Interview

savedroid-Fiasko: “Die Aktion war der falsche Weg”

"Auch wenn wir unsere Aktion zutiefst bereuen, gehen wir nicht von einem nachhaltigen Schaden für unser Geschäft aus. Wir fokussieren uns auf unsere Mission, Sparlösungen für Massenmarktnutzer zu entwickeln", sagt Yassin Hankir von savedroid.
savedroid-Fiasko: “Die Aktion war der falsche Weg”
Dienstag, 15. Mai 2018VonAlexander Hüsing

Nach dem angeblichen ICO-Scam ist das junge FinTech savedroid nun im Krisen-PR-Modus. Inzwischen betreut Gründer Yassin Hankir die Vortäuschung eines Exit-Scams. “Wir würden eine solche Aktion sicher nicht noch einmal durchziehen”, sagt Hankir im Interview mit deutsche-startups.de. Zudem spricht der Statupper über Nachhaltigkeit, Treuhandlösungen und Nutzerwachstum.

Mit eurem angeblichen Exit-Scam habt ihr vor wenigen Wochen den Startup-Skandal des Jahres produziert. Was habt ihr doch bloß bei dieser Aktion gedacht?
Der drastische Schritt, mit unserer Webseite einen Tag lang offline zu gehen, tut uns sehr leid. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt die Absicht, unsere Community, Nutzer, Investoren sowie die FinTech- und Krypto-Industrie zu verunsichern und müssen uns ganz klar dafür entschuldigen. Auf dem Weg zu unserem ICO sind wir leider selbst immer wieder mit Betrugsmaschen konfrontiert worden. Unsere Webseite wurden nachgebaut und Telegram-Admin-Profile geklont, um Token-Käufer zu täuschen. Spam-Mails und Scam-Attacken waren vier Monate lang an der Tagesordnung. Trotz intensiver Bemühungen ließen sich nicht alle Betrugsfälle vermeiden. Dieser Kampf gegen Windmühlen hat uns tief getroffen. Uns war klar, dass wir vor solchen Marktpraktiken nicht einfach unsere Augen verschließen und so tun können, als ob nichts gewesen wäre.

Die Aufregung war groß. Weltweit haben Menschen um ihr Geld gefürchtet. Habt ihr die Ausmaße und Reaktionen auf eure PR-Aktion unterschätzt?
Absolut. Wir würden eine solche Aktion sicher nicht noch einmal durchziehen. Auch wenn wir massive Missstände im ICO-Markt sehen, die seine Nachhaltigkeit gefährden, war die Aktion dennoch der falsche Weg, um darauf aufmerksam zu machen.

Eine generelle Sache: Wäre es technisch überhaupt möglich gewesen, dass Du Dich mit der gesamten ICO-Kohle vom Acker machen könntest?
Aufgrund der bei unserem ICO bestehenden Treuhandbeziehungen, die man auch in unserem Whitepaper nachlesen kann, hätten wir uns bei unserem ICO nur mit einem Teil der Kryptos und Gelder aus dem Staub machen können. Andere Unternehmen mit Sitz in wenig regulierten Offshore-Locations mit skurrilen Rechtsformen und ohne Treuhandlösungen sind dazu aber leicht in der Lage. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Wer nun nach savedroid sucht, findet hunderte Artikel über den Skandal. Wie wollt ihr mit diesem Imageschaden künftig euer Geschäft weiter ausbauen?
Auch wenn wir unsere Aktion zutiefst bereuen, gehen wir nicht von einem nachhaltigen Schaden für unser Geschäft aus. Wir haben uns die Ärmel hochgekrempelt und fokussieren uns mit voller Energie auf unsere Mission, smarte und bequeme Sparlösungen für Massenmarktnutzer zu entwickeln. Letztlich wird die Qualität unserer Produkte und damit unser Nutzerwachstum über den Erfolg von Savedroid entscheiden.

Zum Schluss einmal der Blick nach vorne: Wie geht es mit savedoid nun weiter?
Mit dem ICO haben wir den Grundstein für die Weiterentwicklung unseres Geschäftsmodells gelegt. Die Idee von savedroid ist es, jungen Menschen dabei zu helfen, sich einfach und ganz nebenbei ihre Wünsche zu erfüllen. Mit unserer neuen Krypto-Spar-App, quasi „Sparen 2.0“, werden wir jetzt die spannende Welt der Krypto-Währungen demokratisieren. Der internationale Beta-Launch ist bereits für Mitte 2018 geplant. Bis dahin gibt es noch eine Menge zu tun, weshalb wir derzeit unser Team von 15 auf 25 Mitarbeiter signifikant aufbauen, um so beide Sparmodelle parallel auszubauen.

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Foto (oben): savedroid

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.