Weg frei für Telemedizin! Reaktionen aus der Szene
Der Deutsche Ärztetag machte gerade den Weg für Telemedizin in Deutschland frei. Eine sogenannte “telemedizinische Fernbehandlung” war hierzulande bisher nicht möglich. Lediglich in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein gab es zuletzt Ausnahmen. Startups wie DrEd und Fernarzt operieren deswegen von Großbritannien aus.
Damit Telemedizin-Startups hierzulande durchstarten können, muss nun aber noch das Fernverschreibungsverbot weg. Erst wenn Apotheker Rezepte von Telemedizinanbietern einlösen dürfen, macht das Konzept Telemedizin wirklich Sinn. Zudem kommt noch der Föderalismus ins Spiel. Die ärztlichen Berufsordnungen, die die Fernbehandlung bisher verbieten, sind Landesrecht. Bundesländer, die nun schnell sind, dürften deswegen einen Wettbewerbsvorteil haben. Es bleibt somit noch viel zu tun, zumindest aber ist der erste Schritt gemacht! Hier einige Reaktionen aus der Szene.
“Wir freuen uns, dass der Ärztetag die Telemedizin als moderne Option anerkennt und sie damit auf sichere, standes- und versicherungsrechtliche Grundlagen stellt. Wir rufen die Länder auf, dies nun zügig auf Länderebene umzusetzen. Die Aufhebung des Fernbehandlungsverbotes zeigt uns, dass wir mit unseren Ideen und Innovationen auf dem richtigen Weg und maßgeblich daran beteiligt sind, die Digitalisierung und Modernisierung der Krankenversicherung in Deutschland voranzutreiben.”
Roman Rittweger, Gründer von ottonova
“Wir finden es großartig, dass jetzt die ersten Schritte in Richtung Liberalisierung unternommen werden. Aber es muss noch viel mehr passieren, bis wir unseren telemedizinischen Service von Deutschland aus anbieten können: Deutsche Apotheker dürfen aktuell keine Rezepte von Telemedizin-Anbietern einlösen. Diskutiert wird außerdem, ob der postalische Versand von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln (generell) verboten wird. Auch ist die soeben beschlossene Musterberufsordnung nur eine Vorlage, die jetzt noch ihren Weg in die einzelnen Bundesländer finden muss. Im Saarland hat sich die Ärztekammer beispielsweise gerade gegen die Fernbehandlung gestellt. Und zuletzt muss man sich auch fragen, wie sich Telemedizin durchsetzen soll, wenn man sie nicht bewerben darf.”
Eckhardt Weber, Macher von Fernarzt
“Der Wegfall langer Wartezeiten auf Arzt-Termine oder in Wartezimmern wird die Versorgungsqualität signifikant erhöhen. Die Entscheidung auf dem Ärztetag bestätigt unseren Ansatz. Wir sind kein kommerzielles Angebot, das Ärzten hierzulande Konkurrenz macht. Vielmehr ermöglicht TeleClinic deutschen Ärzten, über seine Plattform Fernbehandlungen anzubieten. Grundsätzlich sind dabei auch E-Rezepte möglich. Privatversicherte können diese in Baden-Württemberg bereits erhalten. Wir können schnell hochskalieren und rechnen mit einem enormen Wachstum für die mit uns kooperierenden Ärzte”.
Katharina Jünger, Mitgründerin von TeleClinic
“Wir begrüßen die Entscheidung der Bundesärztekammer, den deutschen Gesundheitsmarkt für die telemedizinische Erstbehandlung von Patienten zu öffnen. So können endlich auch Ärzte in Deutschland Patienten aus der Ferne behandeln, ohne dass diese erst in die Arztpraxis kommen müssen. Allein durch telemedizinische Leistungen könnten schätzungsweise etwa ein Drittel aller Arzttermine aufgefangen werden. Das entlastet die Arztpraxen und hilft gegen überfüllte Wartezimmer.”
David Meinertz, Gründer von DrEd
“Der Deutsche Ärztetag hat mit seinem Votum zum Fernbehandlungsverbot erste wichtige Weichen gestellt. Das eröffnet große Chancen für eine weitere Säule der Versorgung. Mit der Fernbehandlung rücken Ärzte und ihre Patienten näher zusammen. Das fördert die rasche Abklärung allgemeiner Beschwerden, aber vor allem die intensivere Betreuung immobiler Patienten. Jetzt muss eine bundesweit einheitliche Regelung die derzeitigen regionalen Ansätze harmonisieren.”
Christoph Straub, Barmer
Lesenswert zum Thema: “Warum der große Boom in der Telemedizin wohl ausbleiben wird” (Handelsblatt), “Ärztetag ebnet Weg für Videosprechstunde: 10 Fakten, die ihr kennen solltet” (Gründerszene).
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