#Zahlencheck
Auf dem Weg zum Mega-Investment ging Blinkist mehrmals das Geld aus
Im Juni flossen beachtliche 16 Millionen Euro in Blinkist, eine kleine App, die Zusammenfassungen von Sachbüchern (Text und Audio) anbietet. Insgesamt flossen nun schon beachtliche 30 Millionen in das 2013 von Holger Seim, Niklas Jansen und Tobias Balling gegründete Unternehmen. Nun dürfte die mittelfristige Zukunft von Blinkist erst einmal absolut gesichert sein. In der Vergangenheit musste das Startup mehrmals große und kleine Löcher stopfen, um überhaupt weiter machen zu können. Blinkist dürfte dabei mehrmals vor dem kompletten Aus gestanden haben.
So war die Zukunft von Blinkist, einer kleinen Kapitalgesellschaft, etwa Ende 2016 komplett “von der Generierung weiterer finanzieller Mittel abhängig”. Diese Mittel wanderten dann bis Februar 2017 ins Unternehmen. “Die Gesellschaft hat im Januar 2017 und Februar 2017 weitere Zuzahlungen zur Kapitalrücklage gemäß Vertrag vom 21. Dezember 2016 in Höhe von EUR 8.018.788,00 erhalten”, heißt es dazu im Jahresabschluss. 2016 erwirtschaftete Blinkist einen Jahresfehlbetrag in Höhe von rund 3,1 Millionen sowie einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag in Höhe von 303.722 Euro. An solchen und geringeren Beträgen sind andere Unternehmen schon zu Grunde gegangen.
Ende 2015 – vor der 4 Millionen-Spritze durch Greycroft und Co. – lag der nicht gedeckte Fehlbetrag sogar bei 559.205 Euro. Ein Blick auf 2014 zeigt ebenfalls einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag, auch wenn es nur 102.448 Euro waren. Gleich drei Jahre lang stand Blinkist somit jedes Jahr massiv auf der Kippe. Es schließlich einfach kein Geld mehr da! Das Startup war davon abhängig immer neue Geldgeber aufzutreiben. Was den Berliner dann aber auch immer wieder gelungen ist. Die Zahlen im Hintergrund müssen somit gestimmt haben. Mit zuletzt 16 Millionen können die Hauptstädter nun – wie nie zuvor – aus dem Vollen schöpfen.
Wie enorm diese Summe ist, zeigt ein Blick auf die Verluste von Blinkist: Seit dem Start sammelte das Unternehmen gerade einmal Verluste in Höhe von 5,5 Millionen an. Was beim kostenintensiven Geschäftsmodell von Blinkist überrascht. Immerhin sind nun schon rund 2.500 Sachbücher bei Blinkist verfügbar. Das Geschäftsmodell hat aber auch einen gigantischen Vorteil: Die einmal erstellten Inhalte, die Zusammenfassungen der vielen Sachbücher, bleiben quasi ewig aktuell, werden nicht schlecht. Nach eigenen Angaben verfügt Blinkist über 6 Millionen Nutzer. Wie viele davon ein Bezahl-Abo abgeschlossen haben, ist nicht bekannt. Momentan kostet ein Abo bei Blinkist monatlich 12,99 Euro oder 80 Euro im Jahr. Bei 125.000 zahlenden Kunden kommen so schnell mal 10 Millionen Umsatz zusammen. Der Vorteil dabei: Blinkist ist auch international unterwegs.
Fakten aus dem Jahresabschluss 2016
* Der Fortbestand der Gesellschaft ist von der Generierung weiterer finanzieller Mittel abhängig. Die Geschäftsführung geht davon aus, dass die notwendigen Mittel auch weiterhin durch Eigenkapital und Fremdkapitalmaßnahmen generiert werden können, und hat den Jahresabschluss unter Zugrundelegung der Going-Concern-Prämisse aufgestellt. Zu der im Januar und Februar 2017 erfolgten Zuzahlung ins Eigenkapital verweisen wir auf die Erläuterung zum Eigenkapital.
* Die Kapitalrücklage in Höhe von EUR 5.188.018,56 resultiert aus sonstigen Zuzahlungen der Gesellschafter, die im Geschäftsjahr 2016 stattgefunden haben. Die Gesellschaft weist für das Geschäftsjahr 2016 einen Jahresfehlbetrag in Höhe von EUR 3.097.170,36 sowie einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag in Höhe von EUR 303.722,00 aus. Die Gesellschaft hat im Januar 2017 und Februar 2017 weitere Zuzahlungen zur Kapitalrücklage gemäß Vertrag vom 21. Dezember 2016 in Höhe von EUR 8.018.788,00 erhalten.
Blinkist im Zahlencheck
2016: 3,1 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 1,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 818.398 Euro (Jahresfehlbetrag)
2013: 346.764 Euro (Jahresfehlbetrag)
2012: 80.143 Euro (Jahresfehlbetrag)
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