Researchgate: Verlust steigt um 73,3 % – auf 10,7 Millionen
Das junge Startup Researchgate gehört zu den großen Aushängeschildern der Berliner Startupszene. Knapp 90 Millionen US-Dollar flossen bisher in das 2008 gestartete Forschernetzwerk – unter anderem von Bill Gates, Tenaya Capital und Benchmark. Das Startup wurde von den drei jungen Forschern Ijad Madisch, Sören Hofmayer und Horst Fickenscher ins Leben gerufen. Mehrere Millionen Forscher aus aller Welt haben das trafficstarke ResearchGate bereits für sich entdeckt – zuletzt waren es über 15 Millionen.
Über ein richtiges Erlösmodell verfügt ResearchGate erst seit wenigen Jahren. “Seit der Investitionsrunde im November 2015 hat ResearchGate mit dem Verkauf von Anzeigen für wissenschaftliche Produkte und Dienstleistungen sowie Stellenanzeigen erfolgreich sein Geschäftsmodell etabliert”, teilte Researchgate im vergangenen Jahr mit. Offizielle Zahlen von Researchgate gab es bisher nicht. Nun aber veröffentlichte das Startup seinen Jahresabschluss für 2016. Demnach steigerte das Forschernetzwerk seinen Umsatz von 2015 auf 2015 von sehr mauen 2,9 Millionen Euro auf magere 4,9 Millionen – ein Plus von 66,9 %. Der Jahresfehlbetrag stieg gleichzeitig aber von 6,2 Millionen auf 10,7 Millionen Euro an – ein Plus von 73,3 %.
Die Hauptstädter führen in Sachen Verluste vor allem Entwicklungsleistungen an. Im Jahresabschluss heißt es: “Im Geschäftsjahr 2016 wurden insgesamt Investitionen in Höhe von EUR 4.080.590,15 vorgenommen. Sie betrafen in erster Linie die Weiterentwicklung der Datenbank in Höhe von EUR 3.330.269,60. Die weiteren Investitionen erfolgten in technische Ausstattungen. Hierbei sind vor allem die Renovierungsarbeiten in einem dazu gemieteten Nebengebäude hervorzuheben, welche zur Schaffung neuer Arbeitsplätze durchgeführt wurden”. 2016 beschäftigte Researchgate 228 Mitarbeiter.
Insgesamt beurteilt die “Geschäftsführung die Entwicklung des Geschäftsjahres 2016 als zufriedenstellend”. Zufriedenstellend klingt in diesem Zusammenhang leider etwas komisch. Wesentliche Änderungen der Geschäftspolitik seien aber nicht geplant. Seit dem Start summieren sich die Verluste von Researchgate auf rund 34,1 Millionen Euro. Das Umsatzwachstum von zuletzt 66,9 % ist zwar ordentlich, lässt aber noch verdammt viel Luft nach oben. Bei schnell wachsenden Startups erwarten Investoren deutlich andere Dimensionen! Bei Kapitalrücklagen in Höhe von 50,8 Millionen muss man sich um Researchgate aber noch keine großen Sorgen machen.
Svens Meinung
Dennoch stellt sich die Frage, wann und wie ResearchGate monetarisieren will. Laut Jahresabschluss 2016 will ResearchGate mehr Mitarbeiter im Vertrieb einstellen. Es wäre spannend zu wissen, ob das im vergangenen Jahr bereits zu einem relevanten Umsatzanstieg geführt hat. Im Jahr 2016 hat ResearchGate 10,7 Millionen Euro verloren, primär getrieben durch die Personalkosten. Ohne die Aktivierung von Eigenleistungen in Höhe von 3,3 Millionen Euro wäre der Verlust entsprechend höher gewesen.
Ende 2016 hatte ResearchGate noch circa 8,5 Millionen Euro Cash, daher war das weitere Fundraising im Februar 2017 nicht überraschend. Als Marktführer ist ResearchGate bestens für die Zukunft aufgestellt. Der Ausmaß des zukünftigen Erfolges wird davon abhängen, wie gut man die Reichweite monetarisieren kann.
Sven Schmidt, ICS-Gründer, VC-Experte und Investor
Researchgate im Zahlencheck
2016: 4,9 Millionen Euro Umsatz; Jahresfehlbetrag: 10,7 Millionen Euro
2015: 2,9 Millionen Euro Umsatz; Jahresfehlbetrag: 6,2 Millionen Euro
2014: 898.884 Euro Umsatz; Jahresfehlbetrag: 5,4 Millionen Euro
2013: 292.292 Euro Umsatz; Jahresfehlbetrag: 4,3 Millionen Euro
2012: Jahresfehlbetrag: 3,8 Millionen Euro
2011: Jahresfehlbetrag: 2 Millionen Euro
2010: Jahresfehlbetrag: 989.132 Euro
2009: Jahresfehlbetrag: 552.855 Euro
2008: Jahresfehlbetrag: 191.632 Euro
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.