“Warte nicht zu lange. Fokussiere Dich auf Dein Produkt”
2016 starteten Leo Marose, ehemaliger Strategie-Berater, und der IT-Systemarchitekt Stefan Berntheisel den Online-Trainingsdienst StackFuel, der zum Start dataX Academy hieß. Das Projekt baute das Duo zunächst aus eigener Tasche auf. Gerade investierten Felix Brosius, Adviqo-Gründer Sylvius Bardt, quofox-Gründer Frank Mies sowie Matthias Helfrich, Christian Bredlow und Niels Hencke einen sechsstelligen Betrag in das Unternehmen, das Kurse wie Grundlagen Datenkompetenz, Data Analyst, Data Engineer und Data Scientist anbietet. Telefónica Deutschland steht schon auf StackFuel.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer Marose über Entscheidungen, Visitenkarten und Aufmerksamkeit.
Im vergangenen Jahr seid ihr als dataX Academy an den Start gegangen. Inzwischen heißt ihr StackFuel. Wie kam es zu dieser Umbenennung?
dataX Academy war unser Projektname aus der Zeit des EXIST-Gründerstipendiums und war somit schon ziemlich alt. Wir haben am Anfang einfach einen Namen gebraucht und wollten uns nicht lange mit Branding, Markenrechten und anderen sekundären Dingen auseinandersetzen. Das Produkt hat bei uns schon immer im Vordergrund gestanden. Den neuen Namen, den ausgebauten Webauftritt und das gesamte CI haben wir erst mit externen Experten erarbeitet und dann innerhalb der letzten Monate mit unserem Team weiterentwickelt.
War dies im Nachhinein der richtige Weg, oder wäre ein perfekter Name zum Start besser gewesen?
Natürlich wäre es klasse wenn gleich am Anfang alles stimmt und man die PR- und SEO-Effekte mitnehmen kann. Im Nachhinein halte ich es aber für die richtige Entscheidung sich am Anfang auf das Produkt und Feedback von ersten Nutzern zu konzentrieren.
Inwiefern?
Man darf nicht vergessen dass so ein Brandingprozess sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Ein weiterer Vorteil das Ganze nach hinten zu verlagern ist, dass man auch das Team mit in den Prozess einbeziehen kann und somit eine Marke aufbaut hinter der alle stehen. Wir sind den Weg gegangen schnell einen Namen auszusuchen, Visitenkarten zu drucken, in Kürze eine Homepage zu launchen und damit sichtbar zu sein.
Wie hat sich StackFuel seit der Gründung entwickelt?
Wir sind besonders stolz darauf neue Talente für unser Team gewonnen zu haben, welches voll hinter unserem Produkt und unserer Vision steht. Mit der neuen Aufstellung können wir selbstbewusst auftreten und haben in kurzer Zeit nach dem offiziellen Launch die ersten zahlenden Kunden gewonnen. Neben den Vertriebserfolgen haben wir auch einige Business Angels von uns überzeugt, sodass wir im Februar diesen Jahres eine mittlere sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen konnten. Zu den Investoren zählen u.a. FX Ventures von Felix Brosius, Adviqo-Gründer Sylvius Bardt, IT-Weiterbildungspionier und quofox-Gründer Frank Mies sowie die Business Angels Matthias Helfrich, Christian Bredlow und Niels Hencke. Aktuell konzentrieren wir uns drauf die Lernerfahrung innerhalb unserer Weiterbildungsprogramme zu optimieren und weitere große Kunden zu gewinnen.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist StackFuel inzwischen?
Wir sind mittlerweile ein Team von knapp 10 Personen und schreiben im kommenden Quartal vermutlich noch ein paar wenige neue Stellen aus. Der Fokus im Team liegt im Bereich Data Science und Development. Als namenhaften Kunden konnten wir unter anderem Telefónica Deutschland gewinnen. Hier schulen wir die Business-, Artificial Intelligence-Abteilung mit unserem „Data Analyst mit Fokus Python“ Weiterbildungsprogramm. Unsere Zielkunden sind große Corporates, innovative Mittelständler oder bereits „erwachsene“ Tech-Startups.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Innerhalb der letzten Monate stand besonders das Thema Finanzierung im Vordergrund, daher kann ich hierzu einige Learnings teilen. In der frühen Unternehmensphase, in der wir uns befunden haben war es rückblickend betrachtet nicht sinnvoll sich mit Venture Capital-Gebern auseinander zusetzen. Es hat sehr viel Zeit gekostet und am Ende war die Entscheidung eine Finanzierung mit Business Angels, die unser Geschäft verstehen, aufzustellen mehr als richtig. Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch nicht die richtigen Kennzahlen für VCs – das ist heute anders und wird uns dabei helfen zum richtigen Zeitpunkt die passenden Investoren an Board zu holen.
Wie seid ihr mit euren Investoren in Kontakt gekommen?
Gut dass du fragst, unser erster Business Angel kam tatsächlich über den letzten Artikel bei deutsche-startups.de auf uns zu, daher hat die Aufmerksamkeit in der Presse definitiv geholfen. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle.
Da nicht für! Wie habt ihr die anderen Geldgeber gefunden?
Alle anderen haben wir direkt angesprochen oder kommen aus unserem Netzwerk. Für einen der Angels habe ich etwa früher einmal als Performance Marketing-Freelancer gearbeitet und somit bestand schon vorher der Kontakt. Keiner der Angels kam über ein Pitchevent, Business Angel Clubs oder sonstige Matching-Veranstaltungen. Davon kann ich im Nachhinein auch eher abraten, denn es macht mehr Sinn Business Angels zu suchen, die man von anderen Gründern vorgestellt bekommt oder bei denen man weiß, dass sie das eigene Geschäftsmodell verstehen und im besten Fall sogar aus einer ähnlichen Branche kommen.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
Warte nicht zu lange. Fokussiere dich auf den Launch deines Produktes und den Aufbau eines guten Teams. Sobald die ersten zahlenden Kunden dein Produkt verwenden werden sich viele Sachen von alleine fügen.
Klingt simpel. War es so einfach für euch, zahlende Kunden zu finden?
Einfach ist das natürlich nie, aber da wir unser erstes Unternehmen auch gebootstrapped haben, war es für uns ganz normal direkt in den Vertrieb einzusteigen. Außerdem waren wir ja zuvor schon in der Branche aktiv und hatten bereits ein Netzwerk aufgebaut. Ich kann den direkten Weg der Ansprache über XING und LinkedIn empfehlen. Einfach die entsprechenden Entscheider raussuchen und mit einer kurzen Mail versuchen einen Telefontermin zu ergattern. Auch wenn es nicht direkt mit dem Verkauf klappt, bekommt man wertvolles Feedback was die Anforderungen an das Produkt oder die Dienstleistung sind. Außerdem macht es Sinn auf Branchenevents zu gehen – in unserem Falle etwa die Predictive Analytics World oder der Data Leader Day – auf dem man eine Vielzahl von Entscheidern in ein oder zwei Tagen treffen kann.
Wo steht StackFuel in einem Jahr?
Darüber will ich jetzt noch keine Prognose abgeben aber wir arbeiten daran weitere spannende Corporates als Kunden zu gewinnen und ihren Mitarbeitern ein Weiterbildungsprogramm zu bieten dass sie fit macht für die Herausforderungen der Digitalisierung. Sollte uns das weiterhin gelingen sind wir 2019 wahrscheinlich auch ein weitaus größeres Team. Wir freuen uns jetzt schon auf diese Zeit, aber auch jetzt macht eigentlich jeder Tag als Unternehmer bereits Spaß, weil wir etwas gebaut haben was unsere Kunden wirklich benötigen und schätzen.
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