#5um5

“Der erste Blick geht schon im Bett auf Instagram”

"Das Gründerleben ist wie ein Marathon, der nach 42 gelaufenen Kilometern in Bestzeit erst richtig losgeht. Während Herausforderungen gerade gemeistert sind, steht ein neues Thema auf der Agenda, das die volle Aufmerksamkeit einfordert", sagt Florian Hepp, Mitgründer von Henri Benett.
“Der erste Blick geht schon im Bett auf Instagram”
Dienstag, 8. Mai 2018VonAlexander Hüsing

Unsere Rubrik “5um5” liefert jeden Tag um Punkt 5 Uhr insgesamt – wer hätte das gedacht – 5 wissenswerte Fakten, bahnbrechende Tipps oder hanebüchene Anekdoten rund um ein startupaffines Thema. Heute spricht Florian Hepp, Mitgründer des Uhrenlabels Henri Benett, über seinen Gründeralltag.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Jeder Morgen startet ähnlich. Der erste Blick geht meistens schon im Bett auf Instagram, um zu sehen was über Nacht passiert ist. Auf dem Weg ins Büro schaue ich mir die Entwicklung im Detail an und suche regelmäßig nach neuen möglichen Partnern für spannende Social Media-Kampagnen. Außerdem checken wir direkt, ob unser Versandzentrum alle am Vortag bestellten Uhren verschickt hat und natürlich auch, welche Verkäufe über Nacht eingegangen sind.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Jeden zweiten Tag mit Laufen. Dann ist meine Sporttasche schon morgens dabei und ich nutze die Gelegenheit mich direkt im Büro umzuziehen und meine Runde an der Elbe oder Alster zu machen. Die vielen Eindrücke und Inspirationen auf dem Weg bieten viel Platz für Kreativität und neue Ideen. Chris hingegen ist ständig „on“ sagt er – aber meisten sitzt er mit seinem Mac und einem Bier an der Isar, wenn ich ihn anrufe.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Wir wachsen täglich an den Aufgaben und Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen. Aber Hürden waren beispielsweise ein teilweise hoher bürokratischer Aufwand bis man von einem eigenen Unternehmen und einer eigenen Marke sprechen kann. Auch die Finanzierung war zu Beginn ein zentrales Thema für uns zwei. Wir waren uns von Anfang an sicher, dass wir uns vollständig selbst finanzieren wollen und dann geht es natürlich an die eigenen Ersparnisse für die wir beide hart gearbeitet haben. Außerdem sind wir jeweils noch passioniert für unsere Full Time Jobs tätig, so dass natürlich auch die zeitliche Beanspruchung und die Organisation eine zentrale Hürde war/ist. Mittlerweile sind wir aber besser strukturiert.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
In Hamburg gibt es einen alteingesessenen Uhrmacher, der im Stadtteil Winterhude eine kleine, feine und weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Uhrmacherstube betreibt. Und das seit weit über 50 Jahren. Ich bin fast wöchentlich an seinem Laden vorbeigegangen. Er selbst wird von seinen Kunden, die überwiegend Junghans und Rolex tragen und seinen Mitarbeitern respektvoll Meister Kramer genannt. Ich habe seinen eindrucksvollen Laden mit unserer ersten Kollektion besucht, um seine Meinung einzuholen. Ich war unheimlich stolz, aber auch nervös. Meister Kramer hat dann tatsächlich angeboten unsere Uhren in seinem traditionsreichen Geschäft anzubieten, obwohl er selbst nur Luxus- und Automatikuhren trägt und bearbeitet. Das war ein Wow-Erlebnis für mich. Einen so erfahrenen und gleichzeitig sympathischen Uhrmacher mit entsprechender Reputation auf seiner Seite zu wissen, ist ein tolles Gefühl.

Die Startup-Szene lebt von einer gewissen Hochglanz-Euphorie. Wie glamourös ist das Gründerleben wirklich?
Das Gründerleben ist wie ein Marathon, der nach 42 gelaufenen Kilometern in Bestzeit erst richtig losgeht. Während Herausforderungen gerade gemeistert sind, steht ein neues Thema auf der Agenda, das die volle Aufmerksamkeit und alle Energie einfordert. Die Nächte sind kurz, die Tage meist lang, die Kalender voll und die To-do-Liste nie leer. Jede geschaffte Etappe ist glamourös.

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Foto (oben): Henri Benett

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.