Wenn ihr gründet, seid euch bewusst, mit wem ihr gründet”
Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Klaus Hoffmann, Mitgründer von Giroxx. Über die Plattform können Nutzer, also kleinere und mittlere Firmen sowie Privatpersonen Geld ins Ausland überweisen. Das Start-up will dabei mit “aktuellen Wechselkursen, geringen Gebühren und schlanken Strukturen” bei der Zielgruppe punkten.
Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
Mein Mitgründer Jörg Sonnenschein und ich haben vor der Gründung von Giroxx in großen Unternehmen gearbeitet. Da war der Schritt zum Unternehmer tatsächlich ein großer Umbruch: Plötzlich mussten wir vom Einkauf des Kopierpapiers bis zur Auswahl des passenden Programmierers alles in Eigenverantwortung entscheiden. Doch das macht es dann ja auch aus! Ich möchte die erste Zeit, in der wir uns in alles eingearbeitet haben, nicht missen. Und jetzt sind wir eben selbst für den Erfolg von Giroxx verantwortlich – das ist ein richtig gutes Gefühl.
Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
Wir waren mit unseren Gesellschaftern, die wir schon lange kennen, beim Italiener zum Abendessen. Im Gespräch entstand dann die Idee für Giroxx. Wir wollten unbedingt ein handfestes Produkt, außerdem wissen wir, um was es beim Auslandszahlungsverkehr geht: Jörg war 25 Jahre lang bei Bierbaum tätig – das war zu der Zeit das größte international tätige Devisenmakler-Unternehmen in Deutschland. Dort war er seit 2009 geschäftsführender Gesellschafter. Ich selbst habe sowohl bei der Commerzbank als auch bei der WestLB den weltweiten Devisenhandel geleitet.
Woher stammte das Kapital für Dein Unternehmen?
Angefangen haben wir mit den Einlagen der Gründer in die Giroxx GmbH, später kam Kapital von befreundeten Investoren hinzu. So konnten wir den Grundstein für Giroxx legen, das Produkt und die notwendige Software entwickeln sowie die BaFin-Lizenz beantragen, so dass wir im Mai 2016 an den Markt gehen konnten. Für die nächsten Entwicklungsschritte haben wir Anfang 2018 eine weitere Finanzierungsrunde über 900.000 Euro abgeschlossen – 500.000 Euro kommen vom Land Hessen, weitere 400.000 Euro haben wir von privaten Investoren erhalten. Das Geld nutzen wir für die weitere Produktentwicklung, die IT sowie Vertrieb und Marketing. Wichtig ist uns, dass Jörg und ich nach wie vor die Mehrheit an Giroxx halten.
Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Wir bieten mit Giroxx Auslandsüberweisungen über das Internet an. Damit dies möglich ist, mussten wir die Software programmieren, eine Webseite erstellen lassen und brauchten – da für uns Sicherheit sehr wichtig ist – eine BaFin-Lizenz. Klar, dass wir für diese Aufgaben Dienstleister einbeziehen mussten. Manchmal hat es dann einfach länger gedauert, als wir uns das gewünscht hätten. Letztlich haben wir so aber viel gelernt und sind auch glücklicherweise nicht gestolpert, sondern haben richtig losgelegt.
Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Das war eine sehr spannende Phase. Wir haben in kurzer Zeit viel erreicht und sind darüber sehr stolz. Mein ganz persönliches Learning ist aber sicher, dass ich heute mehr auf mein Bauchgefühl höre und Dinge schneller umsetze.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Euch besonders wichtig?
Da wir ein Finanzdienstleister sind, ist uns das Vertrauen unserer Kunden besonders wichtig. Daher ist für uns im Marketing sehr wichtig zu kommunizieren – ja, wir sind ein Start-up, aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, wir sind erfahrene Finanzexperten, und unsere Dienstleistung ist so sicher wie bei jeder deutschen Hausbank. Kurz: Giroxx ist einfach, sicher, günstiger. Mit dem Abschluss der Finanzierungsrunde starten wir nun auch mit strategischer Marketingkommunikation, PR und Vertrieb. Da unsere Dienstleistung im Internet genutzt werden kann, wird sich da einiges in den B2B-Online-Kanälen abspielen, auch über klassische Ad-Kampagnen. Darüber hinaus haben wir noch Überraschungen in petto, mit denen wir in Zukunft unsere Hauptzielgruppe, den Mittelstand, erreichen und regelmäßig informieren wollen.
Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Die Gründung eines Unternehmens ist sehr arbeitsintensiv, viele Entscheidungen müssen getroffen werden. Mich persönlich hat da meine Frau sehr unterstützt. Und: Natürlich war es wichtig, dass wir zu zweit gegründet haben, Jörg Sonnenschein und ich sind ein gutes Team. Zudem haben wir uns aber auch von der Now! Innovationsberatung, der Innofincenta GmbH und der Kanzlei Orrick, Herrington & Sutcliffe LLP professionell beraten lassen.
Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Wenn ihr gründet, seid euch bewusst darüber, mit wem ihr zusammen gründet. Man braucht viel Vertrauen und Toleranz der Gründungspartner, um die Hürden der Gründung zu meistern. Entscheidend ist, dass alle an einem Strang ziehen und das gleiche Ziel verfolgen. Der Rest ergibt sich dann von allein.
Du triffst den Bundeswirtschaftsminister. Was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Kleine, attraktive Büroflächen und vor allen Dingen flexible Mietzeiten. Startups vergrößern sich in kurzen Zyklen, lange Vertragslaufzeiten können da eine echte Herausforderung und ein Ärgernis sein. Start-ups sind sehr flexibel – es wäre sicher hilfreich, wenn es die Rahmenbedingungen auch wären.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hätten?
Das ist ganz klar: Ich würde eine Fischbude mit Fish & Chips in bester Qualität betreiben!
Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschen spielen?
Da muss ich nicht lange überlegen: Bei Lizza in Neu-Isenburg würde ich gerne einmal hinter die Kulissen gucken. Marc und Matthias haben mit ihrem Pizzateig aus Leinsamen und Chiasamen ein tolles Produkt auf den Markt gebracht und machen einen super Job.
Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
Ins alte Rom. Ich komme gebürtig aus Trier, und Rom hat die Historie der Stadt maßgeblich geprägt – Trier war die Hauptstadt des weströmischen Reiches. Augusta Treverorum, Kaiser Constantin – mich hat das immer fasziniert.
Du hat eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Das wäre natürlich ganz schön. Doch tatsächlich denke ich, dass mein Leben wohl nicht anders wäre als zurzeit.
Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
Wir – das heißt meine Frau, mein Sohn und ich – machen sonntags gerne Ausflüge. Hier um Frankfurt herum gibt es ja viel zu entdecken, sowohl in der Stadt als auch in der Natur. Natürlich treffen wir auch gerne Freunde. Bei schlechtem Wetter darf es aber auch mal die Couch sein.
Mit wem würdest Du gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Das ist im Moment eher theoretisch, weil ich dafür leider zu wenig Zeit habe. Aber wenn, dann gerne einen ruhigen Kaffee mit meiner Frau – oder das eine oder andere Bier mit meinen Jungs.
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