#Interview
Weil das Amtsgericht in Nürnberg zu langsam ist, zieht Open-Xchange nach Köln
In den vergangenen Jahren residierte das bekannte Open Source-Unternehmen Open-Xchange, das einst in Olpe im Sauerland gegründet wurde, in Nürnberg. Nach zehn Jahren vor Ort verlagerte die Software-Firma, die 2017 beachtliche 21 Millionen Euro eingesammelt hat, ihren Sitz nun nach Köln – vor allem aus Frust über das Amtsgericht in Nürnberg. “Die haben dort Monate gebraucht, um Änderungen, etwa im Zuge von Kapitalerhöhungen, ins Handelsregister einzutragen”, sagt Gründer Rafael Laguna. Im Köln-Interview mit deutsche-startups.de spricht er zudem über Immobilienpreise, Elektro-Tankstellen und den 1. FC Köln.
Warum seid ihr von Nürnberg nach Köln umgezogen?
Wir waren mit dem Amtsgericht Nürnberg extrem unzufrieden. Die haben dort Monate gebraucht, um Änderungen, etwa im Zuge von Kapitalerhöhungen, ins Handelsregister einzutragen. So etwas behindert das Geschäft, denn wenn Investoren einsteigen, fließt das Geld erst, wenn die Eintragung erfolgt ist. Für Startups ist das unter Umständen eine Katastrophe. Wir hatten deswegen dauernd Ärger mit dem Amtsgericht und wenn wir nachgefragt haben, hat das niemanden dort interessiert. Der Service für Firmen ist gleich null. Also haben wir entschieden, nach Köln zu gehen. Da geht das alles viel schneller.
Reden wir einmal im Allgemeinen über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Köln ist übersichtlicher, treuer, ehrlicher, fleißiger, weniger fluffig und mittlerweile sogar günstiger als Berlin.
Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Man kennt sich. Im Gerling-Quartier, Media-Park oder in Ehrenfeld ist die Startup-Szene nah beieinander, so dass man sich sogar oft zufällig trifft, sei es bei der H&A Tagesbar, dem Supa Salad oder dem Hommage beim Espresso.
Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
Einer der Gründe warum wir in Köln sind ist, das es einfach mega-verkehrsgünstig ist. Von Berlin aus ist man vielleicht schneller in Moskau, aber wir haben drei funktionierende Flughäfen im Umkreis von weniger als einer Stunde, darunter auch einer der größten in Europa. Die Zuganbindung ist genial – ok, wenn sie denn fahren -, die Immobilienpreise sind noch nicht vollständig gaga – für eine Großstadt – und mit dem 1. FC Köln hat man noch ehrliches Drama.
Was fehlt in Köln noch?
Dass mein Kölner Freund Tom Bachem die Code University nach Berlin gelegt hat, finde ich traurig. Wir brauchen also bald einen Ableger hier. Auch ist die VC-Szene noch nicht ausgeprägt genug. Und etwas mehr organisierte Startup-Förderung, auch seitens der Stadt, wäre wünschenswert.
Zum Schluss hast Du hast drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Mehr Elektro-Tankstellen in den Tiefgaragen und Parkhäusern. Die unverschämten KVB-Preise und schlechte Taktung könnte man mal überarbeiten. Und zu guter letzt würde ich mir mehr Coworking-Spaces in der Innenstadt wünschen.
Kölle is e jeföhl – #Köln
In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit über 650 Start-ups, 25 Gründerzentren, attraktiven Investoren und zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt vom Digital Hub Cologne und der Stadt Köln.