"Europarechtlich inkompatibel"
Web-Apotheken kämpfen gegen Groko-Versandverbot
Digitalisierung sieht anders aus! Wie bereits berichtet, planen SPD und CDU/CSU ein Versandverbot für verschreibungspflichtige Medikamente. Im Koalitionsvertrag heißt es dazu: “Um die Apotheken vor Ort zu stärken, setzen wir uns für ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ein”. Die heimische Apothekerlobby, die ihre Besitztümer verteidigen will, hat sich somit leider durchgesetzt. Die Kurse der börsennotierten Anbieter Zur Rose, zu der auch DocMorris gehört, und Shop Apotheke gingen daraufhin deutlich in die Knie.
Kampflos geben die Versandapotheker aber nicht auf. Zumal es etliche Bedenken gegen dieses Vorhaben gibt. Aus der Zur Rose-Gruppe heißt es zum geplanten Verbot: “Gestützt auf Gutachten und Aussagen vorheriger Bundesregierungen ist die Zur Rose-Gruppe nach wie vor überzeugt, dass dieses Vorhaben verfassungswidrig und europarechtlich inkompatibel ist”. Die Versandapotheke “ist daher sehr erstaunt, dass diese Beurteilungen offenbar nicht ausreichend gewürdigt wurden und diese Intention in den Entwurf des Koalitionsvertrags aufgenommen wurde. Die Zur Rose-Gruppe wird daher im Interesse der Patientinnen und Patienten sowohl in Deutschland als auch auf europäischer Ebene alle notwendigen juristischen und operativen Schritte unternehmen”.
Ziemlich ähnliche sieht das Unternehmen Shop Apotheke die Angelegenheit: “Verfassungs- und europarechtliche Bedenken gegen dieses Vorhaben wurden in den vergangenen 12 Monaten von vielen Seiten geäußert. Wir sind deshalb erstaunt, dass diese Bedenken offenbar nicht ausreichend gewürdigt wurden und diese Intention in den Koalitionsvertrag aufgenommen wurde, zumal diese bis zuletzt strittig gewesen ist. Shop Apotheke Europe wird daher im Interesse ihrer Patientinnen und Patienten in Deutschland alle notwendigen Schritte unternehmen, um den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln aufrechtzuerhalten und diesen weiter anzubieten”.
Die neue Bundesregierung sollte dieses Vorhaben schnell wieder verschwinden lassen oder es niemals auf die Tagesordnung bringen. Ein Versandverbot für verschreibungspflichtige Medikamente wäre ein Armutszeugnis für Deutschland. Nicht nur, weil hier eine mächtige Lobby die Politik bestimmt, sondern weil die Digitalisierung hier als Schreckgespenst aufgebaut wird. Die aufkommende Telemedizin wird die Ärzte- und Apothekerlandschaft mächtig verändern. Deutschland könnte hier ein Vorreiter sein, oder ein Klotz am Bein. Verhindern wird niemand diese Entwicklung können. In anderen Ländern ist dies ja schon möglich.
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