Innovationswunder Israel – Wie die Wüste Hightech schafft
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Auf den Golan-Höhen sitzend wirkt Israel noch so wie man es sich aus biblischen Erzählungen vorstellt. Das Land ist weitläufig, unbewohnt, man sieht viel Grün und das Weideland erstreckt sich soweit das Auge reicht. Und auch Israel wirkt so wie man es im Westen kennt: Die Menschen sind lebensfroh, obwohl der Krieg immer nah ist. Syrien ist nur ein paar Kilometer entfernt und auch die Bedrohung aus dem Libanon ist omnipräsent.
Von hier oben blickt man ins weitläufige Tal Israels hinein. Das Leben ist einfach und ruhig. Tel Aviv ist gut zwei Autostunden entfernt und damit auch das pulsierende Leben. Wenn man den Blick durch die Ebene streifen lässt, ist es schwer vorstellbar, dass dieses kleine Land, welches an der schmalsten Stelle nur 15 Kilometer breit ist, aktuell die Welt verändert. Viele junge israelische Unternehmen sind dabei, neue Lösungen zu entwickeln, die die Welt umgestalten.
Israelischer Gründergeist schafft ständig neue Innovationen
Greifbarer ist dieser Zustand in Tel Aviv. In der pulsierenden Metropole am Mittelmeer, die für mich das San Francisco des Ostens ist, wird Zukunft geschaffen. Israels Startups schaffen von dieser Stadt aus neue Standards und entwickeln disruptive Technologien. Doch sie verändern damit nicht nur Israel oder die Welt, sondern auch das Bild Israels in der Welt. Für den israelischen Staat sind die Gründer unbezahlbar wertvoll.
Wie erfolgreich die israelischen Gründer sind, zeigt ein Blick auf den Markt für Risikokapital. Das letzte Jahr war für Israels Gründer ein Rekordjahr. Eine Summe von $6,47 Mrd. wurde in israelische Startups investiert, eine Steigerung um 17% im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig stieg auch das Volumen der Transaktionen, auch ersichtlich an 24 Investitionen, die ein Volumen über $50 Millionen hatten. Das alles in einem Land, welches der Größe und Einwohnerzahl Hessens entspricht, gleichzeitig aber ein Investitionsvolumen vergleichbar mit dem Deutschlands aufzeigt.
Nirgends wird Israels Dynamik so sehr sichtbar wie in den Coworking-Spaces der Stadt. Die Idee des Coworkings wird hier perfektioniert, sie wird von allen Beteiligten gelebt und sie macht diese Stadt aus. Im WeWork Herzliya herrscht eine lebedinge Aufbruchsstimmung, hier wo junge Gründer sich mit anderen Gründern austauschen und gleichzeitig an ihrer Idee feilen können, wird Zukunft geschaffen.
Es ist dabei keine Überraschung, dass die weltweit bekanntesten Anbieter WeWork und Mindspace beide von Israelis gegründet wurden. WeWork, im Jahr 2009 gründet, verfügt heute über 100 Büros weltweit – Tendenz stark wachsend. Das Unternehmen ist mittlerweile $47 Mrd. wert und gehört damit zum legendären Club der Einhörner. Auch das zeigt, dass Israel zu einem Place to-be geworden ist– es geht nicht mehr ohne.
In der Idee des Coworking steckt auch viel der Identität Israels. Die Büroräume sind darauf ausgelegt, dass Menschen sich treffen und Ideen ausgetauscht werden. Verschiedene Kulturen und Menschen sind überall verteilt. Am Ende fühlt man sich sehr an die Idee des Kibbuz erinnert, bei der viele Lebensbereichen geteilt werden und Aufgaben zusammen erledigt werden, nur eben in kapitalistischer Ausführung.
Die „Startup Nation“ entwickelt sich weiter
Auch noch heute ist Israel die „Startup Nation“, von der Dan Senor und Saul Singer im Jahr 2009 geschrieben haben. Die Dynamik Tel Avis ist mit keiner anderen europäischen Stadt vergleichbar. Das liegt wohl auch an der Unbekümmertheit und Lockerheit, mit der junge Israelis an ihre Projekte gehen. Sie schaffen Unternehmen aus den Ideen hinaus, ohne sich Gedanken über ein potenzielles Scheitern zu machen.
Eine Gründerkultur ist in dieser Form etwas, was in Deutschland nicht vorhanden nicht. Es ist nicht davon auszugehen, dass das nächste Google in München gegründet wird, jedoch kommt es vielleicht aus Tel Aviv. Diese erheblichen Unterschiede in der Perspektive liegen zum einen an der deutschen Gesellschaft, die eher das Risiko scheut, zum anderen aber auch daran, dass die israelische Gesellschaft, seit Ihrer Gründung vor 71 Jahren, vom Erfinderreichtum lebt. Ohne innovative Pioniere wäre in der Wüste Israels nicht eine Oase wie Tel Aviv entstanden.
Auch verstehen Israelis deutlich besser die Digitalisierung als es deutsche Unternehmen tun, die noch immer nicht begreifen, dass sie erheblich von einem Wandel ergriffen werden. Weder der multinationale Konzern, noch der kleine Mittelständler können heute davon ausgehen auch in 10 Jahren noch erfolgreich zu sein. Durch eine sich immer schneller verändernden Welt werden nur Unternehmen bestehen können, die sich diesen Veränderungen anpassen. Das Verständnis für diese Risiken und Wandel besteht in Israel in einem deutlich größeren Umfang.
Glaubt man einer Studie von Innosight, werden in 10 Jahren über 50% der Unternehmen im amerikanischen S&P 500 Index, der größten 500 amerikanischen Unternehmen, nicht mehr vorhanden sein. Der Grund dafür sind die steigende Innovationskraft und Veränderungswillen junger Unternehmen besonders auch Israelischer. Sie verändern Branchen und machen Geschäftsmodelle obsolet.
Deutschland kann viel von Israel lernen
In den letzten Jahren ist das Potenzial und die Dynamik Israels auch in Deutschland mehr in den Fokus gerückt. Unzählige Wirtschaftsdelegationen haben das Land besucht und versuchen zu verstehen, was hier passiert, wie es sein kann, dass in dieser kleinen Oase am Mittelmeer eine solch große Schaffenskraft vorherrscht. Wie kann es sein, dass Israel es schafft die Jugend dazu zu ermutigen, ihre Träume in erfolgreiche Realitäten zu verwandeln.
Um das zu verstehen, muss man mit den Menschen vor Ort nur sprechen. Jeder, der seine Ideen mit anderen teilt, spürt die Euphorie, die im zu Teil wird. Jungen Menschen schlägt nicht der Pessimismus reaktionärer Geister entgegen. Sie werden dazu ermutigt, die Zukunft in die Hand zu nehmen, das Land zu gestalten und weiter zu entwickeln. Auch hier spürt man, dass der Pioniergeist in Israel immer noch vorhanden ist.
Israel ist von einem Land in der Wüste zu einem Standort für hochinnovative Technologie geworden. Durch die Unternehmen und jungen Gründer in Tel Aviv und Co. steht Israel eine glorreiche Zukunft bevor. Die Dynamik kann dabei helfen der gesamten Region neue Impulse zu geben, daran wird in Tel Aviv gearbeitet – an einer besseren und glücklicheren Zukunft, das spürt man bis hier oben auf den kühlen Golan Höhen.
Über den Autor
Marc Jacob, Jahrgang 1994, ist beruflich im Bereich der Unternehmensfinanzierung und Beratung tätig. Er studierte Betriebswirtschaft in Frankfurt, Budapest und Los Angeles. Sein Ziel ist es die Themen Digitalisierung und Venture Capital verständlicher zu vermitteln und Deutschland, nach dem Vorbild Israels, zu einer „Start-up Nation“ weiterzuentwickeln. Er interessiert sich darüber hinaus insbesondere für die Themen Literatur, Kultur und Gesellschaft.
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