“Insgesamt haben wir eine Frauenquote von fast 50 %”
Vor vier Jahren gründeten die Brüder Johannes und Michael Siebers das Unternehmen Holidu, eine Metasuche für Ferienhäuser und Ferienwohnungen. Inzwischen ist das junge Unternehmen in 21 Ländern unterwegs. Ende 2016 flossen 17 Millionen Euro in das Startup, das zuletzt mehr als 150 Mitarbeiter beschäftigte. Zu den Geldgebern von Holidu zählen unter anderem EQT Ventures, Venture Stars und Senovo. Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die Siebers-Brüder über künstliche Intelligenz im Travelmarkt, Diversity am Arbeitsplatz und den knappen Wohnraum in München.
Holidu positioniert sich seit 2014 als Suchmaschine für Ferienhäuser und Ferienwohnungen. Was sind derzeit eure größten Herausforderungen?
Wir wollen es unseren Nutzern ganz einfach machen, das perfekte Ferienhaus zum günstigsten Preis zu buchen. Da wir festgestellt haben, dass die attraktivsten Unterkünfte häufig von kleineren regionalen und spezialisierten Anbietern kommen, legen wir einen Fokus auf die Integration dieser Partner. Die größte Herausforderung dabei ist, diesen granularen Ansatz skalierbar zu gestalten. Wir lösen das mit einem starken Vertriebsteam und mit Technologien, die es uns ermöglichen, neue Partner schnell und mit hoher Datenqualität einzubinden.
Wie genau hat sich Holidu seit der Gründung entwickelt?
Manchmal reiben wir uns die Augen, wie rasant sich Holidu in den vier Jahren seit der Gründung entwickelt hat. Wir glauben an stetige inkrementelle Entwicklung und lancieren zum Beispiel täglich mehrere neue A/B-Tests. Alleine im vergangenen Monat haben wir so unsere Conversion Rate um 10 % gesteigert.
Welche weitere Zahlen, kannst Du uns nennen?
Holidu hat inzwischen mehr als 150 Mitarbeiter, davon rund 40 % in unseren Tech-Teams. Wir arbeiten mit über 500 Partnern zusammen und können unseren Nutzern so eine Auswahl von mehr als 10 Millionen Ferienhäusern und Ferienwohnungen bieten. Unser Buchungsvolumen pro Jahr liegt im dreistelligen Millionenbereich.
Bei Holidu arbeiten derzeit Menschen aus 30 Nationen. Wie funktioniert da die tägliche Zusammenarbeit?
Die Vielfalt unserer Mitarbeiter ist für uns eine große Bereicherung, doch die Internationalität ist hier nur ein Aspekt. Was uns allerdings verbindet, sind unsere Unternehmenswerte, auf die wir im Recruiting-Prozess stark achten. Wichtig ist uns beispielsweise der Wille sich ständig weiterzuentwickeln und den eigenen Standpunkt auch kritisch zu hinterfragen. Außerdem nutzen wir OKRs, um gemeinsam Prioritäten festzulegen und Absprachen zwischen den Teams zu fördern. Wir sehen, dass so nicht nur die Zusammenarbeit klappt, sondern sich viele internationale Freundschaften ergeben, die auch in der Freizeit gepflegt werden.
Was ist schwieriger Menschen aus aller Welt nach München zu holen oder eine Wohnung für sie zu finden?
Aus unserer Erfahrung hat München eine starke Anziehungskraft für internationale Talente. Im Recruiting kommt uns zugute, dass bei uns Englisch gelebte Unternehmenssprache ist und wir diese Talente auch ohne Deutschkenntnisse gerne einstellen. Unser stärkster Recruiting-Kanal ist aber die Weiterempfehlung durch zufriedene Mitarbeiter. Die Wohnungssuche ist in München, wie in vielen Großstädten, insbesondere zu Semesterbeginn eine Herausforderung. Um Neu-Münchnern eine erste Anlaufstelle zu geben, haben wir Anfang des Jahres sogar eine Holidu-WG gegründet. Außerdem gibt es eine rege Wohnungsbörse in unserem Slack. Bisher musste so zum Glück noch niemand mit der Luftmatratze im Büro übernachten.
Beim Blick in eure Development-Abteilung fällt auf, das dort überdurchschnittlich viele Mitarbeiterinnen arbeiten. In der Tech-Szene immer noch eine Seltenheit! Ist dies zufällig gesehen oder Strategie?
Insgesamt haben wir bei Holidu eine Frauenquote von fast 50 %. In den Tech-Teams sind wir mit etwa einem Drittel weiblicher Teammitglieder überdurchschnittlich, aber auch wir würden uns hier mehr wünschen. Deshalb hosten wir unter anderem auch besonders bei Entwicklerinnen beliebte Meetup-Formate. Außerdem achten wir intern sehr auf Gleichstellung und überprüfen beispielsweise regelmäßig, dass es bei uns keinen Gender-Bias bei den Gehältern gibt.
Im Reisemarkt wird derzeit viel über künstliche Intelligenz gesprochen. Wie steht Holidu zu dem Thema?
Für uns sind künstliche Intelligenz und Machine Learning aus dem Tagesgeschäft nicht wegzudenken. Wir haben damit schon über einer Millionen Urlaubern geholfen, bei der Buchung ihres Ferienhauses Zeit und Geld zu sparen. KI ist sogar der Grundstein für Holidu, da wir für die darauf basierende Bilderkennungs-Technologie unser Exist-Stipendium bekommen haben. Diese Technologie hilft uns dabei, dieselbe Ferienwohnung auf unterschiedlichen Webseiten zu erkennen und dem Nutzer den günstigsten Preis anzuzeigen. Machine Learning setzen wir beispielsweise beim Ranking der Unterkünfte ein. Nicht alle Nutzer verwenden die vorhandenen Filter wie “mit Pool”, aber durch ihr Verhalten auf der Website erkennen wir ihre Präferenzen und passen die angezeigten Angebote dynamisch an. Unser System lernt dabei permanent mit und so wird unser Ranking mit jedem Nutzer besser.
Reden wir zudem noch einmal gezielt über euren Standort. Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in München aus?
Für uns ist insbesondere die Nähe zu den vielen Universitäten und Hochschulen Süddeutschlands ein großer Vorteil. Viele unserer Entwickler haben in Karlsruhe oder München studiert und wir pflegen dorthin enge Beziehungen. Unter anderem arbeiten wir mit der Digital Product School der TUM zusammen und hosten hier regelmäßig eine Veranstaltung zu Data-Driven Entrepreneurship.
Wo steht Holidu in einem Jahr?
Wir wollen weiter in die Akquise von attraktiven Unterkünften und in den Ausbau unserer Technologie-Plattform investieren, um so unseren Nutzern einen noch besseren Service bieten zu können. Unser Ziel ist es, nächstes Jahr auf über 1000 Partner zu wachsen und unseren Umsatz zu verdoppeln.
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