VC-Interview

Die Folie “Für uns gibt es keinen Wettbewerb” nicht zeigen!

"Wir beschäftigen uns ausschließlich mit dem Gesundheitswesen und für uns ist immer die Frage entscheidend, wie können wir dem Unternehmen helfen und einen echten Mehrwert bieten", sagt Florian Kainzinger von Think.Health.
Die Folie “Für uns gibt es keinen Wettbewerb” nicht zeigen!
Dienstag, 5. Juni 2018VonAlexander

Der junge Kapitalgeber Think.Health, der von Florian Kainzinger gegründet wurde, investiert seit 2015 unter anderem in den Bereich Digital Healthcare. Im Portfolio des Venture Capitalists sind unter anderem HyHelp, Caspar und M-Sense. Im VC-Interview spricht Kainzinger über Meilensteine, Erfahrung und Fehleranalysen.

Reden wir über Geld. Was genau reizt Dich daran, Geld in Unternehmen zu investieren?
Wir entwickeln gerne Unternehmen – und das als Teil des Unternehmens und nicht als pure externe Geldgeber. Daher beteiligen wir uns mit vollem Risiko an spannenden Projekten und Ideen.

Wie wird man eigentlich Venture-Capital-Geber – wie bist Du Venture-Capital-Geber geworden?
Sehr zufällig! Ich wollte immer als Unternehmer tätig sein und komme nicht aus der Finanzbranche. Nach meinem letzten Job als Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens wurde ich von Freunden angesprochen, ob ich nicht bei deren Startup helfen könnte. Daraus wurde unser erstes Investment und somit der erste Meilenstein auf dem Weg zu einem Portfolio.

In der VC-Welt wird oftmals mit Millionenbeträgen hantiert, wird Dir da nicht manchmal mulmig zumute – bei diesen Summen?
Nein, um Unternehmen nachhaltig aufzubauen, benötigen wir ausreichend Kapital. Wir achten aber sehr darauf, dass das Geld effizient eingesetzt wird und werfen nicht blind mit Millionenbeträgen um uns.

Was sollte jeder Gründer über Euch – als VC – wissen – wie etwa grenzt Ihr Euch von anderen Investoren ab?
Wir beschäftigen uns ausschließlich mit dem Gesundheitswesen und für uns ist immer die Frage entscheidend, wie können wir dem Unternehmen – welches eine sehr gute Idee mit einem großartigen Team entwickelt – helfen und einen echten Mehrwert bieten.

Wie entscheidet Ihr, ob Ihr in ein Start-up investiert: Bauchgefühl, Daten, Beides oder was ganz anderes?
Beides und noch viel mehr. Am Ende ist für uns immer die Frage, ob dieses Team diese Idee in einem besonderen Marktumfeld – Gesundheitswesen – umsetzen kann und ob wir dabei helfen können

Welche Unterstützung bietet Ihr – neben Geld?
Wir greifen wahrscheinlich auf das breiteste aktuell im VC-Bereich verfügbare Netzwerk im deutschsprachigen Gesundheitswesen zurück. Nicht nur, dass unser Team jahrelang selbst operativ in der Branche tätig war, auch die große Mehrzahl der hinter uns stehenden Investoren und Geldgeber kommt aus dem Gesundheitssektor.

Wie organisiert Ihr den Austausch mit Euren Portfolio-Firmen, welche Tools nutzt Ihr?
Es gibt natürlich Ansätze mit Projektmanagement-Tools und interaktiver Kommunikation. Am Ende ist uns aber das persönliche Gespräch und der direkte, regelmäßige Austausch wichtig. Wir treffen alle Startups mindestens einmal im Monat, teilweise deutlich öfters.

Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee?
Das lässt sich so einfach nicht differenzieren. Wir haben tolle Teams scheitern sehen und andersherum. In der jeweiligen Situation braucht es die richtige Mischung. Wichtig ist uns immer, dass das Team umfangreiche Erfahrung im jeweiligen Betätigungsfeld hat und mindestens ein Gründer muss bereits im Gesundheitsbereich aktiv gewesen sein.

Wie sieht das ideale Gründerteam aus bzw. gibt es überhaupt das ideale Gründerteam?
Es besteht aus zwei oder drei Personen, mindestens einer/eine davon mit eigener operativer Erfahrung im Gesundheitswesen sowie einer Person im Bereich Business Development/Strategie und – je nach Produkt – ausreichender Tech-Erfahrung. Ich glaube wir haben schon Teams gesehen, die dem Ideal ziemlich nahe kommen.

Nicht jedes Start-up läuft rund, nicht jedes wird ein Erfolg. Was macht Ihr, wenn eine Eurer Beteiligungen in Schieflage gerät?
Gemeinsam mit dem Team werden die Schwachpunkte identifiziert und ggf. Adjustierungen im Geschäftsmodell vorgenommen. Abhängig von der jeweiligen Situation können Nachfinanzierungen, Personalwechsel oder auch die Beendigung des Geschäftsmodells zur Debatte stehen. Zu Beginn kommt jedoch immer die Fehleranalyse und die möglichst offene gemeinsame Diskussion.

Und woran merkt Ihr, dass Ihr bei einem Start-up die endgültige Reißleine ziehen müsst?
Im Idealfall ist das ein gemeinsamer Prozess mit dem Gründerteam – und das haben wir so schon „erfolgreich“ durchlebt! Wenn es dazu unterschiedliche Auffassungen gibt, dann ist uns das Feedback aus dem Markt sehr wichtig. Wir würden ein Projekt kaum aufgeben, wenn technisch noch Lücken bestehen oder Dinge einfach länger dauern, als geplant. Aber wenn wir merken, dass der Markt auf die Idee nicht anspricht und diese auch nicht anzupassen ist, dann wird es eng.

Was sollten Gründer vor Investoren niemals sagen oder machen?
Zu sehr von sich überzeugt sein und die Folie „für uns gibt es keinen Wettbewerb“ zeigen.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.