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Conversion und UX: Wie Bankdaten zum Booster für E-Commerce-Startups werden

Zalando tut es, Ebay auch, Amazon sowieso. Die Rede ist von Data-driven E-Commerce. Damit ist die systematische Auswertung von Daten gemeint, um wichtige KPIs wie etwa die Conversion Rate sowie das Marketing und die User Experience von Online-Shops zu optimieren.
Conversion und UX: Wie Bankdaten zum Booster für E-Commerce-Startups werden
Freitag, 23. August 2019VonTeam

Am 14. September ist es soweit – dann tritt die neue Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 in Kraft. Viele E-Commerce-Startups beklagen die damit verbundenen Pflichten und Vorgaben, beispielsweise die sogenannte starke Kundenauthentifizierung (SCA, Strong Customer Authentication). Doch die PSD2 regelt auch den Zugang zu Kundendaten der Banken über APIs (Application Programming Interfaces). Welche Chancen Bankdaten darüber hinaus zur Verbesserung von User Experience und Conversion bieten, erklärt Joris Hensen, Co-Leiter des API-Programms der Deutschen Bank.

Zalando tut es, Ebay auch, Amazon sowieso. Die Rede ist von Data-driven E-Commerce. Damit ist die systematische Auswertung von Daten gemeint, um wichtige KPIs wie etwa die Conversion Rate sowie das Marketing und die User Experience von Online-Shops zu optimieren. Die großen Plattformen sind dabei gegenüber Startups im Vorteil. Denn dank ihrer zahlreichen Nutzer können sie auf umfassende Datenmengen zurückgreifen. 

Genau an dieser Stelle werden offene Bankschnittstellen für Startups spannend. Denn diese Schnittstellen gewähren Drittanbietern Zugang zu Kundendaten. Und mit dem Datenschatz der Banken können Startups ein Stück weit die Nachteile ausgleichen, die sie gegenüber großen Plattformen haben. Die folgenden drei Beispiele verdeutlichen das Potenzial dieser APIs für E-Commerce-Startups: 

  • Betrugsrisiko beim Rechnungskauf verringern

Die Deutschen bezahlen online am liebsten per Rechnung. Während der Rechnungskauf für Kunden Vorteile bietet – man muss erst nach Erhalt der Sendung zahlen und nicht in Vorleistung treten – ergeben sich gerade für kleine Onlinehändler große Risiken. Beispielsweise, weil sich Betrüger die Ware bequem nach Hause schicken lassen und danach nicht zahlen oder auffindbar sind.

Um seriöse Kunden von zweifelhaften Nutzern zu unterscheiden, setzt beispielsweise eBay auf Künstliche Intelligenz. Hierfür nutzt das Unternehmen seine große Datenbasis, um Verhaltensmuster von seriösen Käufern aus der Vergangenheit zu erkennen und potenzielle Fälle von Betrug frühzeitig zu erkennen. Doch was tun, wenn man nicht über die hierfür notwendigen Datenmengen verfügt? 

Die Überprüfung der Identität und Solvenz eines Käufers war in der Vergangenheit nur über kostspielige externe Anbieter möglich, weshalb manche Händler auf diese Zahlungsart ganz verzichteten. Doch wird die beliebteste Zahlungsmethode nicht angeboten, leidet die Conversion Rate und es bleiben Käufer weg.

Offene Bankschnittstellen ermöglichen es Onlinehändlern, auf die sogenannten KYC (Know Your Customer)-Daten der Banken zuzugreifen. Damit lässt sich die Identität eines Neukunden zweifelsfrei und in Echtzeit verifizieren. Auch dessen Solvenz kann dank APIs datengetrieben überprüft werden, denn Banken bieten auch Zugang zu Kontoumsätzen – natürlich nur mit dem ausdrücklichen Einverständnis der Bankkunden. Letztere profitieren im Gegenzug davon, dass sie schon als Neukunde das Zahlungsmittel ihrer Wahl nutzen können. 

  • Abbruchraten beim Checkout minimieren

Nicht nur bei der Verhinderung von Betrug, auch bei der Optimierung der User Experience bieten Bankdaten für Onlinehändler großes Potenzial. Das Nutzererlebnis beim Checkout ist hierbei besonders wichtig – denn angefangen bei der Eingabe von Personendaten, Auswahl der Zahlungsmethode bis hin zur Verifizierung des Alters lauern zahlreiche Conversion-Killer, die zu Kaufabbrüchen führen können. 

Ein Beispiel ist der gesetzlich vorgeschriebene Altersnachweis bei Produkten wie Alkohol, Tabak und E-Zigaretten. Bislang konnten Onlinehändler das Alter nur per Post- oder Video-Ident-Verfahren verifizieren. Der damit verbundene Aufwand erhöhte in der Vergangenheit die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bestellprozess im letzten Moment doch noch abgebrochen wurde. 

Auch hier bieten APIs Potenzial. Drittanbieter können sich das Vorliegen einer bestimmten Altersgrenze von Käufern per API-Zugriff auf Basis von verifizierten Bankdaten bestätigen lassen. 

  • Versandprozesse effizient beschleunigen

Auch hinter den Kulissen bieten Bankdaten Anwendungspotenzial. Ein Beispiel ist die Effizienz und Geschwindigkeit von internen Prozessen, die mit Bezahlvorgängen verknüpft sind. Der Zeitpunkt des Produktversands ist beispielsweise in vielen Fällen mit dem Zahlungseingang verbunden. Digitale Schnittstellen bieten hier neue Möglichkeiten in Form von Echtzeit-Transaktionsbestätigungen, die direkt an das ERP-System des Händlers gesendet werden. Dadurch lassen sich eingehende Zahlungen schnell und verlässlich bestätigen und Versandprozesse direkt und ohne Zeitverzug auslösen.

Fazit: Bankdaten bieten E-Commerce-Startups echte Mehrwerte

Die Schnittstellen der Banken bieten gerade für Startups im E-Commerce-Sektor echte Chancen. Das API-Programm der Deutschen Bank hatfür die oben geschilderten Beispiele spezielle APIs für die Identitäts-, Solvenz- und Altersüberprüfung sowie Push-Benachrichtigungen für Kontotransaktionen im Angebot. Darüber hinaus laden wir interessierte Gründer ein, gemeinsam mit uns im Rahmen unseres API Partner Networks neue Anwendungsfälle zu identifizieren und zu entwickeln. Die Wachstumspotenziale für Startups sind hier groß und sollten nicht ungenutzt bleiben.

Über den Autor
Joris Hensen verantwortet das API Programm der Deutschen Bank, das er Anfang 2015 mitbegründet hat. In seiner mehr als zehnjährigen Tätigkeit bei der Deutschen Bank war er in verschiedenen internationalen Projekten als Projekt- und Innovationsmanager tätig. Joris Hensen versteht sich als Intrapreneur und hat sich den Zukunftstrends in Hinblick darauf verschrieben, wie sie das Leben der Menschen verändern und verbessern können. Er twittert unter @joris_hensen.

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Foto (oben): Shutterstock