Von Alexander
Montag, 9. Juli 2018

Augmented Reality trifft auf Drohnen und die Blockchain

Willkommen im Digital Hub Logistics in Dortmund! "Als Gründerstandort besticht Dortmund insbesondere durch seinen starken Fokus auf Technologie. Mit zwei Fraunhofer-Instituten und der TU Dortmund existiert hier ein sehr gutes Umfeld für Talente und Gründer", sagt Digital Hub Logistics-Managerin Maria Beck.

In Dortmund ist nicht nur der BVB zu Hause, sondern auch der Digital Hub Logistics. Beim digitalen Knotenpunkt, der zur de:hub-Initiative gehört, dreht sich alles um Logistik. Der Digital Hub Logistics unterstützt Gründer beim Weg von der Idee zum Startup und hilft Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung. Der Digital Hub Logistics wird von den Fraunhofer-Instituten für Logistik und Materialfluss IML sowie für Software- und Systemtechnik ISST, dem Effizienzcluster Management und dem Duisburger Hafen getragen.

Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen Digital Hub Logistics-Managerin Maria Beck und Matthias Parlings, Abteilungsleiter Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, über den Standort Dortmund, die Logistikbranche und die letzte Meile.

Dortmund als Gründerstandort – Was finden Startups in Dortmund, was sie in anderen Städten vielleicht nicht finden?
Beck: Als Gründerstandort besticht Dortmund insbesondere durch seinen starken Fokus auf Technologie. Mit zwei Fraunhofer-Instituten und der TU Dortmund existiert hier ein sehr gutes Umfeld für Talente und Gründer, insbesondere für die Bereiche Logistik, Maschinenbau und Informatik. In diesem Rahmen setzt der Digital Hub Logistics auf ein starkes Expertennetzwerk im Umfeld von Fraunhofer IML, Fraunhofer ISST und duisport sowie den angedockten Labs und Forschungshallen. Der Digital Hub Logistics hat nicht nur Startups als Zielgruppe, sondern richtet sich primär an etablierte Unternehmen, die auch ihren Weg in Richtung Digitalisierung beschreiten müssen. Digital-Teams aus etablierten Unternehmen, sogenannte Start-ins, finden bei uns im Hub einen Platz und werden beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen und Technologien unterstützt. Gründer am Standort Dortmund kommen bei uns leicht in Kontakt mit Start-ins aus Unternehmen und können sich über Visionen und Herausforderungen einfach austauschen.

Was genau zeichnet Dortmund als Forschungsstandort besonders aus?
Parlings: Wir verfügen über eine Vielzahl von Hochschulen und Universitäten mit mehr als 50.000 Studenten und 11.000 Beschäftigten. Zudem haben wir in Dortmund die ganze Breite von Forschungseinrichtungen – etwa Fraunhofer, Max-Planck, Leibniz-Gesellschaft. Der Transfer von neuen Erkenntnissen aus der Forschung in die Industrie hat in Dortmund eine lange Tradition. Dies zeigt sich auch räumlich am Campus der TU, deren Technologiezentrum eines der erfolgreichsten in ganz Deutschland ist. Schon seit Jahrzehnten werden hier neue Unternehmen insbesondere aus dem Umfeld von Universität und Forschungsinstituten ausgegründet. Der Digital Hub Logistics, dessen Träger neben dem EffizienzCluster LogistikRuhr und Duisport die Fraunhofer-Institute IML und ISST sind, stellt eine neue, noch intensivere Form des Transfers von Forschungsergebnissen in die Entwicklung neue Geschäftsmodelle dar. Dortmund ist mit dem Fraunhofer IML, den Lehrstühlen der TU und den Bachelor- und Masterstudiengängen Logistik europaweit führend in der Logistikforschung und akademischen Ausbildung. Zudem hat die Informatik eine lange Tradition in Dortmund mit einer sehr großen Fakultät..

Auf welchen Themen liegt euer Forschungsschwerpunkt?
Parlings: Beim Stichwort Logistik denken viele erstmal an Transport, also den Warenfluss: Wie kommt das Produkt vom Lager zum Endverbraucher? Wir optimieren jedoch neben dem Material- auch den Informations- und Finanzfluss zwischen den einzelnen Akteuren. Daher gehören auch Themen wie der Einsatz von Assistenzsystemen – Augmented Reality – oder die Nutzung der Blockchain-Technologie – Smart Contracts – zu unseren Forschungsgebieten. Auch die Themen Drohnen, fahrerlose Transportsysteme und neue Trackingsysteme mit hochauflösenden Kameras entwickelt. Außerdem wird der gesamte Bereich des “Internet der Dinge” bei uns am Fraunhofer Institut in Dortmund gemanaged. Zusammen mit der Telekom arbeiten wir beispielsweise an Usecases für die Nutzung von Narrowband IoT, einem neuen Mobilfunkstandard für das Internet der Dinge. Hier können IoT-Devices zukünftig flächendeckend in Logistikprozessen eingesetzt werden. Ein Beispiel: Eine Mülltonne ist mit entsprechender Sensorik ausgestattet und vermeldet selbst, wann sie geleert werden muss – bei einer Batterielaufzeit von über zehn Jahren. Dies lässt sich auf unendlich viele Geschäftsmodelle im IoT-Bereich ausweiten.

Was macht Dortmund zu einem so prägenden Standort für die Logistikbranche?
Beck: Unser Verständnis von Logistik geht über den reinen Transport von Waren hinaus. Logistik erstreckt sich für uns über die komplette Supply Chain. Wir betrachten Waren-, Daten-, Informations- und Finanzflüsse ganzheitlich und gehen dabei auf Mensch, Maschine und Prozesse ein. Mit dem jährlichen Digital Logistics Award für Startups haben wir ein Format geschaffen, um besonders innovative Logistiklösungen für Produktion, Handel, Automotive oder andere Branchen zu finden.

Was macht Dortmund für Venture Capital besonders interessant?
Beck: In Dortmund sind zahlreiche vielversprechende technologieorientierte Startups ansässig. Viele konzentrieren sich auf den B2B Bereich und arbeiten an ganz konkreten digitalen Lösungen für die bislang stark manuell geprägten Logistikprozesse. Beispielsweise hat das Startup doks.innovation in diesem Jahr eine Anschubfinanzierung von 1,15 Millionen Euro erhalten. Das Startup hat eine Lösung entwickelt, mit Hilfe von Drohnen den Warenbestand in Lagern automatisch zu erfassen.

In der Logistik geht es bei digitalen Trends oft um die sogenannte “Letzte Meile”. Welche Trends werden hier in Dortmund in diesem Bereich gesehen?
Parlings: Die Logistik der letzten Meile ist für Anbieter und Dienstleister eine der großen Herausforderungen innerhalb der Supply Chain. Der Wert der bestellten Waren und so auch die Zahl der Bestellungen steigen stetig und die Retourenquote ist hoch – bei Mode liegt sie sogar bei 50 %. Gleichzeitig steigen die Kundenanforderungen – viele Besteller hätten ihre Ware gleich am selben oder nächsten Tag. Eine der Herausforderung für diese sogenannte “Urbane Logistik” besteht darin, eine bessere Vernetzung zwischen Versender und Empfänger zu schaffen. In Smart Cities können beispielsweise Apps dabei helfen, den Versender über den Status seiner Lieferung in Echtzeit zu informieren. So können Sendungen auch kurzfristig umgeleitet werden und den Kunden doch rechtzeitig erreichen. Aber die Versorgung muss auch sozial- und umweltverträglich gestaltet werden. Bisher werden nur wenige Elektrofahrzeuge bei der Lieferung eingesetzt, dabei gibt es im urbanen Raum schon heute wirtschaftliche Einsatzfelder. Durch die Weiterentwicklung der Batterie und den Einsatz von Drohnen ist hier noch mehr möglich. Dann wäre sogar eine Lieferung zu Nachtstunden möglich – automatisiert und geräuschlos.

Der digitale Pott kocht! Mit hunderten Startups, zahlreichen Gründerzentren und -initativen, diversen Investoren sowie dutzenden großen Startup-Events bietet das Ruhrgebiet ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. deutsche-startups.de, die Gründerallianz Ruhr und der ruhr:HUB berichten gemeinsam über die Digitalaktivitäten im Revier.

PODCAST

Wochenrückblick
+++ Im ersten ds-Podcast überhaupt kommentiert ds-Chefredakteur Alexander Hüsing (der für die kommende Runde noch ein tolles Mikro bekommt!) gemeinsam mit OMR-Podcast-Legende Sven Schmidt, ICS-Gründer, VC-Experte und Investor, offen, schonungslos und ungefiltert die Startup-News der Woche.

Foto (oben): Shutterstock