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Massive Kreditausfälle treiben Kreditech in die Krise
Das Hamburger Startup Kreditech, ein Mikrokredit-Vermittler, war jahrelang der Stern am deutschen FinTech-Himmel. Bis Ende 2017 flossen imposante 184,4 Millionen Euro (Kapitalrücklage) in die Jungfirma, die von Sebastian Dimer und Alexander Graubner-Müller gegründet wurde. Enden 2018 kam dann der große Knall bei Kreditech: Nach einer weiteren Kapitalerhöhung soll das Unternehmen nun nur noch mit jenen 14 Millionen bewertet worden sein, die zuvor als Krisen-Investment ins Unternehmen geflossen sind.
Der Konzernabschluss für 2017 liefert nun einige Details zur Lage bei Kreditech. Das Unternehmen konnte seinen Umsatz im Berichtszeitraum um 57 % auf 71,4 Millionen steigern. 2Das Unternehmenswachstum ist derzeit insbesondere vom Geschäft in den Kernmärkten Polen, Spanien sowie in Russland getrieben. Dabei geht, trotz weiterhin stabilem Wachstum, der Anteil der relativ höher verzinsten Mikrokredite weiterhin zurück, weil die vergleichsweise niedriger verzinsten Ratenkredite im Rahmen der Geschäftsstrategie überproportional stärker wachsen”, teilt das FinTech in eigener Sache mit.
Das negative Konzerngesamtergebnis ist aber weiter vernichtend! Nach 58,9 Millionen im Jahre 2016 waren es 2017 erneut 57,7. Insgesamt verbrannte das Grownup bis Ende 2017 üppige 192,7 Millionen Euro. Insbesondere die Kreditausfallraten waren 2017 extrem hoch: “Im Geschäftsjahr 2017 wurden Konsumentenkredite in Höhe von TEUR 53.602 (Vorjahr: TEUR 27.705) vollständig abgeschrieben (>179 Tage überfällig)”. Dabei wollte das Unternehmen doch immer mit “vorausschauenden und intelligenten Algorithmen” dafür sorgen, dass genau dies nicht passiert.
Zum Algorithmus der Jungfirma heißt es im Jahresabschluss: “Die Lending Subsidiaries prognostizieren Ausfallraten für die vergebenen Kredite auf Basis der durch die Gesellschaft entwickelten Modelle, die wiederum auf selbstlernenden Algorithmen basieren. Da diese Modelle sich dynamisch an Erfahrungen und Ergebnissen der Vergangenheit orientieren, sind sie zwar nach Auffassung der Gesellschaft grundsätzlich präziser in der Prognose zukünftiger Ausfallraten, müssen aber auch in einzelnen Bereichen noch ‘dazu’ lernen, um Kreditausfälle immer korrekt zu prognostizieren”. Fünf Jahre nach dem Start ist Kreditech also noch längst nicht so weit, wie anfangs versprochen. Mit der Technik scheint es aber auch so nicht so richtig zu klappen im Hause Kreditech. “Zum Ende des Geschäftsjahres 2017/Anfang 2018 entschied das Unternehmen, sein Wachstum im Direktgeschäft (Raten- und Mikrokredite) in Polen, Spanien und Mexico zu reduzieren. Der Grund für diese Entscheidung war, dass das Unternehmen seine Kreditabwicklungs-Technologie in allen Ländern in wichtigen Teilen ersetzt, um wichtige Prozesse substantiell zu verbessern”.
Ansonsten fallen bei Kreditech die hohen Kosten in Sachen Kundenakquisition auf. 2017 lagen die Gesamtaufwendungen für Kundenakquisition bei 21,3 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es noch 17,9 Millionen. “Der signifikante Anstieg der Aufwendungen für Kundenakquisition ist hauptsächlich auf höhere ausgegebene Kredite zurückzuführen”, teilt Kreditech dazu mit. 2015 lagen die Gesamtaufwendungen übrigens gerade einmal bei 8,4 Millionen. In drei Jahren gab Kreditech somit über 47 Millionen für Kundenakquise aus. Rund 20 Millionen entfielen dabei auf Spanien.
Die Kreditech-Gruppe beschäftigte im Geschäftsjahr 2017 durchschnittlich 230 Mitarbeiter, im Vorjahr waren es noch 295. Einen Konzernabschluss für 2018 legte das Unternehmen noch nicht vor.
Fakten aus dem Jahresabschluss 2017
* Die Kreditech Gruppe verzeichnet 2017 einen Umsatz von EUR 71,4 Mio., bei einem erneuten Wachstum von ca. 57 % gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr 2016 (EUR 45,3 Mio.). Das Unternehmenswachstum ist derzeit insbesondere vom Geschäft in den Kernmärkten Polen, Spanien sowie in Russland getrieben. Dabei geht, trotz weiterhin stabilem Wachstum, der Anteil der relativ höher verzinsten Mikrokredite weiterhin zurück, weil die vergleichsweise niedriger verzinsten Ratenkredite im Rahmen der Geschäftsstrategie überproportional stärker wachsen
* Insgesamt war das Issuing-Wachstum der Gruppe im Jahr 2017 – trotz einer Reihe widriger Umstände wie Produkteinstellungen oder Geschäftsschließungen – mit 46 % (EUR 185,2 Mio.) etwa 8 % oberhalb der Budgetziele. Aufgrund des strategisch gewollten größeren Fokusses auf niedriger verzinste Ratenkredite wuchs der Umsatz insgesamt mit 57 % bzw. ca. 8 % über Budgetprognose. Aufgrund des gestiegenen Anteils des POS Geschäfts, das deutlich niedrigere Ausfallraten als das Direktgeschäft hat, verbunden mit deutlich reduzierten Ausfallraten im Direktgeschäft sowie reduzierten Refinanzierungskosten konnte die Bruttomarge von 16 % auf 30 % fast verdoppelt werden.
* Wie in unserem letzten Geschäftsbericht erwartet, konnten die Kundenakquisitionskosten (“CAC”) in Prozent vom Umsatz von 39% (17,9 Mio. EUR) in 2016 auf 30% (21,3 Mio. EUR) in 2017 gesenkt werden, sowohl aufgrund des höheren Anteils des Point-of-Sale-Geschäftes, als auch durch Verbesserung der Akquisitionseffizienz im Direktgeschäft. Verbesserte ‘Economies of Scale’ sorgten dafür, dass der Anteil der relativ stabilen operativen Kosten am Umsatz deutlich abnahm, sodass auch der Verlust in Prozent vom Umsatz weiter reduziert werden konnte.
* Die Liquidation der Auslandstöchter in Australien, Peru, der Dominikanischen Republik und Kasachstan wurden in 2017 erfolgreich abgeschlossen. Darüber hinaus wurde das nicht strategische Mikrokreditgeschäft in Polen und Tschechien eingestellt. Im Januar 2018 wurde das mexikanische Geschäft vorübergehend eingestellt, mit der Option, es in Zukunft, möglicherweise in Partnerschaft mit PayU weiterzuführen.
Kreditech im Zahlencheck
2017: 71,4 Millionen Euro (Umsatz); 57,7 Millionen Euro (Konzerngesamtergebnis)
2016: 45,3 Millionen Euro (Umsatz); 58,9 Millionen Euro (Konzerngesamtergebnis)
2015: 39,2 Millionen Euro (Umsatz); 34,9 Millionen Euro (Konzerngesamtergebnis)
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