#Interview

Wenn ein 85-jähriger Verkehrsanwalt ein LegalTech gründet

"Wir sind ein eingespieltes Team aus sehr erfahrenen Anwälten und neuen jungen Mitarbeitern, die Lust drauf haben etwas zu reißen. Wir sind kein neues Startup, dass möglichst schnell möglichst groß werden will, weil es den Exit plant. Letzteres ist uns egal. Geld verdienen haben wir alle schon gemacht", sagt Wolf Wegener.
Wenn ein 85-jähriger Verkehrsanwalt ein LegalTech gründet
Freitag, 19. Oktober 2018VonAlexander Hüsing

Der Verkehrsanwalt Wolf Wegener ist bereits 85 Jahre alt, aber noch nicht müde! Deswegen gründet er nun das LegalTech Verkehrsrechtshelfer.de. “In unserem fortgeschrittenen technologischen Zeitalter ist es nur logisch, dass auch die Verkehrsrechtsberatung digitaler und verständlicher werden muss, um Rechtsberatung zu demokratisieren. Auch mich überrascht es ein wenig, dass ich mit meinen 85 Jahren, dieses wichtige Thema anstoßen muss, aber ich freue mich auf diese neue Herausforderung”, sagt Wegener.

Die Hauptstädter stehen mit ihrem Konzept etwa in Konkurrenz zu Geblitzt.de, Bußgeldinfo.org und blitzerkanzlei.de. Refinanzieren soll sich Verkehrsrechtshelfer.de “entweder über Rechtsschutzversicherungen, Anwaltsgebühren und durch Lizenzgebühren von Rechtsanwälten, die die Software nutzen”. Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de stellt Wegener sein Konzept einmal ganz genau vor.

Welches Problem wollt Ihr mit Verkehrsrechtshelfer.de lösen?
Das Problem, dass Verbraucher, hier: Autofahrer, oftmals bis zu 249,50 Euro beim herkömmlichen Anwalt zahlen, um überhaupt erst einmal zu erfahren, ob Sie einen Anspruch haben oder ob bspw ein Fahrverbot oder ein Bußgeldbescheid rechtmäßig ist. Es kann also sein, dass ein Autofahrer zu einem Anwalt geht und der in dem konkreten Fall nichts machen kann, der Anwalt aber trotzdem abrechnet. Dadurch hat der Betroffene 2x mal verloren. Wir finden, dass das nicht gerecht ist. Außerdem lassen sich anwaltliche Tätigkeiten zunehmend mit Hilfe von Algorithmen und moderner Technik erledigen. Für den Nutzer bedeutet das, dass sein Problem schneller, einfacher und sicher gelöst werden kann. Zudem der genannte Kostenrisiko-Aspekt. Nicht zuletzt lässt sich alles bequem und einfach von zu Hause machen, was den Zahn der Zeit trifft. Schließlich ist Legal Tech sehr viel transparenter, weil zB die Kosten vorher „gefixt” und klar kommuniziert sind.

Jede Woche entstehen dutzende neue Startups, warum wird ausgerechnet Verkehrsrechtshelfer.de ein Erfolg?
Weil wir mit der AWW Gruppe auf 50 Jahre Erfahrung zurückgreifen können und einen starke und erfahrenen Partner für den Tech-Bereich gefunden haben, der momentan noch nicht genannt werden will.

Was sind die besonderes Herausforderungen mit 85 Jahren ein Unternehmen zu gründen?
Gute Leute zu finden, die hungrig sind etwas zu erreichen und zu bewegen. Außerdem ist der ganze Tech-Bereich sehr neu für mich. Hier muss ich auf gute Leute vertrauen und etwas die Kontrolle abgeben, was mir eigentlich nicht sehr liegt.

Wo steht Verkehrsrechtshelfer.de in einem Jahr?
In einem Jahr wollen wir technisch weiter vorangeschritten sein, damit die Informationen für die Kunden immer genauer auf diese zugeschnitten sind. Außerdem wollen wir deutlich mehr als 1.000 Autofahrern geholfen haben. Wenn diese dann auch noch sehr zufrieden mit uns sind…

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.