#Zahlencheck
Ein millionenschweres Wandeldarlehen rettete simplesurance
Das Berliner Startup simplesurance, in Deutschland als Schutzklick bekannt, gehört zu den ganz großen InsurTech-Pionieren. 60 Millionen Dollar flossen bisher in das Unternehmen, das 2012 an den Start ging und zuletzt über 150 Mitarbeiter beschäftigte. Derzeit ist die Jungfirma, die zuletzt von der Tokio Marine Holdings (TMHD) und der deutsch-französischen Finanzgruppe ODDO BHF Kapital erhielt, in 28 Ländern unterwegs. Der Weg nach Japan ist nach dem Einstieg von TMHD, dem größten Versicherungsunternehmen Japans, nun fest eingeplant.
Ein Blick in den Jahresabschluss des Unternehmens zeigt, wo simplesurance derzeit steht. Die kleine Kapitalgesellschaft, die sich eindeutig noch voll im Wachstumsmodeus befindet, erwirtschaftete 2017 einen Jahresfehlbetrag über 7,4 Millionen Euro. Es ist der höchste Fehlbetrag in der kurzen Geschichte des InsurTech, das sich vor allem um die Vermittlung von Produktversicherungen kümmert. Insgesamt häufte das Startup seit dem Start Verluste in Höhe von 22,5 Millionen Euro an. Ende 2017 betrug die Kapitalrücklage dabei aber gerade einmal 15,9 Millionen. Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag betrug somit rund 6,5 Millionen.
Zur kurzfristigen Überbrückung dieser Lücke sicherte sich simplesurance im Februar des vergangenen Jahres ein Wandeldarlehen von bestehenden und neuen Investoren. Zum Hintergrund: In der Regel setzen Startups auf Wandeldarlehen, um die Zeit bis zur nächsten Finanzierung zu überbrücken. Oder zur kurzfristigen Überbrückung von Engpässen bei der Liquidität. Ein Jahr zuvor, Ende 2016, dürfte dabei schon längst klar gewesen sein, dass es ohne weiteres Kapital nicht weitergehen kann. Ein Wandeldarlehen dürfte da eine schnelle Möglichkeit gewesen sein, den Engpass zeitnah zu überbrücken.
Ein Blick zurück: Im März 2017 verkündete das Startup auch eine Finanzierungsrunde. Damals war davon die Rede, dass Route 66, Rheingau Founders, der Allianz sowie der neue Investor Rakuten weitere Millionen in das Unternehmen pumpen. Details wurden dabei nicht verkündet. 12,2 Millionen erhielt das Startup – wie jetzt klar ist. Zunächst aber nur als Wandeldarlehen! “Im Rahmen der Kapitalerhöhung vom 29. März 2018 ist dieses zum Stichtag als Fremdkapital bilanzierte Wandeldarlehen inkl. Zinsen vollständig ins Eigenkapital gewandelt worden”, teilt das Startup dazu mit.
Ohne dieses schnelle Wandeldarlehen wäre simplesurance heute vermutlich nicht mehr in der jetzigen Form am Markt. Die Maßnahme scheint sich aber für alle Seiten gelohnt zu haben. Immerhin waren damals erst rund 30 Millionen Euro (einschließlich Wandeldarlehen) in simplesurance geflossen. Die weiteren Millionen kamen alle erst in diesem Jahr. Die internen Zahlen des Startups müssen somit gestimmt haben und weiter stimmen, trotz der enormen Verluste und der Engpässe. Mit jetzt rund 53 Millionen Euro eingesammeltem Kapital dürfte das simplesurance-Team nun einige Jahre Zeit haben, eine große Nummer zu werden.
Fakten aus dem Jahresabschluss 2017
* Der Jahresabschluss für den Zeitraum vom 01. Januar bis 31. Dezember 2017 ist nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches gemäß §§ 242 ff. und §§ 264 ff. sowie nach den einschlägigen Vorschriften aufgestellt. Es gelten die Vorschriften für kleine Kapitalgesellschaften i. S. d. § 267 HGB. Größenabhängige Erleichterungen gem. §288 Abs. 1 HGB wurden teilweise in Anspruch genommen.
* Mit Beteiligungsvertrag vom 27. Oktober 2017 wurde das Stammkapital um EUR 4.492,00 auf EUR 72.302,00 erhöht. Die EUR 4.492,00 wurden im Jahr 2017 von den Gesellschaftern eingezahlt. Die Eintragung in das Handelsregister erfolgte im selben Jahr.
* Die Gesellschaft schloss am 21. Februar 2017 einen Wandeldarlehensvertrag mit bestehenden und z.T. neuen Investoren über 12.200.000,00 EUR nebst Zinsen über 6% ab. Im Rahmen der Kapitalerhöhung vom 29. März 2018 ist dieses zum Stichtag als Fremdkapital bilanzierte Wandeldarlehen inkl. Zinsen vollständig ins Eigenkapital gewandelt worden.
simplesurance im Zahlencheck
2017: 7,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 6,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 5,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 2,0 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
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