Wieso Startups und Familienunternehmen perfekt zusammenpassen
„Rockstar zu verkaufen: Start-up sucht letztmalig Miteigentümer.“ Mit dieser ungewöhnlichen Stellenanzeige machte ein E-Health Start-up zu Beginn des Jahres auf ein generelles Problem von jungen Unternehmen aufmerksam: die Anschlussfinanzierung. Während die Suche nach Investoren für Start-ups in der Anfangsphase verhältnismäßig einfach ist – Business Angels oder staatliche Förderungen stellen hier gerne Kapital zur Verfügung – stellen sie die folgenden Finanzierungsrunden vor große Herausforderungen.
Besonders für Start-ups auf der Suche nach höheren Investitionssummen ist es schwierig, neue Kapitalgeber zu finden. Hier ist der Markt sehr intransparent und es fehlt oftmals an den richtigen Kontakten, um schnell mit den Entscheidern zu sprechen. Klassische Venture Capital Unternehmen kommen sicherlich in Frage, fokussieren sich aber in Wachstums- und vor allem Spätphasen auf bekannte Geschäftsmodelle und Trends. Tanzt man dabei etwas aus der Reihe und kann nicht mit hoch skalierbaren Lösungen im Rahmen der künstlichen Intelligenz oder Softwarelösungen (SaaS – Software-as-a-Service) aufwarten – um hier nur ein paar Trends zu nennen – fällt die Anschlussfinanzierung meist sehr schwer.
Familienunternehmen und Family Offices als vielversprechende Alternative
Eine vielversprechende Investoren-Alternative stellen Familienunternehmen oder Family Offices dar. Denn Start-ups und Familienunternehmen sind sich ähnlicher, als es zunächst scheint: Die traditionsreichen Unternehmen haben selbst einmal als „Start-up“ begonnen und haben meist den typischen Unternehmer- und Pioniergeist in ihren Unternehmen noch verankert. Interessante Innovationen und das damit verbundene Risiko scheuen sie oft nicht.
Kein Wunder also, dass heute schon fast die Hälfte der größten Familienunternehmen in Deutschland mit Start-ups kooperiert oder sich an ihnen als Investor beteiligt, wie eine Studie des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und der Deutschen Bank gemeinsam mit dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) im Juli 2018 offenbart hat. Aktuelle Beispiele: Teekanne, das im September den Online-Teehändler 5 CUPS and some sugar erwarb oder der Energiesystemhersteller Viessmann, der jüngst das Smart Home-Startup wibutler kaufte. Andere Familienunternehmen wie Vorwerk suchen mit eigenen Venture-Capital-Unternehmen schon länger nach innovativen Geschäftsmodellen.
Smarte Lösung für Start-ups
Wie aber können Familienunternehmen und Start-ups zusammenfinden – ohne dass gleich eine Stellenanzeige geschaltet werden muss? Eine smarte Lösung stellen sogenannten Matching-Plattformen dar. Auf denen kann sich ein vermögender Investor, der interessante Beteiligungen sucht, genauso registrieren wie ein junges kapitalsuchendes Unternehmen oder eben ein Familienunternehmen, das neue Geschäftsmodelle sucht. Jeder von ihnen gibt wichtige Eckdaten über sich ein – zum Beispiel in welche Geschäftsfelder er investieren möchte oder welche Ideen er langfristig verfolgt. Anhand der eingegebenen Informationen werden Familienunternehmen, Investoren und Start-ups zusammengebracht.
Dadurch ermöglichen die Plattformen den Start-ups auch langfristige Partnerschaften. Denn ein Grund, weshalb die Investitionen nach der Gründungsphase oft versickern ist, dass Investor und Start-up kurzfristig vielleicht zusammenpassen, aber langfristig andere Ziele und Ideen haben. Die Grundidee dieser Plattformen für Start-ups stammt aus den USA. Auch in Deutschland haben sich inzwischen Plattformen etabliert. Diese werden auch von immer mehr Familienunternehmen genutzt. Denn gerade die sind auf der Suche nach langfristigen und innovativen Investments.
Gewinner auf beiden Seiten
Die Investition in ein Start-up öffnet vielen Familienunternehmen meist die Tür zur Digitalisierung des eigenen Unternehmens, zu neuen Geschäftsmodellen und Produkten, aber auch zu talentierten Fachkräften. Zudem können sie von der Offenheit der Start-ups gegenüber Veränderungen profitieren. Auch die Gründer profitieren von der Verbindung: Neben der reinen Investition können Familienunternehmen jungen Unternehmen bei Bedarf auch strategisch zur Seite stehen. Darüber hinaus können sie auch von den Erfahrungen ihrer Geldgeber profitieren, etwa wenn es um Kontakte zu Lieferanten, den Eintritt in neue Märkte oder andere wichtige Unternehmensentscheidungen geht. Eine klassische Win-Win-Situation, weshalb das Interesse von Familienunternehmen an jungen Gründern und umgekehrt in den kommenden Jahren wohl noch steigen wird.
Zum Autor
Michael Königer ist Senior Manager im Bereich Deal Advisory bei KPMG in München, mit Fokus auf Start-ups und Familienunternehmen und betreut die KPMG Transaktionsplattform Matchmaker, einer Möglichkeit für Start-ups mit passenden Investoren in Kontakt zu treten.
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