#Interview

Bei abracar gehen dieses Jahr 7.500 Autos über den Tisch

"Insgesamt sind wir aktuell 40 Mitarbeiter. 2019 wird ein weiteres Erfolgsjahr für abracar. Wir werden ein Fahrzeug-Volumen von über 100 Millionen Euro und mehr als 7.500 Fahrzeuge vermitteln, damit zählen wir zu den Top-30-Gebrauchtwagenhändlern in Deutschland", sagt Mitgründer Orhan Köroglu.
Bei abracar gehen dieses Jahr 7.500 Autos über den Tisch
Donnerstag, 5. September 2019VonAlexander

Vor knapp drei Jahren ging abracar, ein Spin-off der Allianz-Gruppe, an den Start. Das Münchner Startup, das von Orhan Köroglu und Sebastian Jost gegründet wurde, will vor allem “den Autoverkauf einfacher, sicherer und transparenter machen”. “Wir schicken einen Gutachter, der dein Auto prüft und für dich die Fotos macht. Wir stellen deinen Wagen bei den größten Online-Plattformen ein, wir verhandeln mit Interessenten und wählen den besten für dich aus. Das Rundum-sorglos-Paket, damit du möglichst viel Geld für dein Auto bekommst”, erklärt Mitgründer Köroglu das Konzept hinter dem Auto-Startup. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der abracar-Macher außerdem über Bargeld, Prototypen und Technologien.

Wie würdest Du Deiner Großmutter abracar erklären?
Wenn du dein Auto verkaufen willst, dich aber um nichts kümmern möchtest, dann geh zu abracar: Wir nehmen dir alles ab, was stresst und machen den Verkauf einfacher, sicherer und transparenter. Wir schicken einen Gutachter, der dein Auto prüft und für dich die Fotos macht. Wir stellen deinen Wagen bei den größten Online-Plattformen ein, wir verhandeln mit Interessenten und wählen den besten für dich aus. Das Rundum-sorglos-Paket, damit du möglichst viel Geld für dein Auto bekommst. 

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Grundsätzlich ist das Prinzip gleich geblieben: Wir arbeiten partnerschaftlich mit unseren Kunden und wollen Transparenz beim Fahrzeugwert und -zustand sowie Sicherheit bei der Transaktion bieten, um so das bestmögliche Verkaufsergebnis zu erzielen. Gleichzeitig schaffen wir eine neue Option für Käufer, die sonst nicht von Privat kaufen würden. Allerdings arbeiten wir täglich daran, es besser zu machen. Zum Beispiel zahlt knapp die Hälfte der Deutschen ihren Gebrauchtwagen immer noch in bar. Das wollen wir ändern. Deshalb haben wir abrapay entwickelt, eine eigene Überweisungs-Lösung mit Bestätigung in Echtzeit. Das Bezahlverfahren wird bereits in circa 20 % unserer Transaktionen genutzt. Wir arbeiten jedoch daran, die Akzeptanz weiter zu erhöhen, um jedem unserer Kunden die Risiken der alternativen Bezahlmethoden abzunehmen. 

Wie funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Wir sind erfolgreich, wenn unsere Kunden erfolgreich sind. Für die Vermittlung eines Fahrzeuges erheben wir erst bei abgeschlossenem Verkauf eine Gebühr von 5 % des Verkaufspreises – mindestens 499 Euro und maximal 999 Euro. Bis dahin ist unser Service kostenlos. Außerdem verdienen wir am Upselling von KFZ-Versicherungen, Finanzierungen und Garantieverlängerungen.

Wie genau hat sich abracar seit der Gründung entwickelt?
Wir haben sehr früh eine starke Value Proposition entdeckt und ein ausgezeichnetes Team aufgebaut. Wir arbeiten iterativ und haben mit einem manuellen Prozess angefangen, der heute nahezu komplett mit selbst entwickelter Software automatisiert ist: Unser Preis-Algorithmus ist akkurater als viele Lösungen am Markt, wir haben eine eigene Gutachter-App, und unser eigenes CRM ermöglicht unseren Sales Managern, bis zu 80 Autos pro Monat zu verkaufen, was dem zwei- bis dreifachen eines Autohauserkäufers entspricht. 

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist abracar inzwischen?
Insgesamt sind wir aktuell 40 Mitarbeiter, den Großteil davon nehmen unsere Autoexperten und unsere Entwickler ein, da unser Fokus auf der Verknüpfung von Automotive-Kompetenz und Digitalisierung liegt. 2019 wird ein weiteres Erfolgsjahr für abracar. Wir werden ein Fahrzeug-Volumen von über 100 Millionen Euro und mehr als 7.500 Fahrzeuge vermitteln, damit zählen wir bereits zwei Jahre nach Gründung zu den Top-30-Gebrauchtwagenhändlern in Deutschland. Und wir sehen noch großes Potenzial angesichts eines Marktvolumens von knapp 85 Milliarden Euro. 

abracar ist ein Spin-off der Allianz-Gruppe. Wie viel Startup steckt dennoch in abracar?
Die Frage ist eher, wie viel Allianz in abracar steckt! Wir sind ein eigenständiges Startup, mit gleichen Freiheiten und Herausforderungen wie andere Startups auch. Als Gründer hat uns der damalige Inkubator Allianz X zunächst vor allem die Möglichkeit geboten, mit verschiedenen Prototypen zu experimentieren und so das Geschäftsmodell zu verfeinern. Später erhielten wireinen direkten Zugang zu einem finanzstarken Investor geboten, der dann auch in uns Seed sowie Series A investiert hat, so dass wir das erste und einzige Spin-off aus dem damaligen Inkubator sind. Als Allianz-Tochter haben wir vor allem zu Beginn von der Marke profitiert und hatten die Möglichkeit, gemeinsam mit der Allianz neue Produkte wie unsere Garantie zu entwickeln. Im operativen Geschäft hält sich die Allianz raus, wir haben eine sehr professionelle Startup-Investoren-Beziehung.. 

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Es ist zum Glück nichts so richtig schief gegangen. Vielleicht liegt das aber auch an unserer Wahrnehmung: Wir testen täglich neue Features und Anpassungen in unserer Value Proposition, und das meiste geht schief oder bringt nicht den gewünschten Effekt – das ist auch in Ordnung. Wir sehen das als normal an und probieren einfach weiter. Neue Mitarbeiter sind oft über das Tempo an Veränderungen erstaunt, gewöhnen sich aber recht schnell daran – spätestens wenn wir mal wieder eine erfolgreiche Anpassung gefunden haben, die unser Wachstum weiter anfeuert.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Konsequent auf Technologie und das richtige Team zu setzen. Immer wieder mit den Kunden zu reden und Feedback ernst zu nehmen.

Wo steht abracar in einem Jahr?
Wir wollen natürlich weiter wachsen. Wir möchten so die Fahrzeugvermittlung als neue Verkaufsvariante etablieren und Autobesitzern einen neuen transparenten und sicheren Verkaufsweg ermöglichen. 

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Foto (oben): abracar

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.