“Gründen ist eine Einstellung, der man sich verschreibt”
Unsere Rubrik “5um5” liefert jeden Tag um Punkt 5 Uhr insgesamt – wer hätte das gedacht – 5 wissenswerte Fakten, bahnbrechende Tipps oder hanebüchene Anekdoten rund um ein startupaffines Thema. Heute spricht Paul Polterauer, Gründer von Herosphere, über seinen Gründeralltag. Auf der Wettplattform für E-Sports tummeln sich bereits 250.000 registrierte Nutzer. Im Herbst des vergangenen Jahres stemmte das Startup den ersten österreichischen ICO.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Der Wecker läutet zwischen 7 und 7:30 Uhr, dann geht es ab ins Bad und danach mache ich Dehn- und Gymnastikübungen. Anschließend mache ich mich auf den Weg ins Büro, wo ich zuerst Krypto- sowie Esports-News lese. Gegen 8:30 Uhr startet dann das Daily Business. Einmal in der Woche stehe ich auch deutlich früher auf und gehe laufen bevor es dann ins Büro geht
Was über das Gründer-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Das Gründen keine Tätigkeit ist, sondern eine Einstellung. Mir gefällt der Leitsatz “embrace the hustle” besonders gut. Was ich auch gelernt habe: Wie wichtig das Netzwerk und die richtigen Partner sind. Nur die Idee und harte Arbeit reichen leider nicht. Wir haben mit unserem Unternehmen inzwischen viel erlebt. Angefangen hat alles mit einer Idee aus meinem privaten Leben: die kleinen Wetten zwischen Freunden, die man von der Schule, dem Fußballplatz oder der Arbeit kennt, zu digitalisieren, ohne Gebühren für einen Mittelsmann zu errichten. Warum mir das wichtig war, ist, dass für uns nicht das gilt, was man unter anderem den Casinos in Las Vegas nachsagt: The house always wins. Bei uns ist das nicht der Fall, sondern es gilt man wettet wirklich gegeneinander: The community always wins. Wir nannten das damals thesocialbet, haben uns aber bald entschieden auf den extrem rasant wachsenden E-Sports-Markt zu konzentrieren. Wodurch “thesocialbet” zu Herosphere wurde, mit mittlerweile über 250.000 registrierten Nutzern. Für uns war die Blockchain und dann der ICO der nächste logische Schritt, um unsere Vision von Transparenz und Manipulationssicherheit – die wir von Anfang an hatten – auf die nächste Ebene zu bringen und dabei die modernste Technologie zu verwenden. Der Weg dahin war aber oft nicht einfach und das Ziel am Anfang nicht klar. Mein Rat dahin an Gründer ist: Seid offen für neue Möglichkeiten und bereit, euch auf Unvorhergesehenes einzulassen.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Wir haben bei einem sehr großen europäischen Startup-Event den ersten Platz geholt. Der Preis war ein garantiertes Investment von mindestens 100.000 Euro. Bis heute haben wir keinen Cent gesehen. Auch das ist bezeichnend für das Startup-Leben. Und bei einer Startup-Reise nach Hong Kong war eine Investorin offensichtlich mehr an mir als an unserem Startup interessiert.
Die Startup-Szene lebt von einer gewissen Hochglanz-Euphorie. Wie glamourös ist das Gründerleben wirklich?
So glamourös, dass Gründer unseres Teams teilweise mehrere Monate im Büro schlafen mussten, weil kein Geld für eine Wohnung da war. In meinen Augen ist Gründen und Entrepreneur zu sein eine Einstellung, der man sich verschreibt. Das bedeutet viel Schweiß und Einsatz. Geld kann man woanders vermutlich leichter und schneller machen. Dafür ist die Community sehr gut und hilfsbereit.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
“Denken Sie groß” ist nicht nur ein Titel von Deichkind sondern sondern etwas, das man sich wirklich zu Herzen nehmen sollte. Andererseits ist Fokus ist extrem wichtig. Am Anfang dachten wir, wir könnten den B2C- und den B2B-Markt gleichzeitig erobern, inzwischen sind wir fokussierter. Insgesamt braucht es tatsächlich aber beides: Vision und Fokus.
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