Von Alexander
Mittwoch, 4. Juli 2018

Service Partner One: 2017 quasi tot – jetzt profitabel

Im Sommer 2017 war das Berliner Startup Service Partner One quasi am Ende. Die Investoren zogen aber nicht den Stecker, sondern entschieden sich für einen Neustart - mit fast komplett neuem Team. Dies geschah wohl auch, um das eigene Gesicht zu wahren. Jetzt arbeitet die Jungfirma profitabel.

Im Sommer des vergangenen Jahres stand das junge Berliner Startup Service Partner One, 2015 an den Start gegangen, vor dem Aus. Zu Hochzeiten beschäftigte die B2B-Firma, die angetreten war, das Office Management zu digitalisieren rund 120 Mitarbeiter. Im Frühjahr 2017 gab es dann – als die Zahlen überhaupt nicht stimmten – einen kompletten Kahlschlag und einen kompletten Neustart. Danach wirkten dann noch unter 30 Mitarbeiter bei Service Partner One. Auch das Gründerteam verließ das Startup in mehreren Stufen – zuletzt ging Mitgründer Sven Hock.

Stattdessen übernahm Philipp Andernach das Ruder bei der Jungfirma. Er wirkte zuvor einige Monate als Chief Operating Officer im Unternehmen. Seine Aufgabe war klar definiert: Er sollte versuchen, das Modell mit deutlich kleinerem Team zu etablieren. “Ich wurde oft gefragt, warum ich diese schwere Aufgabe bei Service Partner One angenommen habe. Für mich sind bei einem Engagement immer drei Voraussetzungen wichtig: ein Umfeld, in dem man gefordert wird, in dem man direkten Einfluss hat und in dem man die Chance hat eine ganze Branche zu verändern”, sagt Andernach zu seiner Motivation die Aufgabe zu übernehmen.

Ein Blick zurück: Service Partner One brachte sich Mitte 2015 als “digitale Lösung für Serviceleistungen im Office” in Stellung. Rheingau Founders stattete das Startup anfangs mit einer sechsstelligen Summe aus. Später flossen dann rund 10 Millionen US-Dollar in Service Partner One. Zu den weiteren Investoren gehören unter anderem EQT Ventures, Target Global, Vito Ventures, Ringier Digital Ventures und Earlybird.

Die Mitarbeiterzahl von Service Partner One stieg in kurzer Zeit massiv – von 10 im Jahre 2015 auf über 100. Der Grund war simpel: Service Partner One versprach zwar die Digitalisierung von Office-Alltäglichkeiten – etwa die Versorgung mit Getränken, Büroklammern und Klopapier -, das Unternehmen war aber nicht mehr als ein Call Center mit Website, das versuchte Auftraggeber und Anbieter zusammen zu bringen. Die Produktentwicklung einer Technikplattform für diese Belange wurde zu spät angegangen und dann nur mühsam umgesetzt. Hinzukamen weitere strategische Fehlentscheidungen, etwa ein zu breites Produktangebot. Service Partner One wollte am Anfang alles auf einmal. Und ging daran fast zu Grunde.

Schon die Service Partner One-Zahlen für 2016 waren für so ein junges und kleines Startup eine Katastrophe. Ende des Jahres lag der Jahresfehlbetrag bei rund 5,4 Millionen Euro. Aus dem Vorjahr kamen noch 676.456 Euro hinzu. In zwei Jahren hatte das Unternehmen somit schon über 6 Millionen Euro verbraten und damit schon mehr als die Hälfte des Gesamt-Investments in Höhe von rund 10 Millionen aufgebraucht. Kurzum: Service Partner One war viel zu schnell gewachsen und lieferte dabei nur schlechte Zahlen. Die Kostenseite hatte das Startup dabei nie im Griff! Kurze Zeit später stand Service Partner One deswegen dann vor dem Aus. Die Investoren zogen aber nicht den Stecker, sondern entschieden sich für einen Neustart – mit fast komplett neuem Team. Dies geschah wohl auch, um das eigene Gesicht zu wahren.

“Wir haben die Fehlentwicklungen korrigiert und mit einem neuen Team noch mal von vorne angefangen. Auch die Kultur des Unternehmens erfuhr eine massive Veränderung mit starkem Fokus auf Leistung und Wertschöpfung”, sagt Andernach zum Umbruch. Gemeinsam mit Hanspeter Wehle (Finance) und Elsa Cordonnier (Produkt) machte er sich dann an die Arbeit, Service Partner One umzubauen. “Heute sind nur noch drei Mitarbeiter bei uns beschäftigt, die vor meiner Zeit schon da waren”, berichtet Andernach weiter. 25 Mitarbeiter wirken derzeit im Unternehmen. “Heute haben wir einen anderen Fokus – auf Produkt- und Technologieentwicklung”. Sein Fazit nach einem Jahr Umbau: “Uns ist ein erfolgreicher Turnaround gelungen, im operativen Geschäft sind wir profitabel”. Gemeint sind damit “positive Unit Economics”. Dabei erwirtschaftet das Startup wohl – wie zu hören ist – niedrige sechsstellige Umsätze pro Monat.

Auch die Investoren glauben wieder bzw. weiter an Service Partner One – auch wenn das Unternehmen sicherlich kein Milliardenunternehmen mehr wird! EQT Ventures, Vito Ventures und Co. pumpten Anfang dieses Jahres abermals eine siebenstellige Summe in das Startup. dessen Schwerpunkt nun die Plattform SP ONE ist. Das cloudbasierte Tool ermöglicht die digitale Verknüpfung von Dienstleistern und Unternehmen, die auf der Suche nach Reinigungskräften, Getränkelieferanten oder Bürobedarf sind.

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Foto (oben): Service Partner One