Von Alexander
Donnerstag, 12. Juli 2018

Amorelie: Von 5,5 Millionen Verlust zu 450.000 Euro Gewinn

Wie wichtig beim rasanten Aufstieg von Amorelie ProSiebenSat.1 ist und war, zeigt ein Blick auf den nicht gedeckten Fehlbetrag. 2015 lag dieser bei knapp 5 Millionen. Extrem wichtig für Amorelie: ProSiebenSat.1 stellte dem Unternehmen zuletzt ein Darlehen in Höhe von 7,7 Millionen Euro zur Verfügung.

Während alteingesessene Erotikfirmen wie Beate Uhse weiter abschmieren, legt der Berliner Sextoy-Versender Amorelie, der seit 2015 mehrheitlich zur Mediengruppe ProSiebenSat.1 gehört, weiter einen beachtlichen Lauf hin. Laut Jahresabschluss 2016 stieg der Umsatz damals um 76 % von 20,6 Millionen auf 36,3 Millionen Euro. Aus einem Jahresfehlbetrag in Höhe von 5,5 Millionen wurde gleichzeitig ein Jahresüberschuss in Höhe von rund 450.000 Euro. Amorelie, das sich als “moderner Onlineshop für stilvolle Erotikprodukte” positioniert, präsentierte somit vier Jahre nach der Gründung und drei Jahre nach dem Start erstmals ein positives Jahresergebnis!

“Insbesondere die gestiegene Absatzmenge und die Weiterentwicklung der Qualität eigener Produkte und Produktsets haben maßgeblich zu dem positiven Ergebnis beigetragen”, teilt das Grownup im Jahresabschluss mit. Über zwei Drittel der Umsatzerlöse erwirtschaftet das sexy Startup, das von Lea-Sophie Cramer und Sebastian Pollok gegründet wurde, in Deutschland. “Weitere wesentliche Verkaufsländer sind zu in etwa gleichen Teilen Österreich und Schweiz. Insbesondere gezielte Marketingmaßnahmen sowie verschiedene saisonale Aktionen haben zum Umsatzwachstum geführt.” Wie auch in den Vorjahren war das Weihnachtsgeschäft bei Amorelie wieder enorm stark. Im Rekordjahr stiegen die Personalkosten der Erotikfirma von rund 3 auf über 4 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter stieg dabei “durchschnittlich” von 78 auf 86.

Ein Ausblick auf 2017 findet sich auch im Jahresabschluss: “Die weitere Entwicklung des Unternehmens ist uneingeschränkt positiv einzuschätzen. Die Sonoma Internet GmbH wird auch zukünftig in der Lage sein, den Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen. Die Geschäftsführung rechnet auch 2017 ausgehend von den im Risikobericht bereits erwähnten Faktoren und der wirtschaftlichen Beurteilung mit einem deutlich ansteigenden Umsatz sowie einem deutlich ansteigenden EBITDA”. Wie ein Blick auf eine Präsentation von ProSiebenSat.1 zeigt, klappte das Vorhaben auch. Der Umsatz von Amorelie stieg von 2016 auf 2017 um 55 %. Somit dürfte die Jungfirma im vergangenen Jahr rund 56 Millionen Umsatz erwirtschaftet haben.

Wie wichtig beim rasanten Aufstieg von Amorelie die Münchner Mediengruppe ProSiebenSat.1 ist und war, zeigt ein Blick auf den nicht gedeckten Fehlbetrag von Amorelie. 2015 lag dieser bei knapp 5 Millionen. Rückblick: Im März 2015 sicherte sich ProSiebenSat.1 bekanntlich die Mehrheit am Sextoy-Versender. Zuvor hielten die Bajuwaren 23 % am Unternehmen. Extrem wichtig für Amorelie: ProSiebenSat.1 stellte dem Unternehmen zuletzt ein Darlehen in Höhe von 7,7 Millionen Euro zur Verfügung. Deswegen stieg 2016 auch der Zinsaufwand von Amorelie enorm – von 168.870 auf rund 901.768 Euro. “Dies hängt mit der Darlehensfinanzierung durch den Gesellschafter zusammen, die in 2015 erstmals unterjährig zum Tragen gekommen ist. Im Geschäftsjahr wurden nach und nach Tranchen gezogen und Spitzen abgedeckt, um kurzfristigen Bestand zum Abverkauf aufzubauen”.

Anfang dieses Jahres stockte ProSiebenSat.1 dann seine Anteile an Amorelie von 75 auf 98 % auf. Mitgründer Pollok stieg zeitgleich aus dem Unternehmen aus. Gründerin Cramer ist weiter an Bord und hält als Gesicht der Sextoyschmiede noch 2 % der Firmenanteile. Amorelie ist derzeit in der DACH-Region, Belgien und Frankreich unterwegs. Abseits der DACH-Region ist somit noch viel Platz für weiteres Wachstum von Amorelie. Vor allem aber braucht Amorelie weiter Gewinne, um den Kredit zurückzahlen zu können. Stand Sommer des vergangenen Jahres geht das Amorelie-Team aber davon aus, dass es “die notwendigen Mittel zur planmäßigen Tilgung des Kredits und den Aufbau der Gesellschaft eigenständig generieren” kann.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016
* Das abgelaufene Geschäftsjahr war hinsichtlich der beiden wesentlichsten Leistungsindikatoren, der Umsatz- und EBITDA-Entwicklung (Jahresüberschuss abzgl. Zinsen, Abschreibung und Steuern), das erfolgreichste Geschäftsjahr seit Beginn der operativen Tätigkeit in 2013. Insbesondere die gestiegene Absatzmenge und die Weiterentwicklung der Qualität eigener Produkte und Produktsets haben maßgeblich zu dem positiven Ergebnis beigetragen. Weiterhin konnten zusätzliche Umsätze durch die Einführung des B2B-Businesses und weitere Konzentration auf internationale Marktplätze als zusätzliche Vertriebskanäle erzielt werden.
* Die Umsatzerlöse sind von 20.607,4 Tsd. EUR auf 36.275,6 Tsd. EUR gestiegen. Über zwei Drittel der Umsatzerlöse werden in Deutschland generiert. Weitere wesentliche Verkaufsländer sind zu in etwa gleichen Teilen Österreich und Schweiz. Insbesondere gezielte Marketingmaßnahmen sowie verschiedene saisonale Aktionen haben zum Umsatzwachstum geführt.
* Der Personalaufwand stieg von 3.015,9 Tsd. EUR auf 4.042,0 Tsd. EUR. Das Umsatzwachstum führte zu einem Aufbau der Mitarbeiterkapazitäten um durchschnittlich 8 Mitarbeiter von 78 auf 86 Mitarbeitern.
* Das EBITDA beträgt 1.605,5 Tsd. EUR (i. Vj. -4.744,9 Tsd. EUR) und ist deutlich positiv und im Wesentlichen getragen durch das Umsatzwachstum und damit dem höheren Rohertrag sowie generierte Skaleneffekte im Personalaufwand und den sonstigen betrieblichen Aufwendungen.
* Die weitere Entwicklung des Unternehmens ist uneingeschränkt positiv einzuschätzen. Die Sonoma Internet GmbH wird auch zukünftig in der Lage sein, den Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen. Die Geschäftsführung rechnet auch 2017 ausgehend von den im Risikobericht bereits erwähnten Faktoren und der wirtschaftlichen Beurteilung mit einem deutlich ansteigenden Umsatz sowie einem deutlich ansteigenden EBITDA.
* Die durchschnittliche Zahl der während des Geschäftsjahres beschäftigten Mitarbeiter beträgt: 86 (i. Vj. 78) Angestellte, davon 32 männlich und 54 weiblich.

Amorelie im Zahlencheck

2016: 36,3 Millionen Euro (Umsatz); 457.570 Euro (Jahresüberschuss)
2015: 20,6 Millionen Euro (Umsatz); 5,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 3,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2013: 804.214 (Jahresfehlbetrag)
2012: 11.806 (Jahresfehlbetrag)

PODCAST

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Foto (oben): Amorelie