#Interview
“Investoren sind oft weniger reflektiert, als man denkt”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Axel Schmiegelow, Mitgründer vom Travel-Startup itravel.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Ich stehe um 6 Uhr auf und starte mit Sport in den Tag – das klärt den Geist. Im Büro passen wir dann ab spätestens 8:30 Uhr die Tagesplanung an etwaige aktuelle Ereignisse an. Termine liegen in der Regel am Nachmittag, damit notwendige Abstimmungen und konzentrierte Arbeit vormittags erledigt werden können. Bei Geschäftsreisen ist das natürlich ein bisschen anders, aber sie sind bei mir nach einem ähnlichen Muster organisiert.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Wenn kein Event ansteht, gehe ich gerne Bouldern; ansonsten verbringe ich den Abend gerne im Kreis meiner Familie und wann immer es geht vorzugsweise in der Wildnis und im Kajak. Ich lese auch viel, gern aus ganz anderen Themenbereichen, und ziehe daraus oft unerwartete Impulse für unser Geschäft.
Was über das Gründer-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Investoren sind oft weniger reflektiert, als man denkt. Sie können ja auch nicht in allen Märkten tiefe Kompetenzen haben. Bleib also bei Deiner Strategie, ohne Dich von Absagen beeinflussen zu lassen – und aus Absagen wird unerwartet Zuspruch und Funding-Erfolg, oft von genau denselben Investoren.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Gegen die gängige Meinung über Startups, sich nur auf ein Feature konzentrieren zu müssen, sind wir das Thema komplex angegangen und haben die existierenden Buchungsabläufe der Touristik durch ein komplett eigenes System ersetzt. Um unabhängig zu sein, haben wir in die Entwicklung einer eigenen technischen Buchungsplattform investiert, den Einkauf selbst organisiert und Produkte in Form von Reisebausteinen entwickelt. Viele haben uns das nicht zugetraut und es hat am Anfang nur sehr radikal und unternehmerisch denkende Investoren überzeugt.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Wir mussten lernen, dem Endkunden eine möglichst einfach zu bedienendes Interface zu bieten, die überhaupt nicht nach einer technischen Lösung aussieht. Unsere erste App hat Awards gewonnen und Investoren und Techies überzeugt, aber Kunden abgeschreckt. Wir haben dann iterativ an unserem Ansatz geschliffen, bis wir die besten Conversion Rates in unserem Markt erzielen konnten.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Unser CTO sagt immer: “Mach coolen Shit, dann kommen sie von alleine”. Und da hat er Recht. Ich bin stolz auf das Team, das bei uns zusammengefunden hat.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
Hör nicht zu viel auf Tipps, aber sei sehr selbstkritisch, schaffe eine positive Fehlerkultur in Deinem Team und hol Dir täglich brutal ehrliches Feedback von Kollegen und Nahestehenden. Und natürlich: Benutze Deine eigenen Produkte und spüre am eigenen Leib Wohl und Wehe Deiner Kunden.
Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Wir würden nie die Existenz unseres Unternehmens auf ein externes Tool verwetten.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Ehrlicher, direkter Austausch. Mittagsgrillen auf der Dachterrasse, vierbeinige Kollegen und viele informelle Team-Events, oft mit ein bisschen Nervenkitzel. Vor allem zählen hier aber auch Reisen in unsere Zielgebiete.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Persönlich: 2015, während einer Erkundungsreise für unser Südamerika-Portfolio im Amazonas im offenen Kanu nachts ohne Licht an einem Strand voller Kaimane anlanden. Geschäftlich: Die Gewinnung von National Geographic als internationalen Partner nach der härtesten Due Diligence, die ich je erlebt habe. Und ich habe einen unserer namhaften Angel Investoren mit einem filmreifen Serviettendeal in den Bergen von Utah gewonnen.
Kölle is e jeföhl – #Köln
In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit über 650 Start-ups, 25 Gründerzentren, attraktiven Investoren und zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt vom Digital Hub Cologne und der Stadt Köln.