Von Alexander Hüsing
Mittwoch, 24. Juli 2019

“Glück ist ein wichtiger Faktor beim Erfolg eines Startups”

Die Software des Stuttgarter Startups AnyDesk wird "bereits in 165 Ländern und mehr als 17.000 Unternehmen eingesetzt". "Vor fünf Jahren waren wir nur zu dritt. Wann immer es eine Abstimmung gab, waren nur drei Stimmen im Lostopf. Jetzt haben wir fast 50 Mitarbeiter", sagt Mitgründer Philipp Weiser.

Das junge Unternehmen AnyDesk will quasi TeamViewer als erste Adresse für den Fernzugriff auf Rechner ablösen. Das Team setzt auf eine deutlich höhere Übertragungsgeschwindigkeit, was viele neue Einsatzszenarien ermöglichen soll. “In den letzten drei Jahren konnten wir unseren Umsatz jeweils mehr als verdoppeln. Unsere Software wird bereits in 165 Ländern und mehr als 17.000 Unternehmen eingesetzt. Jeden Monat kommen 5 Millionen neue Anwender hinzu. All das macht AnyDesk zu einem der 50 am schnellsten wachsenden Unternehmen in Deutschland”, sagt Mitgründer Philipp Weiser. EQT Ventures sowie Business Angels wie Chris Hitchen und Andreas Burike investierten im vergangenen Jahr rund 6,5 Millionen Euro in das Stuttgarter Startup. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht AnyDesk-Macher Weiser über 

Wie würdest du deiner Großmutter AnyDesk erklären?
Unser Startup basiert auf einer einfachen Idee: Wir möchten die Entfernung zwischen Menschen verkürzen. Unser Ziel ist es ein Netzwerk aufzubauen, indem wir nicht nur Geräte, sondern Menschen und Ideen miteinander verbinden. Damit schaffen wir die Grundlage für die Zukunft des mobilen, kollaborativen Arbeitens in der digitalen und vernetzten Welt. Ein Startup zeichnet sich außerdem durch Innovation aus. Es gibt sicherlich bereits Lösungen wie unsere auf dem Markt. Wir sind jedoch der Meinung, dass wir es besser können. Denn auch wenn bei anderen Anbietern die Funktionalität vorhanden ist, stimmt das Gesamtpaket oft nicht. Wir können das Potential dieser Technologie noch mehr ausschöpfen und mit Qualität, Geschwindigkeit und Benutzerfreundlichkeit überzeugen.

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Natürlich gibt es immer Änderungen, weil der Markt sich stetig ändert. Unsere Ideen gehen durch unsere Software direkt an den Kunden, dieser gibt uns Feedback und wir passen unser Produkt entsprechend an. Der Markt ist letztlich immer die Validierungsinstanz für ein gutes Konzept. Das Anfangskonzept an sich war von vorneherein klar. Nun müssen wir die Möglichkeiten austesten, um zum Ziel zu gelangen. Dass das funktioniert, wird uns durch das Kundenfeedback immer wieder bestätigt. Durch Änderungen bewegen wir uns also stetig auf unser ganzheitliches Netzwerk-Konzept zu.

Wie funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell basiert auf dem Freemium-Ansatz. Wer AnyDesk privat nutzen möchte, kann das kostenlos tun. Wenn ein Nutzer also seiner Großmutter mit Computerproblemen helfen möchte, fallen keinerlei Kosten an. Sobald es aber um professionellen IT-Support oder andere kommerzielle Anwendungen geht, gibt es passende Preismodelle für jeden Bedarf.

Wie genau hat sich AnyDesk seit der Gründung entwickelt?
Vor fünf Jahren waren wir nur zu dritt. Wann immer es eine Abstimmung gab, waren nur drei Stimmen im Lostopf. Jetzt haben wir fast 50 Mitarbeiter. Wir wachsen mittlerweile um zwei Mitarbeiter im Monat. Das bedeutet, wir haben mehr Meinungen, mehr Einflüsse und wir möchten unsere Mitarbeiter dazu ermutigen, sich zu beteiligen. Wir alle tragen einen Teil der Verantwortung bei AnyDesk. Das macht jeden Mitarbeiter zu einem wichtigen Bestandteil unseres Unternehmens. Mit uns ist auch unsere Reichweite gewachsen: Vor Kurzem haben wir die 100 Millionen Downloads geknackt.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist AnyDesk inzwischen?
In den letzten drei Jahren konnten wir unseren Umsatz jeweils mehr als verdoppeln. Unsere Software wird bereits in 165 Ländern und mehr als 17.000 Unternehmen eingesetzt. Jeden Monat kommen 5 Millionen neue Anwender hinzu. All das macht AnyDesk zu einem der 50 am schnellsten wachsenden Unternehmen in Deutschland.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
So richtig schiefgegangen ist bisher zum Glück nichts. Glück ist nun mal auch ein wichtiger Faktor beim Erfolg eines Startups  – abgesehen von der Tatsache, dass man natürlich etwas wagen muss. Das haben wir getan. Dadurch sehen wir der Zukunft sehr positiv entgegen.

Und wo habt ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben uns für einen Markt mit viel Konkurrenz entschieden und konnten uns bisher erfolgreich behaupten, denn unsere Idee unterscheidet sich in vielen Dingen von der Konkurrenz. Die Kombination aus effizienten Funktionen und erschwinglichem Preis sorgt dafür, dass wir aus der Masse herausstechen. Einerseits liegt das natürlich am leistungsfähigen Produkt, das auf dem einzigartigen Video-Codec DeskRT beruht, den wir selbst entwickelt haben. Andererseits aber auch an unserer effizienten internen Struktur, durch die weniger Kosten beim Endnutzer anfallen.

Wo steht dein AnyDesk in einem Jahr?
Im Moment haben wir in Europa, Teilen Südamerikas und Asiens einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Das Ziel ist, diesen weiter auszubauen und unser Businessmodell noch weiter zu skalieren. Wir setzen dabei voll auf Wachstum, wobei uns vor allem die 6,5 Millionen Euro helfen, die wir 2018 in einer Series-A-Finanzierungsrunde von EQT Ventures Fonds erhalten haben.

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Foto (oben): AnyDesk