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Wimdu: Über 60 Millionen Verlust seit dem Start

Nach dem Verkauf von Wimdu an den Ferienwohnungsvermittler Novasol blieb beim airbnb-Wettbewerber kaum ein Stein auf dem anderen. Mit guter Tendenz aus den roten Zahlen: Der Jahresfehlbetrag lag 2016 bei nur noch 3 Millionen Euro (Vorjahr: 11,2 Millionen).
Wimdu: Über 60 Millionen Verlust seit dem Start
Montag, 25. Juni 2018VonAlexander

Wer die Presseseite von Wimdu ansteuert, findet dort diesen Satz: “Die Idee einer Onlineplattform, die Reisende mit privaten Besitzern von Wohnungen und Zimmern zusammenbringt, bescherte Wimdu seit der Gründung 2011 ein rasantes Wachstum”. Wobei zuletzt von einem “rasanten Wachstum” bei Wimdu nicht mehr die Rede sein konnte. Der Jahresabschluss für 2016 zeigt vielmehr, dass das Rohergebnis zuletzt um 3,1 % zurückgegangen ist – von 18,6 Millionen Euro auf 18,1 Millionen.

Dazu heißt es im Jahresabschluss des Unternehmens, das seit Ende 2016 zum dänischen Ferienwohnungsvermittler Novasol gehört: “Obwohl das Rohergebnis wie im Lagebericht zum Geschäftsjahr 2015 geplant, im Vergleich zum Vorjahr leicht abgefallen ist, konnte Wimdu den Jahresfehlbetrag deutlich senken. Das erzielte Jahresergebnis resultiert aus reduzierten, aber effizienteren Marketingausgaben, sowie optimierten Strukturkosten im Rahmen der strategischen Neuausrichtung Mitte des Jahres”. Schon 2015 fokussierte sich Wimdu auf professionelle Anbieter. Damals beschrieben die Wimdu-Macher ihre Positionierung als eine Art Hotel light mit Standards für die Wohnungen wie bei einem Hotel. Der eingeschlagene Weg trägt insgesamt Früchte! “Die geplante Verbesserung der Profitabilität wurde somit ebenfalls erreicht”, heißt es im Jahresabschluss. Der Jahresfehlbetrag lag 2016 bei nur noch 3 Millionen Euro (Vorjahr: 11,2 Millionen). Insgesamt häufte der Zimmervermittler aber seit dem Start einen Verlust in Höhe von 62,3 Millionen Euro an.

Ende 2016 beschäftigte die Wimdu GmbH gerade noch 50 Mitarbeiter. “Um diese Senkung zu erreichen, wurden einige Kündigungen ausgesprochen sowie Aufhebungsverträge geschlossen”, teilt das Unternehmen mit. Im Januar 2015 waren in Berlin noch 150 Mitarbeiter beschäftigt. Im Dezember 2014 waren es sogar noch 171 Mitarbeiter. Im Januar 2013 wurden im Headquarter in Berlin sogar noch 195 Mitarbeiter beschäftigt. Für das Gesamtjahr 2016 lagen die Kosten in Sachen Personalaufwand bei Wimdu aber noch immer bei 7,1 Millionen Euro (Vorjahr: 8,1 Millionen). Interessant dabei: Die zuletzt genannten 50 Mitarbeiter in Berlin lagen sogar “unter dem angestrebten Personaltableau”. Deswegen plante das Grownup auch wieder Neueinstellungen.

Wimdu-Eigner Wyndham Vacation Rentals Group setzt nun gezielt darauf, die Plattform mit den anderen Einheiten des Unternehmens zu verknüpfen: “Insbesondere die Nähe zum Europäischen Marktführer im Segment der Ferienhausvermittlung, dem dänischen Anbieter Novasol, bedeutet eine vielversprechende Entwicklungsmöglichkeit”. Und weiter: “Unter anderem soll sich durch die Kombination aus dem Know-how, des langjährig bestehenden Unternehmens, Impulse für Produktentwicklung und Qualitätsverbesserung ergeben. Außerdem wird durch die gemeinsame Nutzung der Infrastruktur und die teilweise gemeinsame Vermarktung der Produkte, ein Anstieg des Umsatzpotenzials prognostiziert”. Wobei sich dies alles erst noch zeigen muss. Solche Sätze liest man quasi nach jeder Übernahme. Für 2017 strebt das Unternehmen aber bereits ein “positives Jahresergebnis”. Dabei nimmt das Wimdu-Team auch einen “moderaten Umsatzrückgang in Kauf”. Rasantes Wachstum ist somit weiter nicht mehr von Wimdu zu erwarten. Schwarze Zahlen sind für den Novasol-Ableger, der einst 90 Millionen Dollar VC-Gelder eingesammelt hat, aber vorerst wichtiger.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016

* Das Geschäftsjahr 2016 war das sechste Geschäftsjahr der Wimdu GmbH. Obwohl das Rohergebnis wie im Lagebericht zum Geschäftsjahr 2015 geplant, im Vergleich zum Vorjahr leicht abgefallen ist, konnte Wimdu den Jahresfehlbetrag deutlich senken. Das erzielte Jahresergebnis resultiert aus reduzierten, aber effizienteren Marketingausgaben, sowie optimierten Strukturkosten im Rahmen der strategischen Neuausrichtung Mitte des Jahres. Die geplante Verbesserung der Profitabilität wurde somit ebenfalls erreicht. Am Ende des Geschäftsjahres erzielte die Wimdu GmbH eine Eigenkapitalquote von 11% (Vj: 26%) und eine Liquidität 2. Grades 10 iHv. 126% (Vj: 175%).
* Im Zuge der strategischen Neuausrichtung und den daraus resultierenden effizienteren, internen Prozessen musste die Personenzahl im Jahr 2016 deutlich gesenkt werden. Im Dezember 2016 waren 50 Personen bei der Wimdu GmbH beschäftigt. Um diese Senkung zu erreichen, wurden einige Kündigungen ausgesprochen sowie Aufhebungsverträge geschlossen. Drohende kündigungsschutzrechtliche Klagen sind nicht ersichtlich. Die nun erreichte Zahl liegt jedoch unter dem angestrebten Personaltableau, sodass seit einigen Wochen wieder verstärkte Personalanwerbungsbemühungen unternommen werden. Insbesondere im IT-Bereich müssen einige Stellen besetzt werden. Die Aktivitäten laufen im Plan und wir sind zuversichtlich, zeitnah die noch offenen Positionen zu füllen.
* Das Gesamtvermögen der Wimdu GmbH beläuft sich per 31. Dezember 2016 auf T€ 13.140.
* In 2017 wird für die Wimdu GmbH ein großes Synergiepotenzial durch die Eingliederung in die Wyndham Vacation Rentals Group entstehen, vor allem bedingt durch den Zugriff auf angebotene Ferienhäuser und Ferienwohnungen verschiedener Unternehmen der Gruppe. Insbesondere die Nähe zum Europäischen Marktführer im Segment der Ferienhausvermittlung, dem dänischen Anbieter Novasol, bedeutet eine vielversprechende Entwicklungsmöglichkeit. Hieraus verspricht sich die Wimdu GmbH einige positive Effekte.
* Oberste Priorität für Wimdu hat die Etablierung bzw. Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Wimdu strebt für 2017 eine erneut deutliche Verbesserung der Profitabilität und damit erstmalig ein positives Jahresergebnis an. Profitabilität soll durch ein verbessertes Angebot, eine optimierte Website, zufriedene wiederkehrende Kunden und einen höheren Bekanntheitsgrad sowie der Reduzierung der Kosten erreicht werden. Dabei wird auch ein geplanter moderater Umsatzrückgang in Kauf genommen.

Wimdu im Zahlencheck

2016: 18,1 Millionen Euro (Rohergebnis); 3,0 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 18,6 Millionen Euro (Rohergebnis); 11,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 13,6 Millionen Euro (Rohergebnis); 11,8 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2013: 9,4 Millionen Euro (Rohergebnis); 7,0 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2012: 2,5 Millionen Euro (Rohergebnis); 12,8 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2011: -3,8 Millionen Euro (Rohergebnis); 16,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Wimdu

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.