Von Alexander
Freitag, 16. März 2018

“Die Fotos unserer Passagiere begeistern die Menschen”

"Der Start verlief super, doch zwei Monate mit viel Auftrieb ließ uns eine andere Interpretation des EU-Gesetzes durch die französische Luftfahrtbehörde heftig stolpern. Durch eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden konnten wir das Problem allerdings in den Griff bekommen", sagt Lars Klein, Mitgründer von Wingly.

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Lars Klein, Mitgründer von Wingly. Das Startup bietet Nutzern eine Art BlaBlaCar für Flüge. Statt Fahrten werden Flüge von Privatpiloten angeboten, bezahlt werden die Flüge via PayPal. Der ehemalige Vize-Bundeskanzler und Ex-Wirtschaftsminister Philipp Rösler investierte gerade in Wingly.

Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
Vor allem viel Verantwortung, welche eine gute Organisation benötigt. Als ehemaliger Selbstständiger war man schon ein wenig darauf vorbereitet, aber ein Unternehmen mit knapp zwei dutzend Menschen – mit zu – führen ist definitiv etwas anderes. Wir sind glücklicherweise ein Gründer-Trio.

Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
Nach dem Abitur bin ich direkt nach Berlin gezogen und irgendwann wollte ich mir die Stadt mal von oben anschauen. Das ging aber leider nicht so einfach, wie man es sich vorstellen könnte. Und so wurde die Idee zu Wingly geboren: Menschen einen einfacheren Einstieg in die Allgemeine Luftfahrt zu ermöglichen.

Woher stammte das Kapital für Dein Unternehmen?
Schon von Anfang an haben uns nicht nur Freunde und Familie unterstützt, sondern auch passionierte Entrepreneure wie Charly Limou, Felix Haas und Thibaud Elziere. In der neuen Runde haben wir nun unseren Freundeskreis erweitert und nun auch einen VC, Howzat Partners sowie den ehemaligen Vize-Bundeskanzler Philipp Rösler und CEO von Daher-Socata, Stephane Mayer, mit dabei.

Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Der Start verlief super, doch zwei Monate mit viel Auftrieb ließ uns eine andere Interpretation des EU-Gesetzes durch die französische Luftfahrtbehörde heftig stolpern. Durch eine enge Zusammenarbeit mit den europäischen und nationalen Behörden konnten wir das Problem allerdings in den Griff bekommen und klarstellen: Flüge auf Kostenteilungsbasis sind nicht kommerziell und vollkommen legal.

Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Früher mit dem Pilotenschein angefangen zu haben, um Wingly nicht nur als Passagier nutzen zu können.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Euch besonders wichtig?
Für Piloten reicht das gesprochene Wort. Meldet man sich auf Wingly an und stellt einen spannenden Flug ein, hat man in der Regel am Tag darauf schon eine Buchung. Das ist natürlich höchst motivierend und spornt einen dazu an, seine Kollegen ebenfalls auf die Plattform zu bewegen. Auf der anderen Seite sind wir bei den Mitfliegern sehr digital. Gerade die schönen Fotos und Videoaufnahmen unserer Passagiere begeistern die Menschen. Fliegen ist immerhin seit jeher ein Menschheitstraum.

Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Freunde und Familie, viele davon mit Erfahrung im Gründen und Führen von Unternehmen. Ganz gemäß dem schönen Spruch: “Wenn du glücklich genug bist, es geschafft zu haben, ist es deine Aufgabe den Aufzug wieder nach unten zu schicken.”

Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Kommunikation ist das A und O. Sei es das Netzwerken nach der Arbeit oder aber die teaminterne Struktur. Gerade in einem multikulturellen Team wie unserem – wir haben bei unseren aktuell 16 Mitarbeitern neun verschiedene Nationalitäten – ist es wichtig, Dinge ausführlich und verständlich zu erklären.

Du triffst den Bundeswirtschaftsminister – was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Da wir in Frankreich gegründet haben, kann ich auch nur von dort sprechen: hier gab es reichlich Unterstützung von der Regierung. Sei es Büro, Subvention oder Networking Veranstaltungen.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hättest?
Ganz klar: Pilot sein.

Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschen spielen?
Volocopter und Liliumjet. Dort wird gerade an – hoffentlich – zukunftsweisenden Entwicklungen gearbeitet.

Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
Ein paar Jahre zurück, Bitcoins kaufen, und dann ins Wachstum des Unternehmens investieren. Spaß beiseite, die Gegenwart gefällt mir doch schon ganz schön.

Du hat eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Vermutlich ein nettes Flugzeug kaufen: eine Diamond Aircraft “DA-42”. Und damit Europa erkunden.

Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
In der Luft mit Freunden!

Mit wem würdest Du dich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Der Klassiker: Elon Musk.

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Foto (oben): Wingly