Von Alexander
Freitag, 27. April 2018

“Wurden in der digitalen Szene nicht ernst genommen”

"Gott sei Dank wurden wir von Beginn an von vielen Menschen unterstützt. Wir haben damals in der Factory Berlin begonnen und ich habe es als großen Vorteil empfunden, unter ähnlich verrückten Entreprenuers ein Unternehmen zu gründen", sagt PlusPeter-Gründer Cecil von Croÿ.

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Cecil von Croÿ, der gemeinsam mit Karl Bagusat das Startup PlusPeter, einen kostenlosen Druckservice für Studenten, gründete. Nach eigenen Angaben sind bisher über 150.000 Studenten bei PlusPeter, früher als PrintPeter bekannt, registriert.

Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
Ich bin dankbar für diese Chance und finde es großartig die Möglichkeit zu haben, Entscheidungen treffen zu können, für die ich natürlich Verantwortung trage, aber die im besten Fall ein super Outcome für unser Unternehmen bedeuten können.

Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
Karl und ich sind schon lange befreundet und haben einen Teil unserer Studienzeit in den USA verbracht. Dort sind Unternehmen, Marken und Unis viel stärker miteinander verknüpft als hier. Das spiegelt sich nicht nur in zahlreichen Star Bucks Bechern wieder, mit denen man tagein, tagaus über den Campus läuft, sondern auch in der Präsenz potentieller Arbeitgeber, die ganz selbstverständlich um Nachwuchs für ihre Einstiegsprogramme werben. An dem Punkt haben wir angesetzt und uns gefragt: Über welchen Kanal können wir Studenten und Unternehmen hierzulande zusammenbringen? Nachdem schnell klar wurde, dass der Weg über die deutschen Unis lang und bürokratisch werden würde, setzten wir bei den Studenten an – und landeten letztlich beim Skript. Denn wenn es ums Lernen geht, ist das Papier in der Hand auf der Beliebtheitsskala noch immer ganz oben, aber der Aufwand dahinter mühsam. Lange Schlangen am Copyshop treffen zu Hause auf leere Druckerpatronen. So war klar: Wir wollen Studenten das Drucken abnehmen!

Woher stammte das Kapital für Dein Unternehmen?
In der Startphase hatten wir das Glück, studiVZ-Gründer Michi Brehm an Bord zu haben, der uns mit seinem Investment half, die Druckkosten zu bewältigen und das Produkt weiterzuentwickeln. In 2017 investierten dann weitere Unternehmer und Business Angels rund 1,2 Millionen. Wichtiges Geld, mit dem wir den digitalen Zweig unserer Plattform weiter ausbauen können.

Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Ich denke, dass viele Print als Kernprodukt belächelt haben. Zu Beginn wurden wir in der digitalen Szene für unser Produkt nicht ernst genommen. Ich denke, wir konnten nachweislich aufzeigen, dass wir den perfekten Log-In in die Studentenwelt geschaffen haben und jetzt mit weiteren digitalen Produkten nachlegen.

Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde sicherlich das Produkt mit deutlich mehr A/B-Testing in kleineren Zielgruppen testen. Soll heißen: Statt recht schnell in ganz Deutschland zu launchen, würde ich beispielsweise erstmal in Berlin an drei verschiedenen Universitäten starten. Die daraus generierten Learnings würde ich dann mitnehmen, um das Angebot in ganz Deutschland auszurollen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Euch besonders wichtig?
Wir haben das große Glück, dass unser Produkt für sich selber spricht – kostenlos Drucken – und wir mittlerweile einen CAC von 0,22 Cent haben. Zudem haben wir früh damit begonnen, Studenten an den verschiedenen Unis als Campus Manager einzusetzen. Als verlängertes Sprachrohr haben sie PlusPeter auf dem Campus bekannt gemacht. Als Vorbild diente hier Red Bull mit den Wing Teams – die haben als Brand Ambassador super funktioniert. Auch jetzt sind unsere Campus Manager nach wie vor der wichtigste Marketingkanal.

Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Gott sei Dank wurden wir von Beginn an von vielen Menschen unterstützt. Wir haben damals in der Factory Berlin begonnen und ich habe es als großen Vorteil empfunden, unter ähnlich verrückten Entreprenuers ein Unternehmen zu gründen. Ich denke man kann gerade als Early Stage Startup stark von einem Co-Working Space profitieren. Deshalb kann ich nur jedem jungen Unternehmen raten, in einer solchen Umgebung zu starten und das Netzwerk dort zu nutzen.

Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Bleibe positiv und höre auf keinen Fall auf „Nein-Sager“ – es gibt immer einen Weg.

Du triffst den Bundeswirtschaftsminister – was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Eine bessere, technisch versierte Ausbildung. Ich finde es schwierig, dass Schüler und Studenten immer noch auf sehr altmodische Weise lernen und nicht schon früher, die digitale Welt im Schulkontext kennen lernen. In diesem Punkt geht Amerika mit gutem Beispiel voran, indem Schüler schon zu Schulzeiten programmieren lernen.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hättest?
Sport Management – am Liebsten Manager von meinem Verein, dem Hamburger SV.

Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschenspielen?
Selfapy. Ich finde es beeindruckend, wenn ein digitales Produkt Menschen mit psychischen Problemen, Depressionen etc. helfen kann und würde gerne hinter die Kulissen schauen, um zu verstehen, wie die Kurse aufgesetzt werden.

Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
Ins Antike Rom – ich habe schon als Kind davon geträumt, live im Kolosseum dabei zu sein.

Du hat eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Ich würde eine fette, fette Party mit all meinen Buddies und der Family veranstalten und mir einen Platz auf einer der nächsten Reisen ins All (Space X) sichern, bzw. das Geld anlegen, um mir dann irgendwann die Reise finanzieren zu können.

Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
Entspannt mit Freunden am See in der Sonne, nicht an Arbeit denkend.

Mit wem würdest Du Dich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Barack Obama.

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Foto (oben): Shutterstock