.
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