So wurde aus dem Flop DropGifts der Überflieger Global Savings Group
Die Münchner Jungfirma Global Savings Group, die füher als Cuponation bekannt war, fliegt seit Jahren weit unter dem Radar. Dabei flossen bereits über 38 Millionen Euro in den Schäppchendienstleister. 2016 und 2017 wirtschaftete das Unternehmen zudem profitabel. “Nach einer Zeit der Investition in 2018 – unter anderem mit dem Markteintritt in die USA sowie der Akquise von Pouch – planen wir in 2019 wieder profitabel zu sein”, sagt Mitgründer Adrian Renner.
Weltweit arbeiten rund 400 Mitarbeiter für die Global Savings Group, die Niederlassungen in neun Ländern unterhält und Plattformen in über 20 Märkten betreibt. “Wir haben in 2018 etwas über 18 Millionen erfolgreiche Kaufabschlüsse für unsere Werbepartner vermittelt und damit etwa 1 Milliarde Euro an GMV generiert. Wir haben circa 20.000 Werbepartner weltweit in über 20 Ländern”, sagt Renner zum Stand der Dinge bei der Global Savings Group. Zum Umsatz sagt der Gründer nichts.
Aus dem Jahre 2016 ist aber zumindest bekannt, dass der Umsatz damals bei 19.4 Millionen lag. In Deutschland konnte die Rabatt-Gruppe gerade extrem punkten: Das Unternehmen löste bei Burda-Marken wie Chip und Focus Sparwelt.de als Partner ab. Für Sparwelt.de ein herber Verluste, für die Global Savings Group ein Megagewinn. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Renner zudem über Fake-Accounts, Provisionen sowie anstrengende und schwere Phasen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter die Global Savings Group erklären?
Wir helfen großen Zeitungen bzw. Medienhäuser wieder Geld zu verdienen, dabei betreiben wir Webseiten für und mit großen Medienhäusern weltweit – etwa Spiegel, Focus, CNN, etc. Auf unseren gemeinsamen Portalen helfen wir Nutzern bei Ihren Einkaufsentscheidungen: Wie liefern Ihnen Informationen, günstige Angebote, Gutscheine oder Empfehlungen die Ihnen helfen, Zeit und Geld zu sparen. Der eigentliche Einkauf erfolgt dabei nicht bei uns sondern bei unseren Werbepartnern, die uns eine Kommission dafür zahlen, dass wir Ihnen neue Kunden bringen oder helfen, interessierte Kunden zu einem Kaufabschluss zu bewegen.
Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Durchaus. Gestartet sind wir ursprünglich als DropGifts, eine Social Gifting-Plattform für Geschenke auf Facebook. Dort konnten sich Nutzer unter anderem 5 Euro-Gutscheine zum Beispiel bei Douglas schenken, die Sie nicht selbst bezahlen mussten. Diese waren von unseren Partnern gesponsored. Im Zuge der Arbeit an Dropgifts haben wir gelernt, dass Nutzer sich nicht innerhalb des Social Networks beschenken wollen, dass dies die falsche Umgebung ist. Jedoch hatten Nutzer ein sehr große Interesse, sich die 5 Euro-Geschenkkarten “selbst” zu schenken. Zum Beispiel über einen zweiten Fake-Account. Das hat uns dazu gebracht unser Geschäftsmodell vollständig zu überarbeiten und unser erstes Gutscheinportal zu launchen. In den letzten Jahren haben wir das Modell dann nochmals weiterentwickelt. Heute agieren wir als eine Plattform für große Publisher, für die wir diverse Commerce Content Portale entwickeln, implementieren und betreiben.
Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäft ist ein B2B2C-Modell. Zusammen mit großen Medienhäusern betreiben wir Portale mit kommerziellen Inhalten, die Nutzer bei Ihrer Kaufentscheidung unterstützen sollen. Wenn Nutzer durch die Inhalte zu einem Kauf zum Beispiel bei einem Online-Händler angeregt werden erhalten wir eine Provision. Diese Teilen wir mit unseren Medienpartnern.
Wie hat sich die Global Savings Group seit der Gründung entwickelt?
Wir sind seit der Gründung 2012 stark gewachsen, in Deutschland aber insbesondere auch International. Heute betreiben wir Niederlassungen in neun Ländern und haben Portale in über 20 Märkten. Wir sind circa 400 Mitarbeiter weltweit.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist die Global Savings Group inzwischen?
Wir haben in 2018 etwas über 18 Millionen erfolgreiche Kaufabschlüsse für unsere Werbepartner vermittelt und damit etwa 1 Milliarde Euro an GMV generiert. Wir haben circa 20.000 Werbepartner weltweit in über 20 Ländern. 2016 und 2017 war die GSG profitabel – normalisiertes EBITDA – auf Gruppenebene. Nach einer Zeit der Investition in 2018 – unter anderem mit dem Markteintritt in die USA sowie der Akquise von Pouch – planen wir in 2019 wieder profitabel zu sein.
Bisher seid ihr vor allem als internationaler Player bekannt. Was genau sind eure Pläne für den deutschen Markt?
Mit der Global Savings Group haben wir uns von Beginn an voll international ausgerichtet. Bereits den Launch unseres Unternehmens haben wir in drei Ländern auf drei Kontinenten parallel durchgeführt. Die dadurch erhöhte Komplexität bedeutete gerade in den ersten Jahren zusätzliche Herausforderungen für uns. Die konsequente internationale Ausrichtung hat jedoch heute große Vorteile für uns, da wir unsere Technologie, Prozesse und Konzepte stets über viele Länder skalieren können. In Deutschland sind wir erst in unserer dritten Welle an Launch-Märkten gestartet. Da Deutschland zusätzlich ein sehr wettbewerbsintensiver Markt ist, hat uns die Marktdurchdringung entsprechend mehr Zeit gekostet als bei anderen Ländern. Erst im April 2019 haben wir mit dem Focus eine neue Kooperation in Deutschland gestartet. Nicht zuletzt durch diese Kooperation werden wir in 2019 auch in Deutschland eine sehr starke Marktposition einnehmen. Deutschland als Heimatmarkt ist für uns natürlich ein bedeutender Markt in dem wir noch viele Wachstumsoptionen für uns sehen und planen zeitnah neue Produkte für unsere Partner einzuführen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Gehe ich zu unsere Anfangszeit zurück ist der Launch und die Skalierung von DropGifts zu nennen. Da wir eine hohe erste Finanzierung einsammeln konnten haben wir das Geschäft von DropGifts sehr schnell ausgerollt, auf über 100 Mitarbeiter in mehr als 10 Ländern in den ersten drei Monaten. Nachdem wir lernen mussten, dass das Geschäftsmodell nicht wie erwartet skaliert, waren wir gezwungen unter sehr großem Aufwand und Mühen für alle Beteiligten unser Unternehmen noch einmal neu ausrichten und das Team neu aufsetzen. Gerade wenn ein Geschäftsmodell noch nicht exakt verstanden ist, was bei uns der Fall war, ist es natürlich ein großes Problem, mit Teams in vielen Märkten nach Lösungen zu suchen. In unserem Fall gab es diese Lösung trotz intensiver Suche nicht und wir mussten das Modell aufgeben. Das war für das Team unsere Geldgeber und alle Mitarbeiter eine anstrengende und schwere Phase.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ich denke uns trotz der jetzigen Größe sehr schnell auf neue Gegebenheiten anpassen zu können und auf neue Möglichkeiten aufzuspringen ist eine große Stärke der GSG. Dies ist nur möglich, da wir ein tolles Team mit wirklich starken Mitarbeitern haben, welches zum Einen eine sehr hohe Tiefe in unserer Industrie und unseren Produkten und Prozessen besitzt, aber zum Anderen auch bereit ist neue Wege zu erkunden, Modelle auszuprobieren und uns damit als Business in Summe laufend weiterzuentwickeln. Damit können wir auch die immer wechselnden Anforderungen unserer Partner entsprechend gut und zumeist besser als unser Wettbewerb erfüllen und erhalten einen Innovationsvorsprung. Und nur so können wir am Ende weltweit für Konsumenten immer die besten Deals und Empfehlungen generieren.
Wo steht die Global Savings Group in einem Jahr?
Idealerweise können wir in einem Jahr sagen dass wir uns auch in unserem jüngsten Markt, der USA, als wichtiger Spieler etabliert haben. Auch wollen wir ein neues Produkt, unseren Shopping Assistant, in neue Märkte außerhalb der UK ausgerollt haben. Zusätzlich aber suchen wir auch gezielt nach spannenden Unternehmen im Bereich Commerce Content, mit denen wir Kooperationen aufbauen oder die wir akquirieren können, um unsere Angebotspalette weiter zu vergrößern. Wir sehen dass wir mit unserer ersten Business Line, unseren Angebots und Deals Webseiten, auf dem Weg sind nicht nur einen europäischen sondern auch einen globalen Marktführer zu entwickeln. Jedoch glauben wir, dass im Feld Commerce Content noch viele weitere spannende Wege existieren, um Nutzern ein besseres Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Mit der GSG wollen wir im Laufe des Jahres 2019 in weitere Felder eintreten und diese international auf unserer Plattform ausrollen. Mit diesem Ansatz wollen wir in den nächsten drei bis fünf Jahren den weltweiten Marktführer in unserem Segment aufzubauen.
Was ist denn euer langfristiges Ziel?
Wir sehen uns mit der GSG auf einem guten Weg die Marktführerschaft als Anbieter von Commerce Content-Solutions für Publisher nicht nur in Europa, sondern auch weltweit zu erreichen. Dabei ist unser Kernprodukt mit dem wir gestartet sind – Aggregatorportale von Deals, Angeboten und Gutscheinen – nur ein Bereich in diesem Umfeld. In den letzten Jahren haben wir kontinuierlich unsere Angebotspalette erweitert. So haben wir erst Ende 2018 mit Pouch ein junges Unternehmen in Großbritannien gekauft, welches einen Shopping Assistant für den Webbrowser anbietet. Dieses Produkt beginnen wir bereits, über unsere Plattform unseren ersten Publishern zur Verfügung zu stellen. Unsere Vision ist der Aufbau einer Plattform für Publisher, über die Sie die unterschiedlichsten Commerce Content-Modelle aus einer Hand zur Verfügung gestellt bekommen. Da Nutzer heute über verschiedene User Journeys beinahe keinen Kauf mehr tätigen, ohne vorher Online-Inhalte zu diesem Kauf zu konsumieren ist unser Ziel, zusammen mit unseren Partnern bei jedem dieser Schritte dabei zu sein und Kunden in einem vertrauenswürdigen Umfeld mit Werbetreibenden zu verknüpfen. Hierzu planen wir neben der Eigenentwicklung neuer Konzepte auch in Zukunft, selektiv Innovationsführer im Bereich Commerce Content über Kooperationen oder Akquisitionen in unsere weltweite Plattform einzubinden. Unsere Reise hat erst begonnen.
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