Ploppster – hier treffen Winzer auf die Crowd
Die Geschichte von Ploppster beginnt 2009, das Vorgängerprojekt hieß Deutsche Wein-Entdeckungs-Gesellschaft. Ende 2017 ging dann Ploppster als professionelle Version einer Crowdfunding-Plattform für deutsche Winzer an den Start. Die Winzer stellen auf der Plattform ihre Projekte vor, für die sie eine Finanzierung suchen. Den Interessierten werden verschiedene Möglichkeiten geboten, sich finanziell in das Projekt einzubringen. Wird der avisierte Finanzierungsbetrag nicht in einer bestimmten Zeit erreicht, erhalten die Kapitalgeber ihr Geld zurück. Die Gründer André Pass und Carsten Henn aus Köln erzählen deutsche-startups.de im Interview wie es zur Gründung von Ploppster kam, was guten Weinjournalismus ausmacht und wieso Wein eine emotionale Angelegenheit ist.
Auf eurer Website erzählt ihr kurz, wie die Idee vor nun fast neun Jahren entstanden ist. Was steht da nicht, was eure Kunden und Interessenten spannend finden könnten?
Carsten: Dass ich seit Jahren mit Freunden ein kleines Weingutsprojekt an der Mosel betreibe, es sind nur drei Weinberge in St. Aldegund, alle Steilstlagen. Dadurch habe ich viel über die Nöte und Wünsche der Winzer gelernt und wir können sie auch viel besser verstehen, weil wir wissen, was es bedeutet, wenn eine Rotte Wildschweine durch den Weinberg rast und die Ernte vernichtet – oder besser: frisst.
Wer von euch war zuerst da und wie kam der andere dazu?
Carsten: Ich war zuerst beim Wein und André zuerst beim Crowdfunding.
André: Ich hatte ein Jahr zuvor einen Businessplan für einen Winzer geschrieben. Ich hatte denen damals vorgeschlagen auch Crowdfunding zur Finanzierung zu nutzen. Die fanden das super, hatten aber keine Zeit sich mit den ganzen Vorbereitungen dafür zu beschäftigen. Es gab damals überhaupt keine Unterstützung für Winzer, die sich für Crowdfunding interessieren. Daher hatte ich gedacht, dass eine spezialisierte Crowdfundingplattform für Winzer mit entsprechenden fachlichen Support Sinn machen würde. Carsten war sofort begeistert, als ich Ihn darauf angesprochen hatte. Dann haben wir das Projekt einfach gestartet.
Wie wird man zum Weinjournalisten?
Carsten: Wenn man zwei Dinge liebt: Schreiben und Wein trinken. Gerade guter Weinjournalismus lebt von der Faszination für das Thema. Wein ist unheimlich emotional, darüber kann man gar nicht distanziert schreiben. Wie emotional das Thema ist merken wir auch beim Crowdfunding, und genau wegen dieser Emotionalität eignet es sich so perfekt für diese Form der Vermarktung: nur wer Funder emotional berührt, hat Erfolg mit einem Projekt. Und: wer einmal eine solche Bindung aufgebaut hat, behält den Kunden, gerade heutzutage ein enorm wichtiger Punkt.
Euer Weg, Wein über Crowdfunding an die Kunden zu bringen, hat sich erst in den letzten Jahren langsam etabliert. Wart ihr damals die ersten auf dem Markt?
Carsten: Es gab einige Crowdfunding-Projekte aus dem Weinbereich vor uns, alles Einzelprojekte auf verschiedenen Plattformen. Wir waren dann die ersten in Deutschland, die sich darauf konzentriert und das Ganze professionalisiert haben. Und innerhalb kürzester Zeit hatten wir die grosse Erfahrung in diesem Bereich. Es gibt viele ungeschriebene Gesetze, damit ein Crowdfunding aus dem Weinbereich erfolgreich ist, die wir angesammelt haben. Jedes unserer Projekte war erfolgreich, dahinter steckt viel Arbeit in der Auswahl der Projekte wie der Begleitung dieser.
André: Im Ausland gibt es bereits spezialisierte Wein-Crowdfundingplattformen. Die grösste und bekannteste ist Naked Wines aus Großbritannien, die in 2016 für 100 Millionen Euro an Majestic Wine verkauft wurde.
Gab es anfangs Bedenken, dass die Idee möglicherweise ohne Marketing und PR nicht auf Anklang stoßen könnte?
Carsten: Mein Crowdfunding Vorläuferprojekt “Deutsche-Wein-Entdeckungs-Gesellschaft” läuft seit einigen Jahren im kleinen Maßstab. Ohne PR- und Marketing. Nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda konnten im gut vernetzten Weinbereich schon über 500 Kunden akquiriert werden. Wir waren deshalb sehr zuversichtlich, dass wir auch ohne PR- und Marketing-Power einen super Start hinlegen, für die nächste Stufe aber einen Investor benötigen.
Habt ihr in eurem Bereich Konkurrenz?
Carsten: Nein, wir sind in unserem Bereich allein. Eine solche Plattform aufzubauen ist auch eine echte Herausforderung. Es braucht Experten aus der Technik, aus dem Marketing und nicht zuletzt aus dem Weinbereich. Ohne Kompetenz in letzterem würden Spitzenwinzer wie Dirk Würtz oder das Team vom Sorentberg ihr Projekt nicht bei uns realisieren. Und neben jungen Betrieben, die sich ihre ersten Sporen verdienen, braucht es solche Leuchtturm-Projekte, um eine Plattform bekannt zu machen, und zu demonstrieren, dass man konsequent auf Qualität setzt.
Wie seht ihr die Entwicklung der Startup-Szene in Köln und Umgebung?
André: Meines Erachtens nach hat sich in den letzten Jahre hier sehr viel getan. Richtig spürbar ist das für mich durch die Zusammenarbeit mit den Digitalen HUBs in NRW geworden. Wir sind Vermieter und Kooperationspartner des HUBs in Bonn und haben dort sehr viele neue Startups kennengelernt. Es gibt dort viele Networking Angebote, Schulungen und interessante Events. Ich habe keine Zahlen und Fakten, aber gefühlt wird die Startup Szene schon sehr stark gefördert. Dazu tragen natürlich auch die ganzen CoWorking-Angebote bei. Wir selbst vermieten übrigens auch einen Teil unserer Bürofläche als CoWorking Space und haben dort selbst auch einige kleinere Startups als Untermieter. Wir haben damit sehr positive Erfahrungen gemacht und finden den Austausch immer sehr inspirierend.
Wieviel Zeit bleibt euch für Familie, Freizeit und Urlaub übrig?
Carsten: Wenig! Aber wenn man ein Startup betreibt weiß man das ja. Das Gute ist: Wir haben unsere Leidenschaft Wein zum Beruf gemacht. Da gehen die vorbereitenden Reisen zu den Winzern durchaus als Kurzurlaub durch.
Würdet ihr eure Idee jederzeit wieder so umsetzen oder gibt es Dinge, die ihr heute anders machen würdet?
Carsten: Als sich durch Zufall das Sarah Hultens Weingutsprojekt anbot sind wir Hals über Kopf gestartet, quasi ein Vierteljahr früher als geplant. Das bedeutete für uns enorm viel Arbeit und sehr viel Troubleshooting als die Seite online war. Ein wenig mehr Vorbereitungszeit wäre schon klasse gewesen, aber manche Chancen sind einfach zu gut, um sie nicht zu nutzen. Sarah hat unwahrscheinlich viel für ihr Projekt getan, absolut vorbildlich und war später absolut glücklich über den Erfolg. Denn Crowdfunding läuft natürlich umso besser, je mehr das Weingut macht. Ein Selbstläufer ist es nie.
Wo sehr ihr euch mit Ploppster in fünf Jahren?
Carsten: Wir möchten die Crowdfunding-Plattform für Alkoholika aller Art werden, die in Manufakturen und mit Seele produziert wird. Unser lautmalerischer Name macht ja für viele Getränke Sinn. Projekte im Ausland sind zudem interessant für uns, schon jetzt gibt es Anfragen aus Mallorca, mit Dirk Würtz’ Projekt wird jetzt schon Wein aus den USA gehandelt.
André: Zudem soll es einen eigenen Shop und einen VIP-Bereich für Kunden geben, die Raritäten sammeln, oder zum Beispiel zusammen mit einem Winzer einen Weinberg bestellen oder einen eigenen Wein produzieren wollen. Wir wollen diese Kunden mit den Winzern sehr einfach über unsere Plattform zusammen bringen und begleiten, damit die Zusammenarbeit reibungslos verläuft.
PODCAST
+++ Im ersten ds-Podcast überhaupt kommentiert ds-Chefredakteur Alexander Hüsing (der für die kommende Runde noch ein tolles Mikro bekommt!) gemeinsam mit OMR-Podcast-Legende Sven Schmidt, ICS-Gründer, VC-Experte und Investor, offen, schonungslos und ungefiltert die Startup-News der Woche.
In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit über 650 Start-ups, 25 Gründerzentren, attraktiven Investoren und zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt vom Digital Hub Cologne und der Stadt Köln.
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