Von Team
Mittwoch, 4. September 2019

Skills4School zeigt, dass Unternehmer überall zu finden sein können #DHDL

Wenn Investoren von einem Gründer wirklich beeindruckt sind, fällt unter ihresgleichen oft der Satz „Das ist ein guter Gründer“. Doch was genau meinen sie damit und viel wichtiger: Wie schafft man es, dass sie so über einen reden?

Skills4Schools Gründer Rubin Lind verkörpert geradezu eine von Eric Ries’ („Lean Startup“) wichtigsten Startup-Weisheiten: „Entrepreneurs are everywhere“. In Rubins Falle eben zu Beginn seiner unternehmerischen Reise noch auf der Schule. Doch der heute 19-jährige hat den anderen, normalerweise älteren Startup-CEOs sogar Einiges voraus, wovon nicht nur die Löwen, sondern selbst Ries sicherlich auch begeistert wäre.

Die Lean Startup-Grundsätze sind bei Skills4School Programm: Nicht nur, dass CEO Rubin Lind das Unternehmen bereits als 17-jähriger Schüler ins Leben gerufen hat und so einmal mehr beweist, dass Unternehmer überall zu finden sein können. Auch in anderen Belangen punktet der junge Gründer, der mit seinem Team ein heute wirklich spannendes Unternehmen aufgebaut hat. Denn so gerne es häufig romantisiert wird: Unternehmertum ist eben nicht nur Motivation, Leidenschaft und das berühmte „Brennen“ für ein Thema oder eine Lösung.  Sondern eben auch ganz strukturierte, disziplinierte Arbeit, vor allem eben auch mit Zahlen. Auch wenn sich das für viele eben nicht so mitreißend anhört wie die Reden über Motivation und scheinbar nimmermüde Gründer.

Denn wenn Investoren von einem Gründer wirklich beeindruckt sind, fällt unter ihresgleichen oft der Satz „Das ist ein guter Gründer“. Doch was genau meinen sie damit und viel wichtiger: Wie schafft man es, dass sie so über einen reden? Denn dieser Satz ist oft sogar wie ein Code von einem Investor an den anderen, der soviel bedeutet wie: „Ich denke, wir investieren“ oder zumindest „Selbst wenn Phase/Rundengröße etc. nicht ganz passen sollten, falls es bei Euch passt, kann ich Dir diesen Case nur empfehlen“. Es scheint also fast so, als wäre man der Finanzierungsrunde mit diesem Prädikat schon einen ganzen Schritt näher.

Allgemein setzt es sich, wie so oft bei solchen Betitelungen, aus einer ganzen Reihe von Eigenschaften und Faktoren zusammen, die Definition per se gibt es also nicht. Man kann aber schon sagen, dass gewissen Dinge praktisch immer mit einbezogen werden, und natürlich gehören dazu auch „weiche“ Eigenschaften, wie z.B. Motivation und Leidenschaft für das, was das Unternehmen tut. Noch lieber wird es gesehen, wenn die Geschichte der Gründung praktisch auf der eigenen Problemlösung aufbaut, der Gründer also praktisch ein Problem erkannt hat oder sogar selbst hatte und unbedingt lösen wollte. Wie in Rubins Fall, den es genervt hat, dass es noch keine moderne, einfache und vor allem mobile Lösung für das Lernen von Schulstoff gab und dann kurzerhand beschlossen hat, sie selbst zu entwickeln. Wenn der Gründer dann selbst noch, wie in Rubins Fall, zur Kernzielgruppe gehört, senkt das gleichzeitig das Risiko, am Kunden vorbei zu entwickeln.

Doch für Investoren zählen eben auch die harten Fakten: Hat der Gründer sein Unternehmen „im Griff“, d.h. kennt er alle wichtigen Kennzahlen und weiß, was sie bedeuten? Kann er einschätzen, wo kurz-, mittel- und langfristig noch Verbesserungspotenzial oder sogar –bedarf besteht und hat er einen Plan dafür? In Rubins Fall stimmte dann eben auch alles: egal, ob Umsatzzahlen und –wachstum, Nutzungsverhalten in der App und die entsprechenden Aktivitätskennzahlen oder der wichtige Fakt, dass als zahlende Kunden größtenteils die Eltern adressiert werden müssen: die Zahlen und Fakten saßen und kamen richtig eingebunden in die gesamte Argumentationsstruktur eben auch entsprechend gut bei den Investoren an. Selbst wenn die Zahlen an sich nicht perfekt sind (denn das sind sie eigentlich nie), was zählt, sind die Argumente und die Lösungsstrategien. Denn auch, wenn es dann bei Skills4School natürlich noch den ein oder anderen Diskussionspunkt gab: es wurde schnell klar, dass die Löwen sich einig waren, hier einen „guten Gründer“ vor sich zu haben.

Denn die Mischung aus Motivation und Leidenschaft, aber auch die Beherrschung der Fakten und die Fähigkeit, das Wichtige vom weniger Wichtigen unterscheiden zu können und Kennzahlen nicht nur als einzelne, zu optimierende Werte zu sehen, sondern immer auch in den Gesamtzusammenhang einbetten zu können und das große Ganze nie aus den Augen zu verlieren, machen einen guten Gründer aus. Und dann kann sogar eine Bewertungsdiskussion mit den Löwen zu einem guten Ende führen, die sie sonst wahrscheinlich gar nicht erst eingegangen wären.

Zur Autorin
Ruth Cremer ist Mathematikerin und Beraterin sowie Hochschuldozentin im Bereich Geschäftsmodelle, Kennzahlen und Finanzplanung. Als ehemaliger Investment Manager weiß Sie, worauf Investoren achten und hilft bei Pitch- und Dokumentenvorbereitung auch im Investment- oder Akquisitionsprozess. In der aktuellen fünften Staffel von “Die Höhle der Löwen” war sie als externe Beraterin in die Auswahl und Vorbereitung der Kandidaten involviert.

Podcast

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Tipp: Alles über die Vox-Gründer-Show gibt es in unserer DHDL-Rubrik

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Foto (oben):  TVNOW / Bernd-Michael Maurer