#FemaleFounders
“Am Anfang habe ich jede Kritik persönlich genommen”
2014 wurde Michaela Hagemann zum ersten Mal Mutter. “So ein Baby verändert einfach alles”, sagt die gebürtige Frankfurterin. “Ich fand für meine Tochter einfach keine Pflegeserie, mit der ich zu 100 % zufrieden war. Einerseits waren mir die Inhaltsstoffe enorm wichtig, da im Babyalter bereits der Grundstein für eine gesunde Entwicklung der Haut gelegt wird, andererseits fand ich den Geruch der üblichen Babypflege zu penetrant und wollte nicht, dass meine Tochter wie ein Kräutertee riecht.”
Nach einer Umfrage unter befreundeten Müttern entstand die Idee zu einer Naturkosmetik-Serie für Babys. Die Ärztin gründete dann Mitte 2015 – gemeinsam mit ihrem Bruder Tilman Kreuder – das Startup das boep (Kurzform von Babyölprojekt). Inzwischen ist die Jungfirma nicht nur im Netz, sondern auch in 33 basic-, 60 Budnikowsky- und 1.100 dm-Märkten vertreten. Vier Mitarbeiter arbeiten inzwischen für das Beauty-Unternehmen. Daneben bekam Hagemann noch eine zweite Tochter und promovierte außerdem. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Hagemann über frischen Wind, Inhaltsstoffe und Babypartys.
Welches Problem wollt Ihr mit das boep lösen?
Problem klingt so schwer, viel mehr wollen wir eine Entwicklung unterstützen: Viele junge Eltern wollen für ihren Nachwuchs nur das Beste und möchten dabei auf nichts verzichten, was ihnen wichtig ist. In unserem Fall heißt das konkret: Eltern wollen eine natürliche und sanfte Pflege für ihr Kind, die aber auch gut riecht und modern aussieht. Nur weil man Eltern ist, muss man sich ja nicht plötzlich Bärchen-Duschgel ins Bad stellen.
Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet das boep ein Erfolg?
Weil unsere Produkte einfach gut sind. Sie wurden von mir für meine eigene Tochter entwickelt und stecken voller liebevoller Details. Wir sind mit einem kleinen Online-Shop und ein paar ausgewählten Boutiquen gestartet und haben uns ohne großes Marketingbudget durch Instagram und Mund-Propaganda zum Liebling vieler junger Eltern gemausert. Unsere Produkte bringen frischen Wind in einen recht traditionellen Markt und das begeistert viele.
Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu das boep?
Mit der Geburt meiner ersten Tochter im Frühling 2014 und der Suche nach einer geeigneten Pflege für sie. Ich bin eigentlich Ärztin und wollte Produkte mit guten Inhaltsstoffen wählen, da im Babyalter bereits der Grundstein für die gesunde Entwicklung der Haut gelegt wird. Doch bei den angebotenen Marken gefielen mir entweder die Inhaltsstoffe nicht oder ich fand den Geruch der natürlichen Pflegeserien zu penetrant und wollte nicht, dass meine Tochter wie ein Kräutertee riecht. Auch das Design fand ich oft zu altmodisch. Ich konnte nicht verstehen, warum öko und modern in diesem Bereich nicht zusammengehen sollten. Das geht in anderen Bereichen ja mittlerweile auch.
Hat sich euer Konzept seit dem ersten Gedankenblitz verändert?
Am Anfang dachten wir, dass wir vor allem Geschenksets anbieten müssen, damit man unsere Produkte gut verschenken kann – auf Babypartys zum Beispiel. Wir haben aber festgestellt, dass unsere Kunden einfach direkt bei uns für sich und ihre Kinder einkaufen und die Sets gerieten eher in den Hintergrund.
Was hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Ehrlich gesagt finde ich es im Nachhinein ganz gut, dass ich vorher nicht alles genau wusste. Ich bin mit einer Mischung aus viel Neugier und etwas Naivität an die Sache herangegangen. Hätte ich bis in das kleinste Detail gewusst, was da auf mich zukommt, hätte ich den Schritt vielleicht nicht gewagt. Und das wäre ein Fehler gewesen, denn wenn man von einer Idee so überzeugt ist, sollte man es auch wagen, sie zu realisieren.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Auf die Produkte bezogen, waren die Zertifizierung und die vielen Tests ein großes Thema. Das Prozedere ist sehr umfangreich und es gibt viele Details, die beachtet werden müssen. Die Qualität unserer Produkte soll schließlich im Vordergrund stehen. So freut es mich natürlich, dass alle Tests im ersten Anlauf geklappt haben und beste Testergebnisse erzielten. Die größte persönliche Hürde war, sich wirklich dazu zu entschließen, etwas ganz Anderes zu machen als man studiert hat und dazu auch zu stehen. Es haben natürlich viele von meinen Freunden erst einmal den Kopf geschüttelt – aber Ärzte sind ja auch nicht gerade für ihre Gründerstories bekannt.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Am Anfang habe ich jede Kritik sehr persönlich genommen und versucht alles zu rechtfertigen. Das mache ich jetzt nicht mehr. Ich freue mich, dass mein kleines Start-Up so gut läuft und hätte im Rückblick nichts anders gemacht.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
Sprecht mit möglichst vielen Leuten aus den unterschiedlichsten Bereichen, denn man lernt immer etwas dazu und entwickelt seine Idee weiter. In meinem Fall waren es andere Gründer, befreundete Mütter, natürlich Kunden, aber auch Leute, die gar nichts mit den Themen Kind, Gründen und Naturkosmetik am Hut hatten. Geht inspiriert und bestärkt aus den Gesprächen heraus und lasst Euch nicht entmutigen.
Welche Tools, welche Apps, welche Software erleichtert Dir den Arbeitsalltag?
Wir arbeiten in unserem Team mit Wunderlist und kommen damit sehr gut zurecht. Man hat alle ToDos im Blick, kann sie priorisieren, Teilaufgaben beifügen und zu jeder einzelnen Aufgabe kommunizieren.
Wo steht das boep in einem Jahr?
Auf hoffentlich noch mehr Wickeltischen. Nein, im Ernst: Der Schritt zu großen Händlern wie dm, Budnikowsky und basic war schon ein sehr großer für uns. Nun geht es darum, uns im Markt zu etablieren und die Markenbekanntheit zu erhöhen. Gerne würde ich auch das Sortiment um eine Schwangerenpflege erweitern, aber es wird noch ein bisschen dauern, bis wir soweit sind.
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