“Fokussierung und Kapital” als größte Stolpersteine!
Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Marco Cerqui, Mitgründer von Bring. Swisscom Ventures, der Swiss Founders Fund und mehrere Business Angels von investiere.ch investierten kürzlich 2,3 Millionen Schweizer Franken in Bring. Das Unternehmen startete 2015 als simple Einkaufslisten-App. Inzwischen positioniert sich das Startup als “umfangreiche Shopping List Plattform”.
Was bedeutet es euch, der eigene Chef zu sein?
Die Freiheit ein Unternehmen und ein Produkt direkt und aktiv zu gestalten und damit etwas zum Leben anderer Menschen beitragen zu können. Damit kommt natürlich auch große Verantwortung, alle Entscheidungen beeinflussen direkt die Zukunft des Unternehmens, der Mitarbeiter, Investoren und User.
Bei welcher Gelegenheit kam euch die Idee zum Start-up?
Wir sind selber ein idealer User unseres Produktes. Die Einkaufsplanung war nicht ideal, mit Papierzettel und Stift. Als Mobile Consultants haben wir die Vorteile und Chancen von Smartphones früh erkannt und entscheiden, dass hier viel zu machen ist. Das praktische Wissen sowie der “Pain Point” im eigenen Alltag haben ganz natürlich dazu geführt.
Woher stammte das Kapital für euer Unternehmen?
Die Gründung der AG haben wir zu dritt mit zwei BA durchgeführt. Seit dann haben wir in zwei Finanzierungsrunden weitere Investoren an Bord geholt. Die letzte fand vor kurzem statt, als Lead Investor konnten wir mit Swisscom Ventures ein Schwergewicht aus unserem Heimatmarkt gewinnen.
Was waren bei der Gründung eures Start-ups die größten Stolpersteine?
Die Fokussierung und das Kapital. Wo will man hin, wie, wie schnell. Es gibt so viele Opportunitäten. Aber auch die Mittel sind limitiert. Unsere Erfahrung aus fast 10 Jahren in der Corporate Welt hat uns sicherlich geholfen unsere Vision schnell umzusetzen und Investoren zu finden, die den weiteren Ausbau finanzieren. Weiter haben wir von Anfang an mit erfahrenen Advisors gearbeitet, um den größten Stolpersteinen auszuweichen.
Was würdet ihr rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Im Nachhinein ist natürlich immer alles einfacher. Wir sind zwar von Anfang an gut gewachsen, aber mit dem heutigen Wissen hätten wir uns noch aggressiver auf das Wachstum fokussieren können. Gerade in der frühen Phase hätten wir auch noch mehr Ideen testen können und mehr Risiko nehmen können. In unserem Fall ging es gut auf, aber viele Start-ups scheitern auch daran, dass sie alles auf eine Karte setzen und ihre Vision zu wenig testen.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für euch besonders wichtig?
Wir sind sehr stark organisch gewachsen. Bis heute ist das einer unserer großen Stärken – jeder braucht einen Einkaufszettel. Ein sehr gutes Produkt führt zu Mund zu Mund Propaganda, das kann ein riesiges Treiben sein. Auch die PR-Arbeit soll laufend eine Medienpräsenz generieren. Und für uns waren Partnerschaften mit den Market Leaders -Tech, Commercial – von Anfang sehr wichtig.
Welche Person hat euch bei der Gründung besonders unterstützt?
Für mich persönlich war es wichtig ein starkes und ausgewogenes Gründerteam zu haben. Aber natürlich haben wir auch früh mit Advisors und Investoren zusammengearbeitet. Erfahrungen und Ratschläge von Personen, die schon mal etwas ähnliches gemacht haben, sind Gold wert. Am Ende sind es aber immer die Gründer, die den Bärenanteil am Erfolg ausmachen. Die Wahl des Umfelds ist aber sehr wichtig und kann das Wachstum vorantreiben.
Welchen Tipp gebt ihr anderen Gründern mit auf den Weg?
Hartnäckig und beständig an seinem Ziel arbeiten und gleichzeitig flexibel und offen sein für Möglichkeiten, die sich ergeben. Und sich nicht zu viele Sorgen machen, sonst verliert man den Glauben an seine Vision. Natürlich soll es auch Spaß machen. Ein Unternehmen nur aus finanziellen Aspekten zu Gründen kann sehr gefährlich sein. Ohne Spaß, lässt die Motivation bei den ersten Hürden schnell nach.
Ihr trefft den Bundeswirtschaftsminister – was würdet ihr euch für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Startups bieten eine offene, dynamische Umgebung, die großes Potential hat Innovationen hervorzubringen und festgefahrene Strukturen zu durchbrechen und sie durch erfolgreichere zu ersetzen. Dieses Potential sollte aktiv unterstützt und ausgeschöpft werden.
Was würdest du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hättest?
Ganz im Ernst: Ich würde wohl wieder unternehmerisch tätig sein. In welcher Form auch immer.
Bei welchem deutschen Start-up würdet ihr gerne mal Mäuschenspielen?
Der Austausch mit jedem Startup, dass organisch ein großes Wachstum erreicht hat, wäre spannend. Natürlich haben wir auch großen Respekt vor Unternehmen, die über Paid wachsen. Aber überdurchschnittliches Wachstum ohne viel Ressourcen ist irgendwie nochmals spannender.
Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
Die Dot.com Phase in den 90ern habe ich zwar miterlebt, leider war ich noch etwas zu jung, um richtig mitzuwirken. Ansonsten würde ich in die Zeit der industriellen Revolution zurückreisen. Durch neue Technologien wurde nicht nur die Arbeit der Menschen, sondern das gesamte gesellschaftliche Leben umgestaltet. Es war eine Epoche des Umbruchs, von dessen Ergebnis wir heute noch ganz direkt betroffen sind und welches wir in vielen Bereichen auch jetzt miterleben können, zum Beispiel durch die fortschreitende Digitalisierung und Globalisierung.
Du hast eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Ich bin Schweizer. Getreu würde ich Sie gut investieren.
Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
Idealerweise mit meiner Familie, viel Sonnenschein und einem Eis aus meiner Lieblingsgelateria Eisvogel in Zürich.
Mit wem würdest Du gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Roger Federer. Meine Backhand ist leider noch nicht ganz auf seinem Niveau. Neben ein paar Tennis-Tipps könnte ich gleich auch die Series-B mit ihm aushandeln – schließlich müssen auch die Federers einkaufen.
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